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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Epanalepsis - Epée.

wodurch die Hegemonie Spartas im Peloponnes gebrochen wurde. Eine gegen E. nach seiner Rückkehr anhängig gemachte Anklage wegen eigenmächtiger Verlängerung seiner Amtsführung wurde durch den Eindruck seiner Persönlichkeit und seiner Verdienste zu nichte gemacht. Der zweite Zug in den Peloponnes, den E. 369 unternahm, hatte keinen Erfolg; daher wurde er abgesetzt und machte nun einen Zug nach Thessalien zur Befreiung des von dem Tyrannen Alexander von Pherä gefangenen Pelopidas als Gemeiner mit, erhielt aber unterwegs, als das Heer in Not geriet, auf einmütiges Verlangen der Soldaten den Oberbefehl und führte das Heer ohne Verlust nach Hause zurück. Infolge davon wurde er 368 abermals gegen Alexander geschickt und bewirkte glücklich die Freilassung der Gefangenen. Ein dritter Zug in den Peloponnes, 367, war wieder ohne Resultat, indem E. teils bei den peloponnesischen Bundesgenossen selbst Schwierigkeiten fand, teils durch das feindselige Auftreten der Athener gehemmt wurde. E. beschloß daher, die letztern zur See anzugreifen: er vermochte die Thebaner zum Bau einer Kriegsflotte von 100 Trieren, durchfuhr damit siegreich das Ägeische Meer und bewog Rhodos, Chios und Byzantion zum Anschluß an Theben. Die innern Wirren im Peloponnes, wo namentlich Mantineia sich an Sparta anschloß und die Hauptstadt Megalopolis beunruhigte, bewogen E. zu einem vierten Zug in den Peloponnes. Diesmal kam es zur Schlacht und zwar bei Mantineia (362). Der Sieg blieb zwar den Thebanern, aber E. selbst ward durch einen Wurfspeer tödlich verwundet und starb noch auf dem Schlachtfeld. Er wurde ebenda begraben, und eine Säule bezeichnete sein Grab. Da auch Pelopidas zwei Jahre vorher gefallen war, so hatte mit dem Tode des E. die Größe Thebens, das keinen bedeutenden Mann mehr besaß, ein Ende. E. wird mit Recht gepriesen als einer der größten Männer Griechenlands; mit den Eigenschaften eines trefflichen Feldherrn (er war der Erfinder einer neuen Taktik) und Staatsmanns verband er als Mensch die Tugenden der Uneigennützigkeit und Ehrlichkeit sowie einen Adel der Gesinnung, vermöge dessen das Vaterland ihm alles, seine Person nichts galt. Vgl. seine Biographie von Cornelius Nepos; Bauch, E. und Thebens Kampf um die Hegemonie (Bresl. 1834); Pomtow, Das Leben des E. (Berl. 1870).

Epanalépsis (griech.), Wortfigur, darin bestehend, daß man zwei oder mehrere Worte wiederholt, sei es unmittelbar oder zu Anfang neuer Satzglieder oder Sätze (z. B. bei Goethe: "Erhab'ner Geist, du gabst mir, gabst mir alles").

Epanastrŏphe (griech.), Redefigur, welche ein Satzglied mit dem Wort anfängt, mit welchem das vorhergehende schließt.

Epanchieren (franz., spr. epangsch-), sein Herz ausschütten; Epanchement, Herzensergießung.

Epanŏdos (griech., "Rückkehr"), Wortfigur, bestehend in der Wiederholung zweier Sätze in umgekehrter Ordnung, z. B. "Das Ende kommt, es kommt das Ende" (Hesekiel 7, 6).

Epanorthōsis (griech., "Wiederherstellung"), eine Redefigur, bestehend in der Verbesserung oder genauern Bestimmung des Gesagten; auch s. v. w. Ermahnung zum Guten, daher der dieselbe enthaltende Teil einer Predigt. Epanorthotisch, Besserung bewirkend, erbaulich.

Epanouieren (franz.), entfalten, aufheitern.

