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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fay; Fayal; Faydit; Faye; Fayence; Fayenceblau; Fayencedruck; Fayences patriotiques

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Fay - Fayences patriotiques.

großartiger Auffassung wie technischer Befähigung. Von seinen übrigen Gemälden historischen oder romantischen Inhalts sind noch hervorzuheben: eine lauschende Thisbe, Romeo und Julie, Gretchen im Gefängnis u. a. Später wandte er sich ausschließlich der Genremalerei zu. Er behandelte Szenen aus dem Leben und Treiben des italienischen Volkes, das er bei wiederholtem Aufenthalt in Italien eingehend studiert hatte. Einen besondern Reiz gewinnen seine Bilder auch durch die landschaftliche Umgebung, die einen wesentlichen Bestandteil derselben ausmacht. Glückliche Auffassungsgabe, leuchtendes Kolorit und gewandte Pinselführung zeichnen dieselben aus. Er starb 27. Juli 1875 in Düsseldorf.

Fay (spr. fäh), 1) Theodore Sedgwick, amerikan. Schriftsteller und Diplomat, geb. 10. Febr. 1807 zu New York, ward 1828 Advokat, übernahm dann die Redaktion des "New York Mirror" und ließ 1832 eine erste Sammlung seiner Beiträge zu diesem Blatt unter dem Titel: "Dreams and reveries of a quiet man" erscheinen. Nach einem längern Aufenthalt in Europa publizierte er 1835 seinen ersten Roman: "Norman Leslie" (zuletzt 1869). Im J. 1837 ward er Gesandtschaftssekretär in Berlin, 1848 Geschäftsträger beim deutschen Parlament in Frankfurt a. M. und 1853 Ministerresident in Bern, in welcher Stellung er 1856 die Vermittelung zwischen Preußen und der Schweiz übernahm und bis 1861 verblieb. Seitdem lebte er meist in Berlin oder zu Muskau in der Lausitz und beschäftigte sich unter anderm mit der Bearbeitung von geographischen Handbüchern. Sonst veröffentlichte er noch Novellen: "The countess Ida" (1840; deutsch, Berl. 1841), "Hoboken" (1843), "Robert Rueful" (1844); ferner das Gedicht "Ulric, or the voices" (1851); eine "History of Switzerland" (1870) u. a.

2) Charles Alexandre, franz. General, geb. 23. Sept. 1827 zu Pains-Jean-Pied de Port (Niederpyrenäen), ward in Ponditscherri erzogen, wo sein Vater Kapitän in der Marineinfanterie war, trat 1845 in die Schule von St.-Cyr ein und ward 1847 zum Leutnant im Generalstab ernannt. Nachdem er bei der Aufnahme einer Karte der Pyrenäen beschäftigt gewesen, diente er in Afrika, begleitete 1854 den General Bosquet als Adjutant in den Krimkrieg, ward 1864 Eskadronschef und 1870 Oberstleutnant in der Rheinarmee. Da er 1868-69 auf verschiedenen Missionen in Deutschland gewesen war und die preußischen Militärverhältnisse studiert hatte, ward er 1874 beauftragt, die Büreaus des Großen Generalstabs im Kriegsministerium zu organisieren. 1879 wurde er zum Brigadegeneral und Souschef im Großen Generalstab sowie zum Staatsrat im außerordentlichen Dienst, 1883 zum Divisionsgeneral in Grenoble ernannt. Er schrieb: "Souvenirs de la guerre de Crimée" (1867); "Étude sur la guerre en Allemagne en 1866" (1867); "Étude sur les opérations militaires en Bohême en 1866" (1867); "De la loi militaire" (1870); das vielgelesene "Journal d'un officier de l'armée du Rhin" (Brüss. 1871, 4. Aufl.); "Projet d'organisation et de mobilisation de l'armée française à propos d'un ordre inédit de mobilisation de l'armée prussienne" (1873) u. a.

