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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Falerii; Falérna; Falérner Wein; Falguière; Falieri; Faliha; Falisker; Falk

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Falerii - Falk.

haben am linken Ufer den Posten Senudebu, an einem Nebenfluß den Posten Kanieba angelegt.

Falerii, alte Stadt im südlichen Etrurien, auf felsiger Höhe zwischen den Bergen Ciminius und Soracte gelegen, von einem den Latinern, nicht den Etruskern verwandten Stamm (Falisker) bewohnt, ergab sich den Römern 394 v. Chr. freiwillig, als der sie belagernde Camillus den Verrat eines Schulmeisters, der die Kinder der angesehensten Falisker in das römische Lager gelockt hatte, zurückwies. Als sie sich aber 293 und 241 empörte, wurde sie zerstört und die Bevölkerung in eine benachbarte Ebene (Aequum Faliscum) verpflanzt. Unterhalb des alten F. legten die Römer später eine Pflanzstadt an, die wegen des Kultus der faliskischen Juno den Namen Junonia Falisca (Ruinen bei Santa Maria di Falleri) erhielt.

Falérna, Flecken in der ital. Provinz Catanzaro, Bezirk Nicastro, 3 km vom Tyrrhenischen Meer, hatte im Altertum berühmten Weinbau (s. Falerner Wein) und (1881) 2858 Einw.

Falérner Wein (Falernum vinum), berühmtes Produkt des Ager Falernus im nordwestlichen Kampanien, das auf der Weinskala der römischen Zecher die zweite Stelle einnahm, während die erste gewöhnlich dem Cäkuber zugestanden wurde. Der F. war hellgelb, in der Jugend etwas herb, im Alter feurig und so geistreich, daß er sich anzünden ließ. Um sein Feuer zu mildern, mischte man ihn mit Chierwein oder auch mit Honig. Die vorzüglichste Sorte war der Massiker, der gepriesene Trank des Vergessens, eine andre hochbeliebte Sorte das vinum Faustianum. Die Dichter, besonders Horaz, sind voll seines Lobes. Noch heute wird F. gewonnen, wenn auch vielleicht von minderer Güte; man unterscheidet Falerno (Vino tazzese), F. di Caleno (nahe den Ruinen des alten Capua, ein köstlicher roter Magenwein), F. Faustiano (auf den Hügeln der Faustinischen Villa Ciceros, weiß, dem Greco sehr ähnlich), F. imperiale oder Massico (sehr feurig, würzig, wohlschmeckend).

Falguière (spr. -ghjähr), Alexandre, franz. Bildhauer und Maler, geb. 7. Sept. 1831 zu Toulouse, erhielt als Schüler Jouffroys 1859 den Preis für Rom und debütierte im Salon von 1864 mit einer bronzenen Knabenfigur, dem Sieger im Hahnenkampf (Museum des Luxembourg), der sich durch große Lebendigkeit und feine naturalistische Durchbildung auszeichnete. Für die liegende Figur des von Steinwürfen der Heiden niedergestreckten christlichen Märtyrers Tarcisius erhielt er 1868 die Ehrenmedaille des Salons. Auf dem Weg des Naturalismus in der Formenbildung und der Betonung geistigen und seelischen Ausdrucks hier und da von Carpeaux beeinflußt, schuf er dann die Gestalt des Dramas für die Neue Oper (1869), die sitzende Figur Corneilles für das Théâtre français (1872), eine ägyptische Tänzerin (1873), eine allegorische Darstellung der Schweiz, einen französischen Mobilgardisten unterstützend, ein Geschenk der Stadt Toulouse an die Schweiz (1875), die Statue Lamartines für Mâcon (1878), eine Diana (1882). Seit 1873 kultivierte er auch die Malerei, worin er sich an Henner anschließt und wie dieser meist nackte Figuren in halbem Licht (die Ringer, Kain und Abel, Susanne) malt. Er ist auch als Porträtmaler thätig und seit 1878 Offizier der Ehrenlegion.

