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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dehnbarkeit; Dehn-Rothfelser; Dehodencq

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Dehnbarkeit - Dehodencq.

sition gehören unter andern Glinka, Kullak, Kiel, Rubinstein und Albert Becker.

Dehnbarkeit (Geschmeidigkeit), die Eigenschaft eines Körpers, durch äußern Druck, Zug, Drehung seine Gestalt verändern zu können, ohne dabei zu zerreißen; der D. entgegen steht die Sprödigkeit. Die D. kommt vielen Körpern in sehr hohem Grad zu, bei denen sich dann zugleich eine außerordentlich große Kohäsion ihrer Teile offenbart. Spezielle Arten der D. sind: Hämmerbarkeit (Streckbarkeit) und Zähigkeit (Tenazität, Längendehnbarkeit). Unter der erstern versteht man die Fähigkeit eines Körpers, durch Hämmern oder Walzen in Bleche oder dünne Blätter ausgedehnt zu werden, weshalb man sie auch Flächendehnbarkeit nennen kann, die nicht immer mit der Längendehnbarkeit vereinigt vorkommt; letztere ist die Fähigkeit eines Körpers, sich in Draht ausziehen zu lassen. Eisen ist im Drahtzug weit dehnbarer als unter dem Blechhammer; Blei und Zink lassen sich dagegen zu dünnen Blättchen schlagen oder walzen, aber nicht zu Drähten ausziehen, was jedoch Platin wieder gestattet. Letzteres kann man gleichwohl nicht zu so dünnen Blechen verarbeiten wie Gold und Silber, ohne daß es wie Spinnengewebe netzartig, löcherig wird. Daraus geht schon hervor, warum die D. nur zu den sogen. relativen Eigenschaften der Körper gezählt wird, indem sie nicht allen Körpern zukommt, am allerwenigsten aber der Materie im allgemeinen. Geringe Beimengungen eines fremden Stoffes und schnelles Erkalten vermindern zuweilen die D. beträchtlich; auch das Hämmern, Walzen und Drahtziehen vermindern bei manchen Metallen die D., indem sie dieselben verdichten. Es macht sich deshalb in der Praxis oft nötig, die Metalle mehrmals zu erhitzen und an der Luft langsam abkühlen zu lassen, um das Zerreißen zu verhindern. Die D. ist ferner sehr abhängig von der Temperatur, und im allgemeinen wächst sie mit der Wärme. Manche Metalle sind unter allen Bedingungen dehnbar, z. B. Platin, Gold, Silber, Kupfer; andre Körper sind bei gewöhnlicher Temperatur spröde und werden erst bei Wärmegraden, welche dem Schmelzpunkt mehr oder weniger nahe liegen, geschmeidig. Hierher gehören: Glas, Schellack, Wachs, dann Zink, Zinn, Wismut, Arsen etc. Reines Zink läßt sich bei gewöhnlicher Temperatur zu dünnen Blechen ausschmieden, ohne an den Kanten zu bersten. Das im Handel vorkommende Zink ist dagegen spröder und bricht leicht. Zwischen 100 und 150° C. aber läßt es sich schmieden, zu dünnen Blechen walzen und zu feinem Draht ausziehen, und bei 205° C. wird es wieder so spröde, daß es in einem bis zu dieser Temperatur erhitzten Mörser zu Pulver zerstoßen werden kann. Ähnlich verhält sich schwefelhaltiges Eisen, welches in gewöhnlicher Temperatur schmiedbar ist, aber wegen seiner Sprödigkeit in der Rotglühhitze den Namen rotbrüchiges Eisen erhalten hat. Andre Körper werden dehnbar, wenn sie Wasser einsaugen, z. B. tierische Häute, Leim, Gummi, dann Töpferthon etc. Gold ist äußerst streckbar; es läßt sich ebensowohl zu dem feinsten Draht ausdehnen, wie zu äußerst dünnen Platten durch Walzen umarbeiten. Nach Réaumur kann 1 Gran (0,06 g) Gold zu 250 qcm ausgedehnt und eine Unze (30 g), welche als Würfel etwa 1 cm Seite hat, in eine Fläche von 14,5 qm ausgebreitet werden. Auf dem aus vergoldeten Silber hergestellten Drahte, der auf Lyoner Tressen verarbeitet wird, beträgt die Dicke der Goldschicht nur 0,000012 mm und zeigt doch alle dem Gold eigentümlichen Merkmale. Taucht man einen solchen Draht in Salpetersäure, so wird zwar das Silber angegriffen und bei längerer Dauer aufgelöst, nicht so das Gold; letzteres bleibt dann als eine Röhre zurück. Platindraht läßt sich nicht so fein zubereiten wie Golddraht; gleichwohl hat Wollaston dergleichen von 0,0008 mm Dicke gefertigt, und Becquerel hat Stahldraht bis zu einem Durchmesser von 1/30 mm bis 128 mm Länge ausgezogen. Dies konnte auf die Weise erreicht werden, daß das auszuziehende Metall als feiner Draht in ein dickeres Stück Silber eingelassen wurde, welches dann mit den gewöhnlichen Hilfsmitteln zu möglichst feinem Draht ausgezogen wurde. Natürlich verlängert sich dabei das eingeschlossene Metall in gleichem Grad, und wenn man schließlich das äußere Metall mit geeigneten Mitteln entfernt, so bleibt der feine Draht des andern zurück. Glas, bei gewöhnlicher Temperatur äußerst spröde, läßt sich, wenn man es stark erhitzt, zu sehr feinen Fäden ausziehen, die nach dem Erkalten eine Biegsamkeit besitzen, welche derjenigen von Gespinstfasern ähnlich ist.