Fay (spr. faj), Andreas, ungar. Dichter und Schriftsteller, geb. 30. Mai 1786 zu Kohány im Zempliner Komitat, machte seine Studien am reformierten Kollegium zu. Sáros-Patak, ward dann Advokat und Stuhlrichter in Pest, war bis zu Kossuths Auftreten (1840) im Pester Komitat einer der Wortführer der Opposition und wirkte auch später vielfach für den geistigen und materiellen Aufschwung seines Volkes, z. B. als Mitbegründer des ungarischen Theaters in Ofen, als Schöpfer der Sparkasse in Pest, als Mitglied des Industrievereins, des Kunstvereins, der Akademie, der Kisfaludy-Gesellschaft etc. Er starb 26. Juli 1864 in Pest. Begründete er durch seinen "Fris bokréta" ("Neuer Strauß", Pest 1818) seinen Dichterruhm, so fanden die vielfach ausgezeichneten "Mesék" ("Fabeln", Wien 1820, 2. Aufl. 1824; deutsch von Petz, das. 1821) noch größern Beifall. Seine "Kedvesapongások" ("Ausbrüche der Laune", Pest 1824, 2 Bde.), das Trauerspiel "A Két Bátóry" (das. 1827), der humoristische Roman "Béltekihaz" ("Das Haus Bélteki", das. 1832), seine Erzählungen und Lustspiele zeichnen sich durch elegante und korrekte Sprache und frischen Humor aus. Zugleich war F. der erste belletristische Vertreter der sozialen Reformideen. Seine gesammelten Werke erschienen zu Pest 1843-44 in 8 Bänden, seine "Sämtlichen Novellen" in neuester Ausgabe daselbst 1883 in 3 Bänden.

Fayal, eine Insel der Azoren (s. d.).

Faydit, Troubadour, s. Faidit.

Faye (spr. fäh), Auguste Etienne Albans, Astronom, geb. 1. Okt. 1814 zu Benoît du Sault, studierte unter Arago Astronomie, ward Adjunkt der Pariser Sternwarte, Mitglied des Längenbüreaus, zuletzt Professor der Astronomie an der polytechnischen Schule. Früher ein eifriger Beobachter (er entdeckte den nach ihm benannten Kometen 22. Nov. 1843) und astronomischer Rechner, hat er sich später ausschließlich auf Spekulationen über einzelne Probleme der physischen Astronomie, die Natur der Sonne und der Kometen etc., geworfen, doch ohne besondern Erfolg. Er schrieb: "Leçons de cosmographie" (2. Aufl., Par. 1854) und übersetzte Humboldts "Kosmos".

Fayence (Faiénce, franz., spr. fajangs), allgemeine Bezeichnung für feinere, oft verzierte Thonwaren mit porösem, an der Zunge klebendem Scherben und einer Glasur aus durchsichtigem oder undurchsichtigem Bleiglas, unterscheidet sich vom ordinären Geschirr nur durch feineres Material und sorgfältigere Bearbeitung. Der Name wird von der italienischen Stadt Faenza hergeleitet, wo man im 15. und 16. Jahrh. weiße, glänzende, wie poliert erscheinende Geräte aus porösem Thon fabrizierte. Als diese Fabrikation im 16. Jahrh. zu Nevers in Frankreich eingeführt wurde, soll der Namen F. entstanden sein. Näheres s. Thonwaren.

Fayence (spr. fajangs), Flecken im franz. Departement Var, Arrondissement Draguignan, mit Fayencefabrikation, welche wahrscheinlich aus Italien (Faenza) hierher verpflanzt wurde und dem Orte den Namen gab, und (1876) 980 Einw.

Fayenceblau, s. Indigo.

Fayencedruck, s. Zeugdruckerei.

Fayences patriotiques (franz., spr. fajangs patriotihk, patriotische Fayencen), Schüssel, Teller und Trinkgeschirre von ziemlich roher und grober Arbeit, welche in der Zeit von 1789 bis 1795 in Frankreich angefertigt wurden und wegen ihrer auf die Zeitgeschichte bezüglichen Bilder und Devisen von den Sammlern sehr gesucht werden. Die Devisen, Symbole und Darstellungen treten je nach der politischen Stellung der Fabrikanten und Abnehmer für das Königtum oder für die Revolution und ihre Helden ein. So wurde z. B. der Bastillensturm häufig dargestellt, und besonders zahlreich sind auch die Teller zur Erinnerung an den Tod Mirabeaus mit der Inschrift: "Aux mânes de Mirabeau la patrie reconnaissante 1791".