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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Clarencestraße; Clarencetown; Clarencieux; Clarendon

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Clarencestraße - Clarendon.

aber schon im September nach England zurück. 1471 versöhnte er sich mit seinem Bruder und focht mit ihm bei Barnet und Tewksbury gegen die Anhänger Heinrichs VI. Wegen seiner Habgier und Gewaltthätigkeit entzweite er sich bald aufs neue mit Eduard IV., wurde des Hochverrats angeklagt, 1478 zum Tod verurteilt und im Tower getötet, angeblich durch Ertränkung in einem Faß voll Malvasierwein.

Clarencestraße (spr. klärrens-), Meeresstraße zwischen der Nordküste des Australkontinents (Nordterritorium) und der Insel Melville, welche das Timormeer mit dem Vandiemengolf verbindet.

Clarencetown (spr. klärrenstaun), s. Fernando Po.

Clarencieux (franz., spr. klarangsjöh), s. v. w. zweiter Wappenherold, Wappenkönig, weil der Herzog von Clarence in England ehemals das Geschäft desselben besorgte.

Clarendon (spr. klärrend'n), 1) Edward Hyde, Graf von, Großkanzler von England, geb. 18. Febr. 1608 zu Dinton in Wiltshire, gehörte seit 1640 im kleinen und im langen Parlament zu der Reformpartei, trat aber den auf eine Änderung der Verfassung abzielenden Plänen derselben entgegen und begab sich 1642 nach York zum König, der ihn zum Mitglied des Geheimen Rats und Kanzler der Schatzkammer ernannte. Späterhin ward er dem Prinzen von Wales (nachmals Karl II.) beigegeben, den er 1645 nach der Scillyinsel, 1646 nach Jersey und nach Karls I. Hinrichtung nach Frankreich begleitete. Er übernahm für denselben verschiedene diplomatische Sendungen nach Madrid, Paris und dem Haag und war seit 1654 der eigentliche Leiter der Politik des Prinzen. 1660 leitete er die Verhandlungen über die Restauration der Stuarts und wurde nach derselben zum Lordkanzler von England, Kanzler der Universität Oxford sowie zum Peer mit den Titeln Baron Hyde, Viscount von Cornbury und Graf von C. ernannt. Er führte die Wiederherstellung der bischöflichen Kirche durch, trat aber auch den Absichten des Königs, welcher die Katholiken zu begünstigen beabsichtigte, entgegen, während er das Parlament reizte, indem er dessen Recht der Kontrolle über die Verwendung der bewilligten Einkünfte bestritt und dessen Auflösung anriet. Da nun auch der von ihm begonnene Krieg mit Holland unglücklichen Verlauf nahm, ließ Karl ihn fallen; C. ward 31. Aug. 1667 abgesetzt und floh, des Hochverrats angeklagt, nach Frankreich, wo er 9. Dez. 1674 in Rouen starb. Sein Leichnam ward später in der Westminsterabtei beigesetzt. Unter seinen Schriften ist die "History of the rebellion and civil wars in England" (Oxford 1702, 3 Bde.; zuletzt 1849 in 7 Bdn.), ergänzt durch "The history of the civil war in Ireland" (Lond. 1721; neue Ausg. beider Werke in 1 Bd., Oxford 1842), die bedeutendste, sie hat lange die historische Auffassung der englischen Revolution beherrscht. Vgl. außerdem: "Calendar of the Clarendon's state papers" (Oxford 1767-86); "The life of Edward, Fari of C." (das. 1761, 3 Bde.; neue Ausg., das. 1857) sowie Lister, Life and administration of C. (Lond. 1838). - Seine Tochter Anna Hyde ward im November 1659 insgeheim die Gemahlin des Bruders des Königs, Jakobs, Herzogs von York, des nachmaligen Königs Jakob II., welche Verbindung nach der Restauration vom König anerkannt wurde. Die Frucht jener Ehe waren zwei Töchter, Anna und Maria, beide Königinnen von England.

