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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dacīt; Da Costa; Dactylis; Dädăla; Dädalĕum; Dädalos

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Dacit - Dädalos.

März 1654 zu Saumur, kam nach dem Tod ihres Vaters 1672 nach Paris, verheiratete sich 1683 und starb, ohne daß ihre überlegene Gelehrsamkeit das Glück der Ehe getrübt hätte, 17. Aug. 1720. Sie edierte den Kallimachos (Par. 1674), bearbeitete "in usum Delphini" den Florus (1674), Aurelius Victor (1681), Eutropius (1683), Dictys Cretensis und Dares Phrygius (1684) und übersetzte Anakreon und Sappho (1681), einige Stücke des Plautus (1683) und Aristophanes (1684, erste französische Übersetzung), den Terenz (1688), die "Ilias" (1699) und die "Odyssee" (Amsterd. 1708). Bekannt sind ihre Streitschriften: "Traité des causes de la corruption du goût" (1714), worin sie Homer gegen Lamotte verteidigte, und "Homère défendu contre l'apologie du père Hardouin" (1716), worin sie den Versuch des Jesuiten Hardouin, mit wunderlichen Erklärungen Homer zu Hilfe zu kommen, zurückwies. Eine neue Ausgabe ihrer Homer-Übersetzung erschien 1850.

3) Bon Joseph, Baron, franz. Historiker, geb. 1. April 1742 zu Valognes in der Normandie, studierte Theologie, ward 1772 Mitglied der Akademie der Inschriften und 1782 deren beständiger Sekretär. Er stiftete das Komitee der Handschriften, welches die "Notices et extraits" aus den ungedruckten Werken der Pariser Bibliothek herausgab. 1784 begann er eine vollständige Ausgabe der Chronik von Froissart zu veranstalten, deren Druck aber schon während des ersten Bandes unterbrochen wurde. Als Mitglied der Munizipalität der Stadt Paris 1790 hatte D. die neue Verteilung der Steuern zu besorgen; das Finanzministerium jedoch, das ihm Ludwig XVI., der ihn oft zu Rate zog, anbot, schlug er aus. Während der Revolution lebte er in tiefer Zurückgezogenheit und erschien erst 1795 bei der Stiftung des Nationalinstituts, dessen Mitglied er wurde, wieder. 1800 wurde er erster Vorsteher der Nationalbibliothek, 1802 Mitglied des Tribunats und 1823 der Akademie und starb 4. Febr. 1833 in Paris. Außer seiner Übersetzung des Älian (1772) und der Ausgabe der "Cyropädie" Xenophons (1777, 3 Bde.) sind zu erwähnen: "Histoire de l'Académie des inscriptions" sowie "Rapport sur les progrès de l'histoire et de la littérature ancienne depuis 1789 jusqu'à 1808" (1810, neue Ausg. 1862).

Dacīt, Gestein, s. Andesite.

Da Costa, Isaak, holländ. Dichter und Schriftsteller, geb. 14. Jan. 1798 zu Amsterdam als Sohn einer angesehenen, aus Portugal stammenden jüdischen Kaufmannsfamilie. Seine ersten poetischen Versuche lenkten die Aufmerksamkeit des Dichters Bilderdijk auf ihn, der seitdem seine weitere Ausbildung überwachte und bald in den vertrautesten Verkehr mit ihm trat. Im J. 1817 begab sich D. behufs der Vollendung seiner Studien nach Leiden, wohin auch Bilderdijk übersiedelte. Nachdem er 1818 zum Doktor der Rechtsgelehrsamkeit und 1821 zum Doktor der Philosophie promoviert worden, trat er 1822 zum Christentum über. Schon hatte er sich als Dichter einen so geachteten Namen erworben, daß er nach Bilderdijks Tod (1831) allgemein als dessen Nachfolger im Rang des ersten niederländischen Dichters bezeichnet ward. Er starb 28. April 1860. Von seinen poetischen Werken sind als die wichtigern hervorzuheben: "Poëzij" (1821-22, 2 Bde.); "Politieke poëzy" (1854); "Hesperiden" (1855). Sein Schwanengesang "De slag by Nieupoort" ist stellenweise das Trefflichste, was er geleistet hat. Außerdem versuchte sich D. auch auf historischem und theologischem Gebiet. Besonders zu nennen ist "Israël en de volken" (1849). Seine Schriften wurden wiederholt neu aufgelegt; die Dichtwerke erschienen neuerdings gesammelt in 3 Teilen (Haarlem 1861-62).

Dactylis L. (Knaulgras), Gattung aus der Familie der Gramineen, perennierende Gräser mit zweizeiliger Rispe, seitlich zusammengedrückten, zwei- bis siebenblütigen Ährchen, gekielten, zusammengedrückten Hüll- und Deckspelzen, von denen die letztern kurz begrannt sind. D. glomerata L. (Hundsgras s. Abbildung), mit knaulförmig in der Rispe stehenden Grasährchen, sehr gemein auf trocknem, besserm Boden, am schönsten auf berieselten, bodenkräftigen Wiesen, äußerst ertragreich, nahrhaft, ein Schnittgras erster Klasse, bleibt aber auf trocknem, weniger kräftigem Sandland zu klein und wird zu hart. Der Gebrauchswert der Samen beträgt 17 Prozent.

^[Abb.: Dactylis glomerata (Hungdsgras). Vergr. Ährchen.]

Dädăla ("Schnitzbilder"), Name eines eigentümlichen Festes der Böotier zu Ehren der Hera. Nach der Sage hatte sich die Göttin einst mit Zeus überworfen und auf dem Kithärongebirge verborgen. Da ließ Zeus das Gerücht verbreiten, er wolle sich mit einer andern vermählen, und zugleich ein aus Eichenholz geschnitztes Bild in bräutlichem Schmuck auf einem Wagen mit zahlreichem Gefolge und unter Absingung von Hochzeitsliedern am Kithäron vorüberfahren. Voller Eifersucht stürzte sich Hera auf die vermeintliche Nebenbuhlerin; als sie aber das hölzerne Bild fand, löste sich ihr Zorn in Lachen. Sie versöhnte sich mit ihrem Gemahl, setzte sich selbst auf den Brautwagen und stiftete zum Andenken das Fest, das fortan alle sieben Jahre von den Platäern allein (kleine D.), alle 60 Jahre aber von sämtlichen böotischen Bundesstädten gemeinsam (große D.) gefeiert wurde.

Dädalĕum (griech.), s. Phänakistoskop.

Dädalos (Daidalos), der berühmteste griech. Künstler der mythischen Zeit, Sohn des Metion und Urenkel des Königs Erechtheus zu Athen, Zeitgenosse des Theseus und Minos. Als Architekt, Bildner und Techniker allgemein bewundert, mußte er aus Athen fliehen, weil Künstlerneid ihn zur Ermordung seines Schülers und Neffen Talos verleitet hatte, und fand beim König Minos von Kreta Schutz. Hier verfertigte er die Kuh der Pasiphae, erbaute einen Tempel der Göttin Britomartis sowie für den Minotaur das Labyrinth, ward aber von Minos wegen der für die Pasiphae gefertigten Kuh mit seinem Sohn Ikaros ins Labyrinth gesperrt. Sie entflohen von da mittels künstlicher Flügel von Wachs und Leinwand. Ikaros zwar stürzte in das nach ihm benannte Meer, D. aber