Dehn-Rothfelser, 1) Hans, Architekt, geb. 1500, erbaute unter Kurfürst Moritz von Sachsen die Schlösser zu Radeberg, Moritzburg, Senftenberg und das Residenzschloß in Dresden (um 1550) im Stil der deutschen Frührenaissance. Er starb 1561 als Oberbaumeister der Festung und des Schlosses in Dresden.

2) Heinrich, Architekt, Nachkomme des vorigen, geb. 6. Aug. 1825 zu Hanau, trat nach Beendigung seiner Studien 1847 als Baukondukteur in den Dienst des Kurfürsten von Hessen, war vornehmlich in Wilhelmshöhe thätig und wurde 1865 als Oberhofbaumeister und Lehrer an der Kunstakademie nach Kassel berufen. Nach 1866 eröffnete sich ihm auch eine größere praktische Thätigkeit, da ihm der Neubau der Gemäldegalerie in Kassel übertragen wurde, welchen er in den Jahren 1872-77 im Stil der italienischen Renaissance ausführte. Im J. 1878 wurde er als Regierungs- und Baurat an die Regierung in Potsdam berufen und 1880 provisorisch, 1882 definitiv zum Konservator der Kunstdenkmäler im preußischen Staat und zum vortragenden Rat im preußischen Kultusministerium ernannt. In dieser Stellung hat er eine umfangreiche Thätigkeit entfaltet, welche durch seinen 29. Juni 1885 erfolgten Tod zu einem vorzeitigen Abschluß kam. Er gab heraus: "Mittelalterliche Baudenkmäler in Kurhessen" (Kassel 1862-66); "Die Baukunst in der Ausstellung von 1867 und die neueste Bauthätigkeit in Paris" (das. 1868); mit W. Lotz "Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Kassel" (das. 1870) und "Das Gemäldegaleriegebäude in Kassel" (Berl. 1879).

Dehodencq (spr. dĕ-odāngk), Alfred, franz. Maler, geb. 23. April 1822 zu Paris, war Schüler Cogniets, bildete sich aber mehr noch durch einen langen Aufenthalt in Nordafrika und in Spanien aus, von wo er auch die Mehrzahl seiner Motive hernahm. Die Galerie des Luxembourgpalastes besitzt von ihm den Stierkampf, und sein Erzähler in Marokko vom Salon 1877 fand auch auf der Pariser Weltausstellung 1878 lebhaften Beifall. 1873 erwarb der Staat sein Gemälde: Jude, zu einer Dorfhochzeit gehend (Museum zu Orléans). Unter seinen übrigen Arbeiten sind zu nennen: das jüdische Konzert, das jüdische Fest, Boabdil, die Strafe der Diebe in Marokko, die Söhne des Paschas, Verhaftung eines Juden in Tanger, marokkanische Gefangene, das Frühstück auf der Farm, Bourbonnais und die Judenbraut. Seine Charlotte Corday, Christoph Kolumbus, die Erweckung von Jairus' Töchterlein, Bacchus, der Ausmarsch der Mobilgardisten 1870 repräsentieren neben