Falieri, Marino, Doge von Venedig, aus einer alten venezianischen Familie, geb. 1278, war 1346 Befehlshaber der Truppen der Republik bei der Belagerung von Zara in Dalmatien, wo er einen glänzenden Sieg über den König von Ungarn erfocht, dann Gesandter in Genua und Rom und ward 1354 Doge. Da der Senat den Patrizier Michel Steno, der Falieris Gemahlin beleidigt hatte, sehr mild bestrafte, zettelte dieser, wie die gewöhnliche Überlieferung erzählt, mit dem Bürgerstand eine Verschwörung an, um 15. April 1355 alle Senatoren und Nobili zu ermorden und sich zum Alleinherrscher zu machen; allein am Vorabend der Ausführung wurde die Sache verraten und F. 17. April 1355 auf der großen Treppe des Dogenpalastes hingerichtet. Sein Charakter ist historisch treu gezeichnet in Byrons Trauerspiel "Marino F."; auch Delavigne, Murad Efendi, A. Lindner, Kruse und Swinburne bearbeiteten den Stoff dramatisch und E. T. A. Hoffmann novellistisch ("Doge und Dogaressa"); Donizetti komponierte eine Oper: "Marino F."

Faliha ^[richtig: Fatiha (Al-Fâtiha), vgl. S. 69 dieses Bandes.] (arab., "die Eröffnende"), die erste Sure im Koran, vertritt im Islam ungefähr die Stelle des Vaterunsers, wird als Segensformel angewendet und spielt eine besonders wichtige Rolle in der ostislamitischen Welt, wo dieser nur kurze Abschnitt des Korans vor dem Essen, bei gegenseitiger Begrüßung, recitiert wird.

Falisker, die Bewohner von Falerii (s. d.).

Falk, 1) Johannes Daniel, deutscher Schriftsteller, geb. 28. Okt. 1768 zu Danzig, bildete sich autodidaktisch, bis er endlich die Erlaubnis zu studieren erhielt. Er besuchte nun das Gymnasium seiner Vaterstadt und bezog 1792 die Universität Halle, um Theologie zu studieren. Seit 1798 in Weimar privatisierend, machte er sich hier 1806 beim Einmarsch der Franzosen und nach der Schlacht bei Jena durch seine Kenntnis des Französischen und seine Geistesgegenwart um Stadt und Land so verdient, daß ihn der Großherzog zum Legationsrat ernannte und ihm einen Jahrgehalt anwies. Im J. 1813 stiftete er die "Gesellschaft der Freunde in der Not" zum Zweck der Heranbildung verlassener und verwahrloster Kinder zu nützlichen Staatsbürgern. Später kam durch seine Bemühungen die Gründung einer Schulanstalt zu stande, die 1829 in eine öffentliche Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder verwandelt wurde und noch den Namen "Falksches Institut" führt. F. starb 14. Febr. 1826. Als Schriftsteller trat er zuerst in der Satire auf und gehörte der ältern Richtung an, welche eine gewisse gemütliche Allgemeinheit der Satire pflegte und beim Mangel konkreter Züge selten scharf und treffend war. Hierher gehören die Gedichte: "Der Mensch" (frei nach Boileau, Leipz. 1795), "Die Helden" (das. 1796; beide zusammen, das. 1798), "Die heiligen Gräber von Kom" und "Die Gebete" (das. 1796), vor allem aber sein "Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire" (Leipz., später Weim. 1797-1803, 7 Jahrgänge). F. schrieb ferner das dramatische Gedicht "Prometheus" (Tübing. 1803); "Leben, wunderbare Reisen und Irrfahrten des Johannes von der Ostsee" (das. 1805, Bd. 1; unvollendet); "Grotesken, Satiren und Naivitäten" (Stuttg. 1806-1807, 2 Jahrgänge); "Oceaniden" (Amsterd. 1812) u. a. Seine "Auserlesenen Schriften" wurden herausgegeben von Wagner (Leipz. 1819, 3 Bde.); seine "Satirischen Werke" erschienen gesammelt in sieben Bänden (das. 1817 u. 1826). Nach seinem Tod erschienen: "Volksspiegel zur Lehre u. Besserung" (Leipz. 1826) und "Goethe aus näherm persönlichen Umgang dargestellt" (das. 1832, 3. Aufl. 1856). Vgl. "Johannes F., Erinnerungsblätter aus Briefen und Tagebüchern, gesammelt von seiner Tochter Rosalie F." (Weim. 1868); Heinzelmann, Johannes F. und die Gesellschaft der Freunde in der Not (Erfurt 1879); A. Stein (H. Nietschmann), Johannes F. (Halle 1881).