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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chmelow; Chmielnik; Chnodomar; Chnum; Chnuphis; Choanen; Chocim; Choco; Choctaw; Chodawendikjâr; Chodkjéwicz; Chodowiecki

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Chmelow - Chodowiecki.

Reiterstatue in Kiew errichtet. Als die Kosaken nach dem Tod seines ältesten Sohns den jüngern Sohn, Georg C., zu seinem Nachfolger bestimmen wollten, riet er ihnen von dieser Wahl ab, da sie eines erfahrenern Führers bedürften. Georg wurde dennoch zum Hetman gewählt, 1660 aber, als er von Rußland abfallen und sich mit Polen verbünden wollte, von der Mehrzahl seiner Landsleute verlassen und 1662 von den Russen bei Kaniew geschlagen. Er versuchte später, seine Würde wiederzuerlangen, fand aber in diesen Kämpfen seinen Untergang. Vgl. Kostomarows Monographie über C. in dessen "Gesammelten Schriften".

2) Nikolai Iwanowitsch, russ. Dramatiker, besonders Lustspieldichter, geb. 11. Aug. (a. St.) 1789 zu Petersburg, erhielt seine Erziehung im Bergkorps, trat dann als Dolmetsch ins Ministerium des Auswärtigen ein, nahm 1812-13 am Befreiungskrieg teil und wurde 1814 zum Chef der Kanzlei des Petersburger Generalgouverneurs Miloradowitsch ernannt. Im J. 1824 ging er ins Ministerium des Innern über. Unter Kaiser Nikolaus ward er 1829 Gouverneur von Smolensk (wo er die erste Industrieausstellung Rußlands organisierte) und 1837 Gouverneur von Archangel, nahm aber schon im folgenden Jahr seinen Abschied und lebte seitdem in Petersburg, wo er 8. Sept. 1846 starb. C. war zu seiner Zeit als Lustspieldichter von großer Bedeutung für die russische Bühne, zu deren Umgestaltung er wesentlich beitrug. Sein Zweck war, dem russischen Drama eine nationale Färbung und einen edlen Gehalt zu geben, was er zu erreichen suchte, indem er seine Zeitgenossen zunächst an die bessern Werke der Franzosen, z. B. eines Regnard und Molière, die er zum Teil meisterhaft ins Russische übersetzte, gewöhnte und ihren Geschmack veredelte. Seine eignen zahlreichen Komödien zeichnen sich durch Gewandtheit der Sprache und leichte, gefällige Rhythmik aus; doch hat sich keins derselben auf der Bühne erhalten. Zu nennen sind: "Zàrskoje Slowo" ("Das Zarenwort"); "Rússkij Fáust" ("Der russische Faust"); "Karantín" ("Die Quarantäne"); "Goworún" ("Der Schwätzer"); "Njerešitelnyi" ("Der Unentschiedene"); "Wosdúschnyje Sámki" ("Die Luftschlösser") etc. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 3 Bänden (Petersb. 1849).

Chmelow, Marktflecken im Kreis Romny des russ. Gouvernements Poltawa, mit 5000 Einw. (meist Kleinrussen und Polen), welche lebhaften Handel mit Vieh, Wolle, Borsten, Tuch und Cerealien und den stärksten Tabaksbau in ganz Rußland betreiben; über 100,000 Pud kommen jährlich zur Ausfuhr.

Chmielnik, 1) Stadt im Gouvernement Kjelzy des russ. Königsreichs Polen, an den Quellen der Skodnia, mit 2 Kirchen, einer Synagoge und (1881) 6329 Einw. (viele Juden). In der Nähe sehr beträchtliche Kupfer- und Bleibergwerke und Eisengruben. -

2) (Chmelnik) Stadt im Kreis Litin des russ. Gouvernements Podolien, am Bug, mit mehreren griechischen und einer kath. Kirche, einer Synagoge und (1879) 7787 Einw. (1800 erst 1178).

