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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chalifat – Chalkis

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chalif'

flusses Herr zu werden und die Selbstregierung wieder für den C. zu gewinnen. Für seinen Widerstand mußte er mit seinem Augenlicht und seinem Throne büßen. Ihm folgte sein Vetter Al-Mustakfî Billâhi (944–945), welcher vor den Usurpatoren des Chalifats bei den Bûjiden Hilfe suchte. Dadurch gelangte die Macht des Emir al-Umarâ jedoch nur in neue Hände, denn fortan beherrschte für lange Zeit die bûjidische Familie das Chalifat. Der erste bûjidische Emir, Mu’izz ed-daula, vererbte seine Würde auf seine Nachkommen.

Nach und nach war den C. von ihrer Macht nur geblieben die Erwähnung ihres Namens bei dem öffentlichen Gebet (Chutba, s. Chatîb) und auf den Münzen. Aber auch diese Prärogative mußten sie mit den thatsächlichen Machthabern teilen. Auch der Titel des C. war den Abbâsiden in verschiedenen Teilen der mohammed. Welt streitig gemacht worden. In Ägypten und den davon abhängigen Ländern richtete sich das fâtimidische Chalifat ein, in Spanien galt das Chalifat von Cordoba. Auch diese Chalifate verfielen nach kurzer Dauer, wie das von Bagdad. Die Fâtimiden fielen, wie die Abbâsiden, unter die Gewalt ihrer Wesire, bis (1171) Saladin, der Gründer der ejjubidischen Dynastie (1171–1250), ihrer Geltung ein Ende machte. Die Omajjaden in Cordoba waren längst durch die Teilung Spaniens in viele kleine Reiche um alle Gewalt gebracht, als die Almoraviden sie völlig stürzten. Der Beherrscher von Turkestan, Ilek-Chan, eroberte Chorassan und stürzte die Sâmâniden, wurde aber wieder von Mahmûd, dem Fürsten von Ghasna, gestürzt, der dort 998 die Herrschaft der Ghasniwiden gründete. In Bagdad mußten die Bûjiden 1038 den Seldschuken weichen, welche an der Stelle der erstern das Chalifat bevormundeten, sich in verschiedene Dynastien teilten und die Herrschaft der Türken begründeten. Die seldschukischen Sultane von Irak wurden 1194 von den Chowaresmiern und diese durch die Mongolen gestürzt. Al-Mustakfî, dem 23. abbâsidischen C., folgten in Bagdad noch 15 Träger des Chalifentitels; unter dem 38., Al-Musta’ßim (1258), wurde das letzte Bollwerk des Chalifats, die Residenz Bagdad, die Beute der plündernden Mongolen. Sprößlinge der Abbâsidenchalifen flohen nach Ägypten, wo sie unter dem Schutze der Mamluken, welche die Herrschaft der Ejjubiden dort verdrängt hatten, als nominelle geistliche Oberhäupter des Islam ein verkümmertes Dasein fristeten und durch die Gnade der Mamluken den erblichen Titel des Chalifats aufrecht erhalten konnten, bis die Eroberung Ägyptens durch die osman. Türken (1517) auch dieser schattenhaften Bedeutung der Abbâsiden ein Ende bereitete. Seitdem nahmen die türk. Sultane den Chalifentitel an, den noch gegenwärtig der Sultan in Konstantinopel, gestützt auf den Besitz der heiligen Insignien des Chalifats und auf seine Eigenschaft als Beschützer von Mekka und Medina, behauptet. Diese Würde wird aber dem nichtkoreischitischen Fürsten auch im sunnitischen Islam nicht allgemein zuerkannt. Auch die Sultane von Marokko machen Anspruch auf den Chalifentitel. – Vgl. Weil, Geschichte der C. (5 Bde., Mannh. und Stuttg. 1846–62); A. von Kremer, Kulturgeschichte des Orients unter den C. (2 Bde., Wien 1875–77); Aug. Müller, Der Islam im Morgen- und Abendland (in Onckens «Allgemeiner Geschichte in Einzeldarstellungen», 2 Bde., Berl. 1885–87). ↔

Chalifāt, s. Chalif und Algerien (Bd. 1, S. 390a).

