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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Corusconüsse; Corvei; Corvĭdae; Corvin; Corvīna

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Corusconüsse – Corvina

(davon 23,9 Küstenhandel). Der Schiffsverkehr ist sehr bedeutend. Regelmäßige Verbindung besteht mit allen span. Häfen sowie mit Habana, Bueuos-Aires und Brasilien, wohin sich die starke Auswanderung (1889: 19254 Personen) vornehmlich richtet. In C. sind durch Konsulate vertreten: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Argentinien, Bolivia, Chile, Columbia, Costa-Rica, Dänemark, das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien, Guatemala, Paraguay, die Türkei, Venezuela; durch Vicekonsuln: Italien, Portugal, Rußland und die Vereinigten Staaten von Brasilien.

Geschichtliches. C., vielleicht eine Gründung der Phönizier, hieß bei den Römern Brigantium (bei Ptolemäus Flavium Brigantium), im Mittelalter Caronium. Im Hafen von C. sammelte 1588 Philipp Ⅱ. seine «unüberwindliche Flotte». Zehn Jahre später erschien die engl. Flotte unter Drake und Norris, eroberte die Stadt und verbrannte sie zum größten Teil. Unweit C. versuchte 16. Jan. 1809 der franz. Marschall Soult vergeblich, die sich zurückziehenden Engländer unter Moore an der Einschiffung zu hindern. Am 21. Febr. 1820 wurde zu C. vom Volke und den Truppen die Konstitution in Kraft gesetzt; allein 13. Juli 1823 eroberte General Bourck die Höhen vor der Stadt, worauf C. 13. Aug. kapitulierte.

Corusconüsse, s. Elfenbeinnuß.

Corvei, auch Korvey, ehemalige gefürstete Benediktinerabtei an der Weser, die älteste und berühmteste im nördl. Deutschland, 2 km von Höxter, wurde unter Ludwig dem Frommen von seinen Oheimen Adalhard und Wala gegründet durch Mönche aus Corbie in der Picardie (darum (Corbeia nova); Adalhard war der erste Mönch (823‒826). Hier schrieb 967 Widukind die Geschichte der Sachsen. Der bedeutendste aller Äbte von C. war Wibald (1146‒58), zugleich Abt von Stablo, Minister dreier Kaiser und Vormund für den unmündigen König Heinrich. Von der alten Stiftsbibliothek ist nichts mehr vorhanden; sie hatte im 15. Jahrh. schon sehr gelitten. Zu Anfang des 16. wurde daraus der Tacitus gestohlen und gelangte später in die Hände des Papstes Leo Ⅹ. Es ist die einzige Handschrift, worin die sechs ersten Bücher der «Annalen» uns erhalten sind. Unter Abt Christoph Bernhard von Galen, Bischof von Münster, wurde die jetzige Kirche gebaut und 1699 unter Abt Florentius von dem Velde der Neubau der Abtei, des jetzigen Schlosses, begonnen, aber erst unter seinem Nachfolger vollendet. Im obern Kreuzgang des Klosters hängen die Bilder sämtlicher Äbte. C. wurde 1793 zum Fürstbistum erhoben, 1803 säkularisiert und dem Hause Nassau-Oranien zugeteilt, 1807 dem Königreich Westfalen einverleibt, 1815 Preußen überwiesen und 1820 von diesem gegen andere Länderteile dem Landgrafen Victor Amadeus von Hessen-Rotenburg überlassen; 1834 fiel es durch Erbschaft an Prinz Victor von Hohenlohe-Schillingsfürst, seit 1840 Herzog von Ratibor und Fürst von C. Im Schlosse C. befindet sich eine sehr schöne, vom Landgrafen Victor Amadeus begründete Bibliothek mit 150000 Bänden und einer reichen Sammlung zum Teil sehr seltener Bilderwerke. Hoffmann von Fallersleben war hier 1860‒74 Bibliothekar; sein Grab befindet sich hinter der Kirche. – Vgl. Wigand, Geschichte der Abtei C. (Pyrmont 1819) und Der corveische Güterbesitz (Lemgo 1831). – Das sog. «Chronicon Corbejense», welches von Wedekind zuerst in den «Noten zu einigen Geschichtsschreibern des deutschen Mittelalters», Bd. 1, Heft 4 (Hamb. 1823) herausgegeben wurde und als wichtige Quelle für die Kulturgeschichte galt, ist unecht, wie Ranke, Hirsch, Waitz, Schaumann und Klippel nachwiesen. Dagegen sind echt die «Annales Corbejenses» in Pertz’ «Monumenta Germaniae historica», Bd. 3. – Vgl. Mart. Meyer, Zur ältern Geschichte Corveys und Höxters (Paderb. 1893). ^[Spaltenwechsel]

