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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Federhärte; Federharz; Federici; Federkraft; Federkrone; Federlappen; Federlein; Federlinge; Federmotor; Federn

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Federhärte - Federn.

werk erteilten und ihren Schülern förmliche Lehrbriefe ausstellten.

Federhärte, Härtegrad des Stahls, bei welchem er die größte Elastizität besitzt und sich daher besonders zu Federn eignet.

Federharz, s. v. w. Kautschuk.

Federici (spr. -tschi), Camillo, eigentlich Giov. Battista Viassolo, nach andern Ogeri, einer der namhaftesten ital. Lustspieldichter, der Begründer einer neuen dramatischen Schule, geb. 9. April 1749 zu Poggiolo di Garessio in der Provinz Mondovi, studierte zu Turin die Rechte und wurde 1784 Richter zu Moncalieri bei Turin, ging aber aus Liebe zu einer Schauspielerin, Camilla Ricci, zum Theater über und nannte sich nun F., zusammengezogen aus fedele alla Ricci. Er starb 23. Dez. 1802 in Turin. Von seinen Lustspielen nennen wir: "L'avviso ai mariti", "Lo scultore e il cieco", "Enrico IV al passo della Marna" und "La bugia vive poco" (auch in Deutschland u. d. T.: "Gleiches mit Gleichem" aufgeführt). Seine "Opere teatrali" erschienen zu Florenz 1794-1797, 10 Bde.; Venedig 1797, 10 Bde., und Turin 1808, 5 Bde.

Federkraft, s. Elastizität.

Federkrone, s. Pappus.

Federlappen, s. Jagdzeug.

Federlein, weidmännischer Ausdruck für den Schwanz des Schwarzwildes.

Federlinge, s. Pelzfresser.

Federmotor, Kraftmaschine, welche die Elastizität einer aufgezogenen Feder als Triebkraft benutzt, soll hauptsächlich zum Betrieb von Nähmaschinen dienen, um den Arbeiterinnen das zwar wenig Kraftanstrengung erfordernde, aber den Körper durch die gleichmäßig wiederholte Bewegung der Füße stark angreifende Treten abzunehmen. Bis jetzt hat man aber noch keinen F., der im stande wäre, eine Nähmaschine nur eine Stunde lang in Gang zu setzen. Die Schwierigkeit liegt hier in der Auffindung eines zweckmäßigen Federmaterials, denn der bisher verwendete Stahl kann, wenn er nicht überangestrengt werden soll, selbst in der günstigsten Form als Uhrfeder für 1 kg Eigengewicht nicht mehr als 20 Meterkilogramm mechanische Arbeit aufnehmen, so daß eine Feder für den einstündigen Betrieb einer Nähmaschine, welche ungefähr 1 Meterkilogramm pro Sekunde an Arbeit verbraucht, bei der Annahme eines Wirkungsgrades von 0,5 das enorme Gewicht von (60 . 60) / (20 . 0,5) = 360 kg erhalten müßte. Auch fehlt es bis jetzt an einer zweckmäßigen Vorrichtung zum Aufziehen der Feder, denn die gebräuchliche Handkurbel erfordert eine zu große und andauernde körperliche Anstrengung; man müßte z. B. für einstündigen Betrieb einer Nähmaschine an der Kurbel zwölf Minuten lang eine Arbeit von 10 Meterkilogramm pro Stunde leisten (d. h. dieselbe Quantität von Arbeit verrichten, als wenn man zwölf Minuten lang jede Sekunde ein Gewicht von 10 kg 1 m hochhebt).

