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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Einschwenken; Einschwingen; Einsegnung; Einseitigkeit; Einsetzen; Einsiedel; Einsiedelei; Einsiedeln

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Einschwenken - Einsiedeln.

ist zunächst von denselben Erscheinungen begleitet, es ist daher Vorsicht geboten und Alleinstellen der Pferde in Betracht zu ziehen. Die Behandlung wird am heften mit anhaltenden Bähungen von warmer Heusamenbrühe oder Pottaschenlösung bewirkt. Außerdem sind Einreibungen von Terpentinöl, Ammoniakliniment oder Karbolöl angezeigt. Die vor einigen Jahren vielfach empfohlene Injektion einer 2proz. Lösung der Karbolsäure in die Entzündungsgeschwulst hat sich nicht bewährt. Der Eutereinschuß oder Euterrotlauf der Kühe ist durch häufig wiederholtes Ausmelken, Aufstreichen von Fett auf das kranke Euter u. magere Diät fast immer in wenigen Tagen zu beseitigen.

Einschwenken, militärisch das Herstellen der zusammenhängenden Linie aus einer geöffneten Kolonne durch gleichzeitiges Schwenken aller Abteilungen.

Einschwingen, das Sichniederlassen des Auer- und Birkwildes auf Bäume, s. Auerhahn. ^[richtig: Auerhuhn.]

Einsegnung, s. Benediktion und Konfirmation.

Einseitigkeit, im Gegensatz zu Allseitigkeit und Vielseitigkeit die nur auf Eine Kraft oder Fähigkeit des Geistes oder Körpers hin gerichtete Entwickelungsthätigkeit, die es daher in ihrem Fach bis zur Virtuosität, im Gesamtleben jedoch nicht über die Stufe der Maschine hinaus bringt.

Einsetzen (Einsatzhärtung), ein Verfahren, durch welches man kleine aus Schmiedeeisen verfertigte Gegenstände oberflächlich in Stahl verwandelt, um sie äußerlich mit einer größern Härte zu versehen und ihnen eine bessere Politur geben zu können. Man verpackt die Gegenstände in einer eisernen Büchse, mit Holzkohlenpulver oder besser mit tierischer Kohle (aus Knochen, Leder, Hornspänen etc.) umgeben, glüht sie eine Stunde oder länger in der Esse und kühlt sie in Wasser ab. Sehr wirksam ist Blutlaugensalz, mit welchem man eine sehr dünne, harte Schicht auf eisernen, blank gefeilten Gegenständen erzeugen kann, wenn man dieselben glühend macht, mit dem Salz bestreut und darauf schnell abkühlt.

Einsiedel, 1) (ung. Remete) Bergstadt im ungar. Komitat Zips, an der Göllnitz, mit Bergbau auf Kupfer- und Eisenerze, Eisenwerken und (1881) 1981 meist deutschen Einwohnern. - 2) Königliches Hofdomänengut im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Tübingen. 1492 gründete Graf Eberhard von Württemberg hier ein Kloster, das 1580 abbrannte. Eberhard lag hier begraben, bis Herzog Christoph seine Leiche nach Tübingen überführte. - 3) Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Chemnitz, an der Zwönitz und der Eisenbahn Chemnitz-Aue-Adorf, mit Maschinen-, Strumpfwaren- und Papierfabriken, Baumwollspinnerei und (1880) 2313 Einw.

Einsiedel, 1) Friedrich Hildebrand, Freiherr von, aus dem Hause Scharfenstein, geb. 30. April 1750 zu Lumpzig bei Altenburg, studierte in Jena die Rechte, ward Regierungsassessor zu Weimar, 1775 Hofrat, später zum Geheimrat ernannt. Seit 1776 Kammerherr und Obersthofmeister der Herzogin Anna Amalie, war er ein geschickter Anordner geistreicher Unterhaltungen; ein liebenswürdiger Mensch, komisch berufen durch seine Zerstreutheit, hieß er in den Hofzirkeln allgemein der "Freund". Nach Auflösung des Hofgerichts ward ihm die Stelle des Präsidenten bei dem neuerrichteten Oberappellationsgericht in Jena übertragen. Er starb 7. Juli 1828 daselbst. E. schrieb mehrere Stücke für das improvisierte fürstliche Theater in Tiefurt, Belvedere und Ettersburg, gab "Neueste vermischte Schriften" (Dessau 1783-84, 2 Tle.) und "Grundlinien zu einer Theorie der Schauspielkunst" (Leipz. 1797) heraus, übersetzte auch die Lustspiele des Terenz (das. 1806, 2 Bde.) sowie mehrere Stücke Calderons und Moretos.