2) George William Frederick Villiers, Graf von, ausgezeichneter engl. Staatsmann, Enkel des Thomas Villiers, eines Sohns des Grafen von Jersey, der sich 1752 mit der Erbin des letzten Grafen von C. aus der Familie Hyde vermählte und daher 1756 zum Baron Hyde und 1776 zum Grafen von C. erhoben wurde, geb. 12. Jan. 1800, studierte in Cambridge und Oxford, betrat 1820 als Gesandtschaftsattaché in St. Petersburg die diplomatische Laufbahn, bekleidete nacheinander mehrere Ämter und wurde 1833 zum Gesandten in Madrid ernannt, wo er besonders zum Abschluß der Quadrupelallianz von 1834 sowie des Vertrags zur Unterdrückung des Sklavenhandels in den spanischen Kolonien beitrug. Durch den Tod seines kinderlosen Oheims 1838 Lord C. geworden, kehrte er nach England zurück, nahm seinen Sitz im Oberhaus ein und wurde im Ministerium Melbourne im Januar 1840 zum Geheimsiegelbewahrer, im Oktober aber zum Kanzler des Herzogtums Lancaster ernannt. Nach Auflösung des Whigministeriums im September 1841 war er ein thätiges Mitglied der Opposition, unterstützte aber die Handelspolitik des Ministeriums Peel und verteidigte 1846 dessen Antrag auf Aufhebung der Getreidezölle. Im Whigkabinett d. J. wurde C. Präsident des Handelsamts, ging aber schon im Juni 1847, nach dem Tod Lord Besboroughs, als Vizekönig nach Irland. Er bekleidete diesen wichtigen Posten bis zum Februar 1852, während einer Zeit, wo Irland nacheinander von Hungersnot und Revolution zu leiden hatte, und bewies in diesen schwierigen Verhältnissen bei aller Energie doch auch eine weise Mäßigung und einen Gerechtigkeitssinn, der ihm alle Herzen gewann. Der Amtsantritt des Ministeriums Derby im Februar 1852 rief ihn von seinem Posten ab, doch wurde ihm noch 28. Dez. d. J. das Ministerium des Auswärtigen im Koalitionskabinett Aberdeen-Russell übertragen. In dieser Stellung war er namentlich beteiligt an den Verhandlungen vor dem Krimkrieg und während der Wiener Konferenzen, am Abschluß des Bündnisses zwischen Frankreich, der Türkei, Sardinien und England und an der diplomatischen Unterstützung Sardiniens bei den Streitigkeiten mit Österreich wegen der Konfiskation der Güter der lombardischen Flüchtlinge. Er behielt sein Portefeuille auch unter Lord Palmerston und vertrat auf den Pariser Konferenzen die antirussische Politik; auch bewirkte er eine freundlichere Stellung zu Österreich, verletzte aber das Nationalgefühl durch allzu diensteifrige Unterstützung der nach dem Attentat auf Ludwig Napoleon eingebrachten Konspirationsbill. Mit dem Sturz des Ministeriums Palmerston im Februar 1858 trat C. ins Privatleben zurück und ward auch 1859 in das neue Kabinett Palmerston nicht wieder aufgenommen. Erst im März 1864 trat er als Kanzler des Herzogtums Lancaster wieder in das Kabinett ein, ging bald darauf in geheimer Sendung zu Napoleon III. nach Vichy und war zweiter Bevollmächtigter Englands bei den Londoner Konferenzen über den deutsch-dänischen Streit. Als nach dem Tod Palmerstons im Oktober 1865 Russell den Vorsitz im Kabinett übernahm, ging das Auswärtige Amt wieder an C. über, das er bis Juni 1866 bekleidete. Anfang 1868 ging er in geheimer diplomatischer Mission nach Turin und Rom und trat dann nach dem Sturz des Ministeriums Disraeli (Dezember 1868) wieder als Minister des Äußern ins Gladstonesche Kabinett, nahm die Verhandlungen mit Amerika über die Alabamafrage wieder auf, starb aber plötzlich 27. Juni 1870. Die Peerswürde erbte sein ältester Sohn, Edward Hyde Villiers, fünfter Graf C., geb. 11. Febr. 1846.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]