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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dänische Litteratur - Dänisches Heerwesen

hunderts gewesen. Fast das ganze Geschlecht von Künstlern aus der Mitte des Jahrhunderts war aus seiner Schule hervorgegangen: Marstrand, Küchler, Const. Hansen, Roed sind seine Schüler gewesen. Eine durch sorgfältige Zeichnung und nationale Begeisterung vielfach, aber mit Farbensinn weniger begabte Richtung entwickelte sich in den fünfziger und sechziger Jahren, von dem reichbegabten Kunsthistoriker Hoyen geleitet, unter dem Einfluß von Eckersberg. Die Führer dieser Richtung waren der als Genremaler und Historienmaler gleich hervorragende Marstrand und der Landschafter Skovgaard. Der frühverstorbene Tiermaler Th. Lundby, Sonne, die Figurenmaler Exner und Vermehren, die Marinemaler Sörensen, Anton und Wilhelm Mellbye u. a. gehörten dieser Richtung an.

Freier und mehr echt malerisch, auch nicht in so exklusiv nationale Form gebannt, gestaltete sich die Kunst seit den sechziger Jahren unter Leitung des genialen Genre- und Historienmalers Carl Bloch, dem sich der Tier- und Figurenmaler Bache, der Landschafter La Cour u. a. angeschlossen haben, während sich die jüngste Generation, Kröyer, Johannsen u. a., der Hellmalerei gewidmet hat.

Auf die Bildhauerkunst übte natürlich Thorwaldsen einen ganz durchschlagenden Einfluß, ohne eigentlich in Dänemark Schule zu bilden, indem seine Schüler allmählich sich der Natur, der vaterländischen Darstellung und der mehr genreartigen Auffassung der Jetztzeit näherten. So H. E. Freund in seinem Ragnarokfries mit Motiven aus der nordischen Mythologie und H. W. Bissen mit seinem Landsoldaten und den Porträtbüstcn seiner berühmtern Zeitgenossen, sowie auch A. Jerichau in seinem Pantherjäger und vielen andern Werken einem gesunden Realismus huldigt.

Bissens Wirksamkeit war dagegen schulbildend, teils aus seinem Atelier, teils von ihm beeinflußt sind die meisten jüngern Bildhauer Dänemarks hervorgegangen, sowie er auch im übrigen Norden bedeutenden Einfluß geübt hat. So sind der Finländer Walter Runeberg, der Norweger Bergslien, der Schwede Molin, ferner die Dänen Peters, Stein, Saabye, Evens, Freund der Jüngere, W. Bissen der Jüngere aus seiner Schule hervorgegangen.

Die Baukunst der Gegenwart in Dänemark hat mehrere bedeutende Männer aufzuweisen. Zwar ging Theophilus Hansen nach Wien, sein Bruder Christian Hansen, der Erbauer der Universität in Athen, blieb aber seinem Lande erhalten und hat mehrere Renaissancebauten in Kopenhagen ausgeführt. Der deutschgeborene Architekt Hetsch wirkte besonders für das Kunsthandwerk, während Bindesböll das "Thorwaldsen-Museum" in Kopenhagen mit dekorativen Anklängen an etrusk. Grabbauten aufführte. Nebelong restaurierte die Domkirche zu Viborg und F. Meldahl das 1859 abgebrannte Schloß Frederiksborg, Dahlerup und Ove Petersen errichteten das königl. Theater zu Kopenhagen, während Wilhelm Petersen, der einen der Preise für die Domfaçade in Florenz gewonnen hatte, L. Fenger, der über die antike Polychromie ein vorzügliches Werk veröffentlicht hat, Holm u. a. Kopenhagen mit Neubauten schmückten. Besonders hervorzuheben ist der rege Anteil, den viele Architekten, Bildhauer und Maler (vor allen Hetsch, Peters, Olrik, Hilker und L. Fröhlich) an dem aufblühenden Kunstgewerbe genommen haben. (Abbildungen zur D. K. s. die Tafeln: Skandinavische Kunst.)

Dänische Litteratur, s. Dänische Sprache und Litteratur.