Chnodomar, König der Alemannen im 4. Jahrh. n. Chr., erhielt vom Kaiser Konstantin das Land zwischen dem Rhein und dem Wasgau, von den Alpen an bis Mainz hinab, 354 abgetreten, ward aber 357 vom Cäsar Julianus bei Straßburg geschlagen und gefangen genommen und starb in Gefangenschaft in den Castris Peregrinis auf dem Cälischen Berg.

Chnum (Chnuphis, Kneph), ein ägypt. Gott mit dem Attribut der Widderhörner oder des Widderkopfes mit seitwärts gehenden Hörnern (s. Abbildung), eine der ältesten ägyptischen Gottheiten, aber in späterer Zeit nur noch eine Form des Ammon, wird in den Inschriften als "Herr der Überschwemmungen", als "Wasserspender" bezeichnet, scheint aber ursprünglich ein Sonnengott, eine Form der beseelenden Schöpferkraft zu sein. Er wurde besonders an den Katarakten von Syene verehrt; doch drang sein Kultus, verschmolzen mit dem des Ammon, der die Attribute des C. selbst annimmt, auch in die Libysche Wüste bis zur Oase Siwah vor, wo noch heute die Reste eines ansehnlichen Tempels des widderköpfigen Gottes vorhanden sind. Die Begleiterinnen des C. sind die Kataraktengöttinnen Anukis und Satis.

^[Abb.: Chnum.]

Chnuphis, ägypt. Gottheit, s. Chnum.

Choanen (griech., Choanae narium), die beiden hintern Öffnungen der Nasengänge (s. Nase).

Chocim (Choczim), Festung, s. Chotin.

Choco (spr. tschokó), Landschaft, s. Cauca (Staat).

Choctaw (spr. tschockta), Indianerstamm, s. Tschachta. ^[richtig: Tschokta.]

Chodawendikjâr, türk. Wilajet in Kleinasien, umfaßt etwa das alte Mysien, Phrygien und das südwestliche Bithynien, d. h. das nordwestliche Gebiet der Halbinsel im S. des Marmara-Meers, und zählte 1879: 471,296 Einw. Es zerfällt in vier Sandschaks: Brussa, Karassi, Karahissar-Ssahib und Kiutahia. Hauptstadt ist Brussa.

Chodkjéwicz (spr. -witsch, Chodkowic), Jan Karol, poln. Feldherr, geb. 1560, Sprößling eines angesehenen Geschlechts in Litauen, besuchte die Jesuitenakademie zu Wilna, bereiste dann Italien, Spanien, Frankreich, die Niederlande, England und Deutschland, nahm teil an den Feldzügen nach der Walachei und gegen die rebellischen Kosaken und zeichnete sich so sehr aus, daß er zum Feldhetman von Litauen erhoben wurde. 1602 übernahm er den Oberbefehl über das polnische Heer in Livland, siegte bei Dorpat und Weißenstein über die Schweden, ward dafür Großhetman von Litauen und schlug 1605 bei Kirchholm König Karl IX. aufs Haupt, konnte aber den Sieg wegen mangelnden Soldes nicht benutzen. 1611 schloß er mit den Schweden einen Waffenstillstand und ward von Siegmund III. zur Fortsetzung des Kriegs mit Rußland berufen, den die Polen zur Unterstützung des falschen Demetrius begonnen hatten; die schlechte Disziplin des Heers, die er mit aller Mühe nur wenig verbessern konnte, zwang ihn jedoch, Moskau, das er besetzt hielt, zu verlassen und in Rußland umherzuziehen, bis ihm der Vertrag von Dywlin (1618) freien Rückzug nach Polen gestattete. 1620 übernahm er den Oberbefehl gegen die Türken und blieb in mehreren Treffen Sieger, starb aber schon 1621 in Chotin. Sein Leben beschrieb Naruszewicz (neue Aufl., Leipz. 1837).

Chodowiecki (spr. -wjetzkj), 1) Daniel Nikolaus, Maler und Kupferstecher, geb. 16. Okt. 1726 zu Danzig, erhielt von seinem Vater, einem Kaufmann und enthusiastischen Kunstliebhaber, den ersten Unterricht in der Miniaturmalerei, lernte dann als Kaufmann

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]