2) Detlev, Graf von, königlich sächs. Staatsmann, geb. 12. Okt. 1773 zu Wolkenburg, ward Geheimer Finanzrat, dann Kreishauptmann des Meißener Kreises, im Mai 1813 Kabinettsminister und Staatssekretär der innern Angelegenheiten und nach Senfft-Pilsachs Entlassung auch wit der Leitung des auswärtigen Departements betraut. Nach der Schlacht bei Leipzig begleitete er den gefangenen König nach Berlin und später nach Preßburg, leitete die Unterhandlungen während des Wiener Kongresses, ward 1816 zum Ordenskanzler ernannt und erhielt die Oberaufsicht über die wissenschaftlichen und Kunstsammlungen in Dresden, später auch den Vorsitz in der Sächsischen Bibel- und Missionsgesellschaft. Sein Einfluß stieg noch nach dem Tode des Königs Friedrich August (1827) unter dem König Anton, der bei Lebzeiten seines Vorgängers allen Regierungsgeschäften fern geblieben war; allein seine Abgeneigtheit gegen eine zeitgemäße Veränderung der Verfassung, eine zu große Wahrnehmung seiner Privatinteressen und seine Hinneigung zur orthodoxen Partei regten die öffentliche Meinung gegen ihn auf und führten im September 1830 die Dresdener Unruhen und seinen Sturz herbei. E. zog sich danach auf seine Güter zurück, wo er 20. März 1861 starb.

Einsiedelei, s. Eremitage.

Einsiedeln (Monasterium Eremitarum), Ort und Benediktinerabtei im schweizer. Kanton Schwyz, ein berühmter Wallfahrtsort, der nach seiner Frequenz (200,000 Pilger im Jahr) mit Loreto und Santiago de Compostela wetteifert, liegt 909 m ü. M., wo das Albisthal sich in das Plateau der Sihl öffnet. Das Kloster, bis ins 16. Jahrh. herab wiederholt durch Feuer zerstört, wurde 1704-19 neu aufgeführt und bildet ein aus Quadern im italienischen Stil errichtetes großes Viereck, dessen Hauptfassade, 134 m, die Kirche mit zwei hohen, schlanken Glockentürmen einnimmt. Das Innere der Kirche ist mit Gemälden, Marmor und Vergoldung reich geziert. Selbständig im Mittelschiff steht die aus schwarzem Marmor erbaute Kapelle der heiligen Jungfrau, in deren Innerm der eigentliche Gegenstand der Verehrung, ein aus glänzend schwarzem Holz gearbeitetes Marienbild, mit Edelsteinen und Gold reich ausgeschmückt und von brennenden Kerzen umgeben, aufgestellt ist. Das Kloster wird gegenwärtig von 80 Benediktinerpatres und 20 dienenden Brüdern bewohnt und besitzt eine treffliche Bibliothek von 32,000 Bänden, besonders historischen Inhalts, mit vielen Inkunabeln und wertvollen Handschriften aus dem 8.-12. Jahrh. (ein Unikum ist die als Regionator Einsiedlensis bekannte Beschreibung Roms im 10. Jahrh.), ein Physikalien- und Naturalienkabinett und einen bedeutenden Kirchenschatz. Die Klosterschule wurde 1848 zum Gymnasium und Lyceum erhoben und für 250 Studierende erweitert. Hauptwallfahrtstag ist das Fest der Engelweihe (14. Sept.). In der Neuzeit hat sich, befördert durch die erleichterte Kommunikation, die Frequenz von Wallfahrern gesteigert. Die meisten ausländischen kommen aus Schwaben und Elsaß. Ein frequenter Zugang ist der Paß des Etzel (s. d.); die Hauptmasse der Wallfahrer geht per Bahn über Zürich nach Wädenswyl und von hier (seit 1. Mai 1877) über Schindellegi (832 m) an das Ziel, auf einer Bahnlinie, die bis 50 pro Mille Steigung hat. - Der Flecken E., mit (1880) 8401 Einw., ist der größte Fabrikort für katholische Gebetbücher, Heiligenbilder.