Epăphos, in der griech. Mythe Sohn des Zeus und der Io, ward auf Heras Betrieb von den Kureten (s. d.) geraubt, wofür Zeus dieselben durch Blitze tötete, aber von seiner Mutter bei der Königin von Byblos wiedergefunden und nach Ägypten zurückgebracht, wo er später König wurde, sich mit Memphis, der Tochter des Neilos, vermählte und nach ihr die Stadt Memphis nannte. Als seine Töchter werben Libya (durch Poseidon Stammmutter der Herrscher von Argos) und Lysianassa (durch denselben Mutter des Busiris) genannt.

Epaphroditos, 1) ein Mitglied der christlichen Gemeinde zu Philippi, Abgesandter derselben an den in Rom gefangen gehaltenen Paulus, um diesem eine Geldunterstützung zu bringen. Eine Erkrankung hielt ihn hier eine Zeitlang zurück, und Paulus soll dann durch ihn den Brief an die Philipper übersandt haben.

2) Freigelassener und Günstling Kaiser Neros, half diesem bei dessen Selbstentleibung, wurde unter Domitian hingerichtet.

Epárch (Eparchos, griech.), Befehlshaber, Vorgesetzter im allgemeinen, besonders Verwalter einer Provinz, s. v. w. Prokonsul oder Proprätor. Daher Eparchie, die Würde und der Verwaltungsbezirk eines solchen, eine Unterabteilung der Diözese nach der spätern politischen Einteilung des oströmischen Reichs; nach der kirchlichen Organisation Diözese oder Sprengel eines Bischofs oder Erzbischofs der griechischen und der russischen Kirche; im heutigen Griechenland Unterabteilung der Nomarchie, in Demen oder Gemeinden zerfallend.

Epaulement (franz., spr. epolmāng, Schulterwehr), Bezeichnung von Erdaufwürfen bei Belagerungen, die nicht zur Verteidigung eingerichtet sind, sondern nur zur Deckung von Kavallerie od. Geschützprotzen dienen.

Epauletten (franz., spr. epo-, "Schulterdecken"), breite Bänder oder Tressen von Wolle, Seide, Silber oder Gold, mit halbmondförmigem, vergoldetem oder versilbertem Blech, dienen gegenwärtig in den meisten Staaten als Abzeichen der Offiziere wie auch in der Galauniform bei höhern Zivilbeamten. Die Generale tragen in den meisten Armeen volle E. mit dickern Raupen, die Stabsoffiziere mit dünnern Fransen, Kantillen. Die Konterepauletten der Subalternoffiziere haben keine Fransen. In der österreichischen, englischen und andern Armeen tragen die Offiziere keine E.; im französischen Heer trugen bisher auch die Mannschaften E. aus Wolle, im deutschen Heer tragen nur die Ulanen E., jedoch ähnlich den Offiziersepauletten. Die Offiziere der deutschen und russischen Armee tragen im Feld Achselstücke (s. d.).

Épave (franz., spr. epāw), herrenloses Gut; droit d'é., Strandrecht.

Épée (franz., v. ital. espada), Degen. Im 12. Jahrh. bedeutete spata (espada, espe, é.) ein großes, zweischneidiges Schwert (swert) zum Hauen, nicht wie der Degen zum Stechen.

Epée, Charles Michel, Abbé de l', der Begründer des Taubstummenunterrichts in Frankreich, geb. 25. Nov. 1712 zu Versailles, widmete sich dem geistlichen Stande, dann der Rechtswissenschaft und ward Parlamentsadvokat, kehrte aber bald zu den frühern theologischen Studien zurück. Zum Kanonikus in Troyes befördert, sah er sich nach kurzer Zeit durch den Erzbischof von Paris, de Beaumont, wegen jansenistischer Grundsätze dieser Stelle wieder entsetzt. Von da an lebte er zurückgezogen seinen wissenschaftlichen Studien, bis ihn etwa 1765 das Mitleid veranlaßte, sich zweier hilflos gewordener taubstummer Mädchen anzunehmen. Unbekannt mit den bisherigen Versuchen auf diesem Gebiet, erfand er eine eigne Methode des Taubstummenunterrichts, deren Eigentümlichkeit namentlich in der ausgedehnten Verwen-^[folgende Seite]