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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cilénto; Cilia; Cilicia; Cilicium; Cilli; Cilnier; Cima; Cimabue

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Cilento - Cimabue.

oft Mittel- und Hinterrücken, selbst Flügel und Hinterleib verborgen liegen; der Kopf ist nach unten gerückt, der Scheitel mit der Stirn verschmolzen, zwischen den Augen liegen zwei Nebenaugen, die Fühler sind sehr kurz, unter dem Stirnrand verborgen. Sie bewohnen bis auf eine Gattung Amerika und sind dort ungemein zahlreich vertreten. Die gehörnte Dornzirpe (Centrotus cornutus L.), 6-9 mm lang, schwarz, fein seidig behaart, an Knieen, Schienen, Tarsen und Rückenkiel rostrot, mit zwei seitlichen ohrartigen Fortsätzen und einem hintern langen, scharf gekielten Dorn am Mesothorax, findet sich bei uns im Herbst häufig auf Haselgebüsch. Die Kleinzirpen (Cicadinella Burm.) haben einen frei hervortretenden Kopf, der Scheitel ist nach oben, die Stirn nach vorn gewandt, die Nebenaugen stehen zu zweien oder fehlen; die Fühler sind kurz, mit Endborste, vor den Augen stehend, der Prothorax ist meist einfach, den Mesothorax bis zum Schildchen bedeckend, die Oberflügel sind lederartig, die Hinterbeine verlängert. Sie springen, zirpen aber nicht und finden sich in zahlreichen Arten in Europa. Die Schaumcikade (Aphrophora spumaria L. s. Tafel "Halbflügler") ist 11 mm lang, gelbgrau mit zwei schrägen hellern Binden auf den Deckflügeln; das Weibchen legt im Herbste die Eier in Rindenrisse der Weide oder an den Wurzelstock einiger Wiesenpflanzen, die im Frühjahr erscheinende Larve sticht die Futterpflanze an und saugt deren Saft; ihre Exkremente treten als Bläschen aus, welche das Tier vollständig mit einem dichten Schaum umhüllen (Kuckucksspeichel). Sitzen viele Larven auf einer Weide bei einander, so fließen die Schaumbläschen zu Tröpfchen zusammen und fallen herab (thränende Weiden). Nach der letzten Häutung kommt die Cikade aus dem Schaum hervor und lebt auf Gräsern und Gebüsch. Eine Anzahl durch eigentümliche Formen oder Farbenpracht ausgezeichneter C. s. auf beifolgender Tafel.

Cilénto (spr. tschi-, aus cis Alentum, "diesseit des Flusses Alento"), Gebirgslandschaft an der Küste der italienischen Provinz Salerno, südlich vom Kap Licosa, erzeugt vortrefflichen Wein.

Cilia (lat., Cilien), die Wimpern (s. Auge, S. 75, und Flimmer); ciliar, die Wimpern betreffend; Ciliarkörper, s. Auge, S. 74.

Cilicia, Landschaft, s. Kilikien.

Cilicium (lat.), bei den Römern ein aus dem Haar der kilikischen Ziegen verfertigter Stoff, der zu Reisemänteln, Matratzen, Decken etc. gebraucht wurde; später auch das grobe härene Gewand der Einsiedler und Büßer.