Dänische Missionsgesellschaft, Danske Missionsselskap, 1821 begründete und in Grönland sowie in Verbindung mit der Baseler Mission auf der Goldküste thätige Gesellschaft. Sie hat seit 1861 eigene Missionsanstalt und seitdem im südind. Tamilland vier Stationen angelegt. Ihr Organ ist das "Dansk Missionsblad".

Dänische Musik. In der Musik folgte Dänemark bis in die neueste Zeit im wesentlichen der Entwicklung, die diese Kunst in Deutschland nahm. Die Kopenhagener Oper, die die Spitze des dän. Musikwesens bildet, wurde bis zum Ende des 18. Jahrh. vorwiegend von deutschen Musikern geleitet. Unter ihnen ragen J. A. P.^[Johann Abraham Peter] Schulz und F. L. Ä. Kunzen hervor, der Komponist des seiner Zeit berühmten "Holger Danske" (1790). Diese Oper ist das erste bedeutende Lebenszeichen einer selbständigen Richtung der D. M. Ihr Gedicht entstammt der nordischen Sage und auch ein Teil ihrer Balladenmelodien ist aus heimischen Volksweisen geschöpft. Das Werk ist auf die Oper in Deutschland nicht ohne Einfluß geblieben. Man kann von ihm ab die romantische Periode datieren. Mit Webers "Oberon" steht es in direkter Verwandtschaft. Die nennenswertesten Nachfolger Kunzens sind Kuhlau und Weyse. Der mittlerweile entstandene Kopenhagener Musikverein nahm die Bewegung auf und übertrug sie auf andere Gebiete der Musik. ImLiede zeichneten sich Berggreen und der ältere Hartmann aus, denen sich nun auch noch andere Skandinavier, voran der Schwede Lindblad, anschlossen. Das Verdienst, das dänisch-nordische Element in die höhere Instrumentalmusik eingeführt zu haben, erwarb sich Niels W. Gade, der mit seiner Ouverture "Nachklänge zu Ossian" und seiner C-moll-Symphonie außer Dänen und Skandinaviern auch den Russen und übrigen Slawen das Signal gab, in die Arbeit an den höchsten Formen der Instrumentalmusik mit einzutreten. Über die Oper in Kopenhagen vgl. Overskou, Den danske Skuepladses Historie (Kopenh. 1864).

Dänischer Schulverein, s. Schulverein.

Dänischer Wohld ("dänischer Wald"), fruchtbare Halbinsel im Kreis Eckernförde des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, im N. von Kiel, zwischen dem Ostsee-Kanal und der Eckernförder Bucht gelegen und mit schönem Buchenwald versehen. Diese alte Landschaft bildet jetzt das Amtsgericht Gettorf (Landgericht Kiel). Nach der Ostküste erhebt sich im N. der Boden zu 54 m, auf der Nordostecke der Bülker-Leuchtturm; an der zum Kieler Hafen gehörenden Ostküste die Festung Friedrichsort, und südlich neben derselben, am Eingange zum Nord-Ostsee-Kanal (s. d.), das Dorf Holtenau (s. d.).

Dänisches Heerwesen. Die Gesetze vom 6. Juli 1867 und 25. Juli 1880 haben die Konskription beibehalten, aber die Stellvertretung abgeschafft. Die Dienstpflicht beginnt mit dem Alter von 22 Jahren und dauert für die Linie (1. Aufgebot) und Reserve (2. Aufgebot) je 8 Jahre. In Friedenszeiten bestehen zwei Generalkommandos, zu Kopenhagen und Aarhus. Das erste besteht aus der Leibgarde (1 Bataillon), 2 Infanteriebrigaden, 2 Reiter-, 1 1/2 Feldartillerie-, 1 Ingenieurregiment und der Festungsartillerie; das zweite aus 3 Infanteriebrigaden, 3 Reiter- und 1/2 Feldartillerieregiment.

Jede Infanteriebrigade besteht aus 2 Regimentern (zu je 3 Bataillonen zu 4 Compagnien), jedes