Corvĭdae, s. Rabenvögel.

Corvin, Otto von, s. Corvin-Wiersvitzki.

Corvīna, s. Raben und Adlerfisch.

Corvīna (abgekürzt für Bibliotheca Corviniana), die weltberühmte Büchersammlung des ungar. Königs Matthias Corvinus, eine der größten und prachtvollsten Bibliotheken des Zeitalters der Renaissance. Das Jahr ihrer Gründung ist unbekannt, auch ist es wenig wahrscheinlich, daß sie aus der Privatbüchersammlung des Königs entstand. Der Aufschwung der C. datiert von der Vermählung des Königs Matthias mit der kunstsinnigen Beatrix von Aragonien (1476). Matthias schickte seine Boten nach Italien, Griechenland und Kleinasien, um dort alles, was an Handschriften klassischer Autoren sowie syr. und hebr. Schriftsteller zu finden war, zusammenzukaufen. Auf diese Weise brachte Matthias mit einem jährlichen Aufwand von 33000 Dukaten eine prachtvolle Sammlung von etwa 5000 Handschriften zusammen, welche in der Ofener Festung neben der Kapelle des heil. Johannes untergebracht war und als öffentliche Bibliothek unter der Aufsicht des Thadäus Ugoletti, später des Felix von Ragusa stand.

Unter den Nachfolgern des Matthias, Wladislaus Ⅱ. (gest. 1516) und Ludwig Ⅱ. (gest. 1526), wurde die Bibliothek sehr vernachlässigt; zahlreiche wertvolle Handschriften wurden an einzelne Gelehrte verschenkt; auch hatte die C. 1526 von den Türken, 1528‒30 von den Truppen Kaiser Ferdinands viel zu leiden. Unter der Regierung Johann Zápolyas (1526‒40) kamen viele Handschriften aus der C. nach Siebenbürgen, besonders in die Kronstädter und Karlsburger später vom Feuer verzehrten Bibliotheken; andere wieder, hauptsächlich hebräische und chaldäische, wurden durch den königl. Statthalter, den Italiener Gritti, nach Venedig geschickt. Als 1541 Sultan Suleiman sich der Festung Ofen dauernd bemächtigte, blieb ein Teil der sehr zusammengeschmolzenen Bibliothek an ihrer alten Stelle, von wo sie erst bei der Erstürmung Ofens durch die Kaiserlichen (1686) entfernt wurde, während der andere, vielleicht kleinere Teil, von Staats wegen nach Konstantinopel gebracht wurde, um dort teils in dem alten Serail aufbewahrt, teils verschenkt zu werden. Die letzten Konstantinopeler Überreste der C. kamen 1869 und 1877 als Geschenke des Sultans nach Ungarn zurück. Mit diesen Handschriften zusammen sind bisher in 33 Bibliotheken Europas 107 lat. Corvina-Handschriften bekannt, über deren Authenticität das auf dem Einbande oder Titelblatte angebrachte Wappen des Königs Matthias keinen Zweifel aufkommen läßt, während es von etwa 300 andern Handschriften bloß wahrscheinlich ist, daß sie einst der königl. Bibliothek zu Ofen angehört haben. Von den erstern zeichnen sich die eigens für den König verfertigten Codices weniger durch die Güte des Textes als durch prachtvolle Miniaturmalereien von Attarantes und Gherardo aus. – Vgl. L. Fischer, König Matthias Corvinus und seine Bibliothek (Wien 1878).

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]