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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Debraux; Debreczin; Debrecziner Heide; Debrosses; Debuchieren; Debure

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Debraux - Debure.

Negus Negesti (s. d.) befindet. Eine steile Basalttreppe führt zur Plattform des mit einer Batterie gekrönten Hügels. In D. lagert gewöhnlich die Hauptmacht des abessinischen Heers.

Debraux (spr. döbroh), Paul Emile, einer der populärsten franz. Liederdichter, geb. 1796 zu Ancerville (Meuse), erhielt eine Stelle an der Bibliothek der medizinischen Schule, die er indessen aus Liebe zur Unabhängigkeit nach einigen Jahren aufgab, wurde 1823 wegen seiner Angriffe auf die Regierung zu mehrmonatlicher Haft verurteilt und starb 12. Febr. 1831. Immer heiter und lustig trotz der ärmlichsten Verhältnisse, besang er Vaterland, Wein und Liebe in leichten, frischen Liedern, die zwar Eleganz und Feinheit oft vermissen lassen, dafür aber um so lieber in Kneipe und Werkstatt gesungen wurden. Man hat ihn den "Béranger de la canaille" genannt. Am bekanntesten sind die Lieder: "La Colonne", "Le Mont Saint-Jean", "Bélisaire", "T'en souviens-tu?", "Les barricades", "Prince Eugène", "Fanfan la Tulipe", "La veuve du soldat", "Marengo". Eine vollständige Sammlung seiner "Chansons" gab Béranger heraus (Par. 1833, 3 Bde.).

Debreczin (spr. däbräzin, ungar. Debreczen), königliche Freistadt und Sitz des ungar. Haidukenkomitats, in einer sandigen und wasserarmen Ebene (Debrecziner Heide) an der Vereinigung der Ungarischen Nordost- und der Ungarischen Staatsbahn gelegen, ist ein Ort mit echt magyarischem Typus und seit jeher der Hauptsitz des Protestantismus. Ansehnliche Gebäude sind: die reformierte und Franziskanerkirche, das Piaristenkloster, Rathaus, Sparkassengebäude, mehrere Fabriken, die große Stephansdampfmühle und das Akademiegebäude der Reformierten. D. zählt (1881) 51,122 rein ungarische, meist reformierte Einwohner, die größtenteils Ackerbau und Viehzucht betreiben oder sich dem Handel und einzelnen Gewerben widmen. Die beiden erstern werden sehr gefördert durch die ausgedehnten und fruchtbaren Ebenen, welche die Stadt umgeben, und auf denen ungeheure Herden von Vieh Nahrung finden, wie anderseits Weizen, Hirse, Tabak und Wassermelonen auf ihnen vorzüglich gedeihen. In industrieller Beziehung sind die Seife, die Lebkuchen, die thönernen Pfeifenköpfe sowie die Würste und Schinken von D. weitverbreitete Handelsartikel. Im übrigen erstreckt sich der Handel insbesondere auf Speck, Getreide, Knoppern, Tabak, Hornvieh, Schweine, Pferde, Honig, Schafkäse etc. D. besitzt eine Handels- und Gewerbekammer, eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank und mehrere große Geldinstitute; ferner an Bildungsinstituten die bereits erwähnte Akademie, eine der größten und reichsten reformierten theologischen Lehranstalten in Ungarn, mit einer Bibliothek von über 90,000 Bänden (darunter seltene Werke und Manuskripte) sowie mit wertvollen mathematischen, physikalischen und naturhistorischen Sammlungen. Außerdem befinden sich in D. eine landwirtschaftliche höhere Lehranstalt, städtische Oberrealschule, Handels- und Gewerbeschule, ein reformiertes Ober- und ein katholisches Untergymnasium, eine katholische Hauptschule und andre Erziehungsinstitute, mehrere Waisenhäuser, Armenanstalten und Spitäler. D. hat ein schönes Theater und einen Dampftramway und ist der Sitz eines Gerichtshofs, einer Finanzdirektion und eines Tabaks-, Forst- und Steuerinspektorats. - Der Ursprung der Stadt ist unbekannt. Sie hatte in den Kämpfen zwischen den Türken und Ungarn wie später des Glaubens wegen viel zu leiden. Im J. 1567 wurde auf der hier gehaltenen Synode das reformierte Glaubensbekenntnis angenommen. Auf dem 1711 abgehaltenen Kongreß unterwarfen sich die Ungarn dem habsburgischen Haus. Durch den Landtagsbeschluß von Preßburg 1715 wurde die Stadt, was schon unter Leopold I. geschehen war, nochmals zur königlichen Freistadt erhoben. Im J. 1849 war D. eine Zeitlang (9. Jan. bis 30. Mai) Sitz des ungarischen Reichstags; 15. März d. J. sprach hier Kossuth in der Großen reformierten Kirche die Unabhängigkeit Ungarns von Österreich aus. Das 1859 von Österreich veröffentlichte Patent gegen die Reformierten wurde ungeachtet militärischen Einschreitens nicht angenommen und in der zweiten (Kleinen) Kirche die Freiheit der Reformierten auf Grund der Sanktion von 1790 durchgeführt.