Federn, die Hautbedeckung der Vögel, entsprechen den Haaren der Säugetiere und entstehen am jungen Vogel im Ei aus einer Verdickung der Oberhaut (Epidermis) in Gestalt einer höckerförmigen Erhebung, in welche von innen her eine Zotte (Papille) der Lederhaut (Cutis) mit Gefäßen und Nerven eindringt. Später senkt sich diese Anlage der Feder in die Haut ein und bildet den sogen. Federbalg (Follikel). Im Grunde desselben geschieht das Wachstum und zugleich die Verhornung der Oberhaut, doch bleibt letztere nicht einheitlich, sondern fasert sich beim allmählichen Heraustritt aus dem Balg in eine große Anzahl sogen. Strahlen, die zusammen einer Feder entsprechen. Diese stellen alsdann das erste oder Embryonalgefieder (Jugendkleid) dar, mit dem die Vögel aus dem Ei kommen, und das noch mehr oder weniger gleichförmig den ganzen Körper bedeckt. Doch wird es rasch durch das definitive Gefieder ersetzt. Nämlich unter jedem Balg für die Strahlen bildet sich ein andrer, und die in ihm aufwachsende Feder hebt den obern Balg samt den Strahlen aus der Haut heraus. Sonach entsteht die definitive Feder schon aus einem Balg, nicht erst aus einem Höcker, und entspricht auch hierin völlig dem Haar der Säugetiere; der Hauptunterschied zwischen ihr und der embryonalen besteht jedoch darin, daß ihre Strahlen nicht isoliert bleiben, sondern sich seitlich an den sogen. Schaft, d. h. an einen besonders stark wachsenden Strahl, anlehnen. Die neue Feder wächst also einheitlich aus dem Balg heraus und trägt am Schafte die zum Bart (oder zur Fahne) vereinigten Strahlen. Von diesen ist bei allen Vögeln mit Ausnahme der Strauße (s. d.) jeder noch mit kleinen Häkchen versehen, die ineinander greifen und den Zusammenschluß derselben zu einer festen Fläche bewirken. Hat das Wachstum der Feder einige Zeit bestanden, so unterbleibt die Bildung der Strahlen, und der Schaft rundet sich zu einem Rohr, der Spule, um; zuletzt vertrocknet die Papille in Absätzen, und die von ihr abgeschiedenen Häute bilden die sogen. Seele der Feder. Meist ist übrigens neben dem Hauptschaft noch ein Nebenschaft ("Afterschaft") vorhanden, der aber gewöhnlich klein bleibt, beim Emu jedoch und dem Moa die Größe des erstgenannten erreicht. Die fertige Feder besteht aus Rinde und Mark und ist mit Luft erfüllt; nur der in der Haut steckende Teil der Spule ist weich und saftig. Die weiße Farbe der F. wird durch die Anwesenheit der Luft bedingt, nicht durch einen besondern Farbstoff; dagegen ist im Mark ein braunes Pigment vorhanden, das nach dem Grad seiner Stärke gelb bis schwarz erscheint und durch Chlor oder schweflige Säure gebleicht wird. Die chemische Zusammensetzung der F. ist ziemlich dieselbe wie die der Haare, doch ist der Reichtum an Kieselsäure besonders groß. - Am Körper der Vögel unterscheidet man zweierlei F., nämlich die kleinen, zarten Daunen (sogen. Flaum) und die größern Konturfedern; letztere bedingen die Färbung des Gefieders und sind entweder Schwung- oder Steuerfedern. Über ihre Anordnung auf dem Körper der Vögel s. Vögel. - Jährlich werden durch einen dem Haarwechsel der Säugetiere gleichen Prozeß in der sogen. Mauser die F. erneuert. Hierbei ändert sich häufig die Färbung zur Bildung des sogen. meist prächtigen Hochzeitskleides; doch ist dabei neben der chemischen Umwandlung des Pigments auch das Abstoßen der Federspitzen, wodurch die tiefern Lagen des Gefieders mit andern Farben zum Vorschein kommen, eine wichtige Ursache.

Verwendung der Federn.

Die F. finden im allgemeinen eine dreifache technische Anwendung: zum Ausstopfen der Betten (Bettfedern), zum Schmuck (Schmuckfedern) und zum Schreiben (Schreibfedern).

Die vorzüglichsten Bettfedern sind Eiderdunen oder -Daunen (s. Eiderente) und die Daunen von Brust und Bauch des Schwans. Am häufigsten sind aber Gänsefedern im Handel, welche aus Norddeutschland, Rußland, Polen, Böhmen, Galizien, Ungarn in den Handel kommen, gewaschen, geschlissen und sortiert werden. Die besten F. liefern lebende Gänse kurz vor Beginn der Mauser. Man nimmt wiederholt die nur noch lose sitzenden F. ab und er-^[folgende Seite]