Cilli (slowen. Celje), altertümliche Stadt in Untersteiermark, in einem durch seine Naturschönheiten berühmten Thal 238 m ü. M. an der schiffbaren Sann gelegen, Station der Wien-Triester Eisenbahn, hat eine windische Pfarrkirche mit gotischer Kapelle, eine deutsche Kirche mit antikem Mosaikboden, ein Kapuzinerkloster, Gasanstalt, Sparkasse und (1880) 5393 Einw. (darunter 400 Mann Militär), welche Leder-, Furnier-, Parketten-, Sprengpulver- und Thonwarenfabrikation, Verhüttung von Zinkerzen (Staatsbetrieb), Bierbrauerei, ansehnlichen Handel, Wein- und Obstbau betreiben. Die Stadt hat ein Obergymnasium und eine gewerbliche Fortbildungsschule und ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung), eines Kreisgerichts und eines Revierbergamts. An der Südostseite der Stadt liegt die Ruine Ober-C., einst Residenz der mächtigen Grafen von C. In der Nähe befinden sich das Eisenwerk Storé, das Braunkohlenlager von Buchberg und die Baumwollspinnfabrik in Pragwald. Auch die Bäder Neuhaus, Tüffer, Römerbad und Sauerbrunn-Rohitsch sind nicht weit von der Stadt entfernt. - C. ist die alte römische Kolonie Celeja Claudia, Hauptort im mittlern Noricum, wo angeblich 234 der heil. Maximilian, Bischof von Lorch, den Märtyrertod starb. Um 1050 wird der Markgraf Günther von Hohenwart als Marchio de Cilia bezeichnet. Die Stadt kam an Aquileja, dann an die Heunburger. Noch im 14. Jahrh. gab es prachtvolle Ruinen von Celeja, und die alte Stadtmauer, welche um 1452 aufgeführt wurde, zeigt noch heute eingefügte römische Basreliefs und Denksteine. Seit 1331 war C. kaufweise im Besitz der genannten Grafen von C., als Erben der Grafen von Heunburg, die besonders durch die Gunst Kaiser Siegmunds, der eine Barbara von C. zur Gemahlin hatte, hoch emporstiegen, aber 1456 ausstarben, worauf Stadt, Burg (Alt-C.) und Umgegend an das Haus Österreich fielen. Vgl. Thalherr, C. und Umgebung (Cilli 1875); Hoisel, C. und dessen Sannbäder (Wien 1877).

Cilnier, mächtiges etrurisches Patriziergeschlecht (Lukumonen) zu Arretium, 301 v. Chr. von da vertrieben, aber durch römische Gewalt wieder zurückgeführt. Einzelne C. hatten in alten Zeiten die königliche Würde bekleidet; neuen Glanz aber lieh dem Namen erst wieder Cilnius Mäcenas (s. d.), des Augustus berühmter Günstling.

Cima (ital., spr. tschi-), "Bergspitze", daher Bezeichnung vieler Berge im italienischen Sprachgebiet der Alpen, wie C. di Gelas (3188 m) in den Seealpen, C. di Jazzi (3818 m) in den Walliser Alpen, C. di Castello (3402 m) in den südrätischen Alpen, C. di Nardis (3561 m) in der Adamellogruppe; C. d'Asta (2844 m), C. di Langorei (2613 m), C. di Rosetta (2854 m) in den südtirolischen Alpen; C. Duodici (2331 m) in den Lessinischen Alpen. Auch in den Apenninen werden einzelne Berge C. genannt.

Cima (spr. tschi-, C. da Conegliano), Giovanni Battista, ital. Maler, geboren um 1460 wahrscheinlich zu Udine, lernte in Venedig unter Al. Vivarini und ließ sich dann in Conegliano nieder, hielt sich aber auch zeitweise in Venedig auf, wo Giov. Bellini den größten Einfluß auf ihn gewann. Die am spätesten datierten Werke von ihm sind von 1508. C. wandelte in den Bahnen Bellinis, war jedoch herber als dieser, immerhin aber ein bedeutender Maler, dem es an kräftig leuchtender Farbe und ernster Charakteristik nicht gebrach. Seine Gemälde sind sehr häufig, so in Parma, Venedig, Conegliano, Paris, Berlin u. a. O.

Cimabue (spr. tschi-), Giovanni, ital. Maler, geboren um 1240 zu Florenz, bildete sich wahrscheinlich nach byzantinischen Mustern, suchte aber der starren und typischen Manier derselben entgegenzuarbeiten und wurde so der Begründer der neuern italienischen Malerei. Von seinen Werken ist nur eins urkundlich beglaubigt, ein Mosaikbild des thronenden Heilandes und des Evangelisten Johannes in der Chornische des Doms zu Pisa, welches er 1301 und 1302 im altertümlichen Stil ausführte. Dasselbe wurde erst 1321 durch die Hinzufügung einer Maria von andrer Hand vollendet. Auf die Autorität Vasaris werden C. noch folgende Werke zugeschrieben: drei Madonnenbilder auf Goldgrund in Santa Maria Novella in Florenz, in der dortigen Akademie und im Louvre zu Paris und eine Reihe von Fresken in der Grabeskirche des heiligen Franz zu Assisi. Während seine Madonnenbilder durch milde Ruhe und edle

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