Chalikōsis (grch.), Kalk- oder Kiesellunge, die durch Einatmung von Kalk- und Kieselstaub verursachte Lungenerkrankung.

Chalil (hebr.), Blasinstrument, von Luther mit Pfeife oder Flöte übersetzt, bestand aus Rohr, Holz oder Knochen und wurde am Laubhüttenfest beim Gottesdienst der Juden gebraucht, wo der Gesang Hallel darauf geblasen wurde.

Chalīl (El-Chalīl), jetziger Name von Hebron (s. d.).

Chalkanthīt, in der Natur vorkommender Kupfervitriol (wasserhaltiges Kupfersulfat, CuSO4+5H2O). Er bildet seltene trikline, flächenreiche und sehr unsymmetrische Krystalle von berlinerblauer bis himmelblauer Farbe, meist erscheint er nur in ebenso gefärbten stalaktitischen und nierenförmigen Aggregaten sowie als Überzug und Beschlag. Er findet sich als ein sekundäres Erzeugnis auf Kupferlagerstätten, z.B. bei Goslar, Herrengrund, Moldova im Banat, wo er hauptsächlich durch Oxydation von Kupferkies entstanden ist.

Chalkēen, griech. Fest, s. Athena.

Chalkelephantīn (grch.), aus Erz und Elfenbein bestehend.

Chalkentŏnon (grch., «Erzspannung»), eine nicht näher bekannte Wurfmaschine des Altertums, bei der die geschoßbewegende Kraft durch Metallfedern erzeugt wurde.

Chalki, eine der mittlern Prinzeninseln im Marmarameer vor dem Bosporus. Unter den drei Klöstern dieser Insel ist das der Heiligen Dreieinigkeit, der Überlieferung nach vom Patriarchen Photius gegründet, vom Patriarchen von Konstantinopel Germanos IV. im 19. Jahrh. zu einer theol. Akademie für die griech. Kirche in der Türkei neu erbaut. 1845 unter der Leitung des Professors Konstantinos Typaldos eröffnet, giebt diese Akademie, als Alumnat eingerichtet, in Gymnasialklassen und theol. Kursen ihren Zöglingen eine tüchtige wissenschaftliche Bildung.

Chalkidĭke (lat. Chalcidice) nannten die Griechen die zwischen dem Thermäischen und Strymonischen Meerbusen nach S. in das Thrazische Meer vortretende südl. Halbinsel Macedoniens, deren südlicherer Teil durch zwei tief ins Land eindringende Golfe (den Toronäischen und den Singitischen Meerbusen) in drei schmale, langgestreckte Halbinseln (Pallene, Sithonia und Akte) gespalten wird. Der Name C. stammt von den zahlreichen Pflanzstädten, welche seit dem 8. Jahrh. v.Chr. von Bewohnern verschiedener griech. Inseln, besonders von Euböa und Andros, unter der Führung der euböischen Stadt Chalkis (s. d.) auf der ursprünglich von thraz. Stämmen bewohnten Halbinsel angelegt worden waren. Die bedeutendsten unter diesen Pflanzstädten waren Olynthos (s. d.) und Potidäa (s. d.), die einzige dor. Kolonie auf der Halbinsel. Nach den Perserkriegen schloß sich die ganze Landschaft dem athen. Seebunde an; seit der Mitte des 4. Jahrh. v. Chr. gehörte sie zu Macedonien.

Chalkis, Stadt auf der Insel Euböa (s. d.), in der Mitte der Westküste der Insel an dem schmalen Meeressund (Euripus), über welchen seit 411 v.Chr. eine die Stadt mit dem Festlande Böotiens verbindende Brücke führte, jetzt eine Drehbrücke. Ursprünglich wahrscheinlich eine Ansiedlung phöniz. Purpurfischer, hob sich C. frühzeitig durch Handel und Kolonisation; ganz bedeutend ist die Zahl der Pflanzstädte, die sie im Ägäischen Meere,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 81.

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