Debrecziner Heide, die Ebene um die Stadt Debreczin, ein Teil der großen ungarischen Tiefebene, ist teils eine Sandwüste, teils (im S.) fruchtbarer Weideboden, auf dem zahllose Ochsen-, Schaf- und Schweineherden weiden und Weizen, Hirse, Buchweizen, Tabak und Wassermelonen gedeihen. Die D. H. hat, soweit sie zur Stadt gehört, 830 qkm Flächenraum; sonst (auch Hortobágyer Pußta genannt) erstreckt sie sich über das Hundertfache. Merkwürdig sind die vielen Natronseen, welche im Sommer austrocknen und eine 0,6-1,3 cm Zoll dicke Sodakruste am Boden zurücklassen, die gesammelt wird und sich alle 3-4 Tage erneuert. In Ungarn nennt man sie weiße Seen (Fehér tó), weil sie mit einem schneeähnlichen Überzug bedeckt sind. Der Boden ist glimmerhaltiger Quarzsand. Die Ufer der Seen sind mit Salicornia, Salsola und andern salzhaltigen Pflanzen der Meeresküste bedeckt.

Debrosses (spr. döbross'), Charles, franz. Geschichtsforscher, geb. 17. Febr. 1709 zu Dijon, veröffentlichte "Lettres sur l'état de la ville d'Herculanum" (Dijon 1750), welche die ersten Nachrichten über die dortigen Ausgrabungen brachten, die Frucht einer 1739 unternommenen italienischen Reise. 1756 schrieb er auf Buffons Anregung die "Histoire des navigations aux terres australes" (Dijon 1756, 2 Bde.; deutsch von Adelung, Halle 1767, 2 Bde.), in welcher er die neuentdeckten Länder und Inseln der Südsee als Australien und Polynesien bezeichnete. Daran schlossen sich: "Traité de la formation mécanique des langues" (Par. 1765, 2 Bde.; neue Ausg. 1801; deutsch von Hißmann, Leipz. 1777), worin er den Ursprung der Sprachen aus der natürlichen Fähigkeit des Menschen, die Artikulation der Organe zu verändern, erklärte, und "Sur le culte des dieux fétiches" (Dijon 1760; deutsch von Pistorius, Strals. 1785). Sein Hauptwerk ist: "Histoire de la république romaine dans le cours du VII. siècle par Salluste" (Dijon 1777, 3 Bde.; deutsch von Schlüter, 1799), eine Frucht jahrelanger Beschäftigung mit Sallust, worin er die gründlichste Kenntnis des römischen Lebens an den Tag legte. D. starb als Präsident des Parlaments von Bourgogne 17. Mai 1777 auf einer Reise in Paris. Seine "Lettres familières écrites d'Italie en 1739 et 1740" (Par. 1799) wurden zuletzt von Colomb herausgegeben (1885). Vgl. Mamet, Le Président de Brosses (Par. 1875).

Debuchieren (franz., spr. -büsch-), aus dem Busch hervorbrechen; seinen Stand, sein Lager verlassen.

Debure (spr. döbühr), Guillaume François, franz. Bibliograph, geb. 1731 zu Paris, besaß daselbst eine Buchhandlung und begründete durch seine bibliographischen Arbeiten, namentlich durch die "Bibliographie instructive" (Par. 1763-68, 7 Bde.; "Supplément", das. 1769, 2 Bde.; Ergänzungsband von Née