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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cissoīde; Cissus; Cis-Sutlej States; Cistacēen; Cista mystĭca; Ciste; Cisteaux; Cistensänger; Cister; Cistercĭenser

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Cissoide - Cistercienser

der Armee von Versailles, drang 22. Mai 1871 in Paris ein und bemächtigte sich rasch des ganzen linken Seineufers. Bereits 8. Febr. 1871 in die Nationalversammlung gewählt, erhielt C. von Thiers 5. Juni das Kriegsministerium übertragen und hatte in dieser Stellung hervorragenden Anteil an der Reorganisation der franz. Armee. Nach dem Sturze Thiers’ 24. Mai 1873 trat auch C. zurück, erhielt jedoch bei der neuen Einteilung der franz. Armee in 18 Korps den Oberbefehl über das 9. in Tours. Nachdem auch das Ministerium Broglie 22. Mai 1874 gestürzt worden war, beauftragte ihn der Präsident Mac-Mahon mit der Neubildung des Ministeriums, in dem C. den Vorsitz und das Portefeuille des Krieges übernahm. Das Kriegsministerium behielt er auch in den folgenden Ministerien Buffet und Dufaure und trat erst 16. Aug. 1876 zurück, nachdem er Dez. 1875 zum lebenslänglichen Senator gewählt worden war. 1878 übernahm er das Generalkommando des 11. Armeekorps in Nantes. Wegen der ihn stark bloßstellenden Enthüllungen eines Prozesses gegen den Oberstlieutenant Jung wurde C. 1880 aus der aktiven Generalität entlassen und trat in den Ruhestand, obgleich die Parlamentskommission, die zur Untersuchung der gegen ihn erhobenen Beschuldigung des Landesverrats und der Erpressung eingesetzt war, ihn freigesprochen hatte, und dies Urteil im April 1881 von der Kammer bestätigt worden war. Er starb 15. Juni 1882 zu Paris.

Cissoīde (grch., "Epheuähnliche"), eine krumme Linie der dritten Ordnung, hat ihren Namen von ihrer Ähnlichkeit mit einem Epheublatte und soll von dem griech. Geometer Diokles im 2. Jahrh. v. Chr. erfunden worden sein. Newton hat eine Methode angegeben, um die C., die mittels eines Kreises aus einzelnen Punkten konstruiert werden kann, organisch (instrumental), d. i. durch Bewegung eines rechten Winkels zu beschreiben. Gleichung der C.: (2r-x)y2 = x3^[(2r-x)y<sup>2</sup> = x<sup>3</sup>] (S. Tafel: Kurven I, Fig. 4.)

Cissus L., eine Gattung kletternder Sträucher aus der Familie der Vitaceen (s. d.), deren Arten in den Tropenländern heimisch sind und dort in Wäldern als sog. Lianen auftreten. Sie haben abwechselnd gestellte Blätter, den Blättern gegenüber stehende Wickelranken und blattwinkelständige, unscheinbare Blüten, aus denen sich kleine ein- bis viersamige Beeren entwickeln. Mehrere Arten besitzen prachtvoll gefärbte Blätter, weshalb dieselben zu beliebten Blattdekorationspflanzen der Warmhäuser geworden sind. Die bis jetzt schönste Art ist C. discolor Blume aus Java. Sie hat dunkelrote Zweige, rosenrote Ranken und herzförmig-längliche, lang zugespitzte, gesägte Blätter, welche unterseits purpurrot, oberseits sammetartig dunkelgrün und hier mit weißen Flecken und violett-purpurrotem Rande geziert sind. Schöne Arten sind auch C. antarctĭca Vent. aus Australien und C. vitiginĕa L. aus Ostindien. Aus den Beeren der C. antarctica wird im südl. Australien ein weinartiges Getränk, der sog. Känguruwein, hergestellt. Die Arten der Gattung C. werden neuerdings zur Gattung Vitis (s. d.) gerechnet.

Cis-Sutlej States, brit. Kommissariat in Ostindien, s. Cis-Satladsch-Staaten.

Cistacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren (s. d.) mit etwa 60 Arten, meist in den Mediterranländern, einigen in Nordamerika und im mittlern Asien. Es sind krautartige Gewächse, Sträucher oder Halbsträucher mit einfachen ganzrandigen Blättern und regelmäßigen meist zwitterigen Blüten, die einen drei- bis fünfblätterigen Kelch, fünf Blumenblätter, sehr viele Staubgefäße und einen dreispaltigen oder mit drei Narben versehenen Griffel besitzen.

Cista mystĭca, s. Mystische Lade.

Ciste (lat., d. i. Kiste, Kästchen), eine Art von meist cylinderförmigen, aus Bronzeblech gefertigten Kästchen oder Büchsen, die man besonders in Präneste, dann auch in den Gräbern Etruriens findet. Gewöhnlich enthalten sie Bade- und Toilettengerät, das man den Verstorbenen mit ins Grab zu geben pflegte. Die C. selbst wie der Deckel sind gewöhnlich mit gravierten, seltener mit getriebenen Darstellungen versehen, welche Scenen athletischer Kraft und Geschicklichkeit, vorwiegend aber des Frauenlebens darstellen, in denen es sich um den Preis der Schönheit handelt. Die auf dem Deckel als Griff angebrachten Figuren wie die als Tierklauen gebildeten Füße der C. sind regelmäßig gegossen und ziemlich roh, während das Gefäß selber mit seinen Verzierungen und figürlichen Darstellungen oft nach griech. Vorbildern von bessern, meist lokalen Künstlern gearbeitet ist. In Stil und Komposition haben viele der Darstellungen Ähnlichkeit mit den großen bemalten Vasen aus Unteritalien. Das größte und schönste erhaltene Exemplar ist die sog. Ficoronische Ciste (s. d.).

Eine andere Art von C. sind die etrusk. Aschencisten, quadratische Graburnen aus Stein oder gebrannter Erde mit Deckeln, auf denen die Gestalt des Verstorbenen liegend dargestellt ist. Sie sind Erzeugnisse des einheimischen etrusk. Handwerks und gehören zumeist noch den letzten vorchristl. Jahrhunderten an. Die in polychromem Relief, mitunter auch nur in Farben auf der Graburne selber ausgeführten Darstellungen sind von der mannigfaltigsten Art, teils aus den Sagenkreisen, teils Scenen aus dem Leben, Bilder des Todes und des jenseitigen Lebens u. dgl. - Vgl. H. Brunn und G. Körte, I rilievi delle urne etrusche, Bd. 2 (Rom 1870 u. 1890).

Cisteaux, s. Cîteaux.

Cistensänger, s. Cisticola.

Cister (vom griech.-lat. cithara), Sister, deutsche Guitarre, zwischen Zither und Guitarre stehend, siebensaitig, jetzt außer Gebrauch.

Cistercĭenser, geistlicher Orden, ein Zweig des Benediktinerordens, erhielt seinen Namen von dem Stammkloster Cistercium (Cîteaux) bei Dijon in der Diöcese Châlons, welches der heil. Robert (1024-1108) 1098 gründete. Aus einem vornehmen Geschlechte der Champagne stammend, trat Robert früh in den Benediktinerorden, versuchte als Prior von Montier-la-Celle und als Abt von St. Michal de la Tonnere vergeblich, die frühere Strenge wiederherzustellen, und ließ sich deshalb zuerst im Wald von Molesme und 1098 mit 20 Gleichgesinnten an dem wüsten Orte Cîteaux nieder, um hier ein Mönchsleben nach strengster Regel zu begründen. Der Papst nötigte ihn allerdings schon 1099 wieder nach Molesme zurückzukehren, wo er 1108 als Abt starb. In Cîteaux war ihm Alberich als Abt gefolgt und Papst Paschalis II. nahm 1100 durch eine Bulle das Kloster in seinen besondern Schutz. Alberich setzte auch die "Instituta monachorum Cisterciensium" fest, in denen die genaue Erfüllung der Regel des heil. Benedikt als Princip aufgestellt wird. Anfangs hielt die Strenge der Regel vom Eintritt zurück, nachdem aber 1112 der

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