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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fl. - Flachmalerei.

Fl., Abkürzung für Gulden, s. Floren.

Fl, in der Chemie Zeichen für Fluor.

Fla., offizielle Abkürzung für den Staat Florida in Nordamerika.

Flaaken (Fleeken), Geflechte von Ruten, die zum Schutz der Ufer gegen Wellenschlag durch Pfähle an Uferböschungen und Deichen (Flaakendeiche) befestigt werden.

Flabellina, s. Rhizopoden.

Flabellum (lat.), Fächer oder Wedel von dünnem Pergament, Pfauenfedern oder Leinwand, womit beim Meßopfer die Fliegen von dem geweihten Brot und dem Kelch hinweggescheucht werden; flabelliform, fächerförmig; flabellieren, fächeln, wedeln; Flabellation, Lüftung eines gebrochenen Gliedes.

Flacceszieren (lat.), erschlaffen. Flaccescenz (Flaccidität), Erschlaffung, Schlaffheit.

Flachat (spr. -scha), Eugène, Ingenieur, geb. 16. April 1802 zu Nîmes, machte mit seinem Bruder Stephan 1823-30 die Studien zum Kanal von Havre nach Paris, widmete sich dann in England dem Bau der Docks, wandte sich dem Eisenbahnbau zu und entwarf mit seinem Bruder, Lamé und Clapeyron die Pläne zur Bahn von St.-Germain. 1844 leitete er die Anlage der atmosphärischen Bahn von Pecq und baute dann mit Clapeyron, de Vergès, Le Chatellier und Bonnart die Südbahn. Er war Oberingenieur der Ostbahn und seit 1827 zugleich beratender Chefingenieur der Südbahn. Er gründete 1841 den Verein der Ingenieure, 1844 die Konferenz der Eisenbahn-, 1848 die Gesellschaft der Zivilingenieure, war wiederholt Präsident dieser Vereine und starb 18. Juni 1873 in Arcachon. Er schrieb: "Établissements commerciaux, docks de Londres, entrepôts de Paris, projets de docks à Marseille" (Par. 1836); "Traité de la fabrication du fer et de la fonte" (das. 1842-46, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1847-51); "Mémoire sur les travaux de l'isthme de Suez" (Par. 1865); "Navigation à vapeur transocéanienne" (das. 1866, 2 Bde.).

Flachbogen, s. Bogen, S. 125.

Flachbrenner, s. Lampen.

Fläche, die Grenze eines Körpers, also jedes Gebilde von zwei Dimensionen (vgl. Dimension). Die Flächen sind entweder ebene oder krumme; erstere Kategorie wird ausschließlich durch die Ebene gebildet. Auf einer krummen F. lassen sich entweder gerade Linien ziehen, oder es ist dies nicht der Fall; zu den erstern, welche man "Regelflächen" (surfaces réglées) nennt, gehören der Cylinder, Kegel, das einfache Hyperboloid u. a., zu letztern die Kugel, das Ellipsoid etc. Die Regelflächen teilt man wieder ein in developpable oder abwickelbare und windschiefe; erstere, wie der Cylinder, können ohne Risse oder Falten in eine Ebene ausgebreitet werden, letztere nicht. Der analytische Unterschied beider Flächenfamilien ist der, daß bei erstern das Gaußsche Krümmungsmaß (s. d.) gleich Null wird, bei letztern nicht. Vgl. Salmon, Analytische Geometrie des Raums (deutsch, 3. Aufl., Leipz. 1879); Joachimsthal, Anwendungen der Differential- und Integralrechnung auf die allgemeine Theorie der Flächen etc. (2. Aufl., das. 1880).

Flächenmaß, ein Maß, mit welchem die Größe der Oberfläche von Körpern, vorzugsweise Feld- und Länderflächen, ermittelt wird. Die Normaleinheit ist gewöhnlich das Quadrat des Grundlängenmaßes, doch hat man Feldmaße auch aus der Tagesarbeit eines Paars pflügender Ochsen oder aus dem Aussaatquantum abgeleitet (s. die vergleichende Tabelle bei "Feldmaße"). Man teilt die Flächenmaße gewöhnlich ein in geographische und in Feldmaße. Zu den erstern gehören Quadratmeilen, Quadratkilometer, Quadratwerst etc., zu den letztern zählen Quadratruten, Quadratfuß, Quadratmeter, Quadratdekameter. In den Ländern mit metrischem Maßsystem ist das Quadratmeter die Einheit des Flächenmaßes, für Ackerland der Ar = 100 qm und der Hektar = 10,000 qm.

Flächensteuer nennt man die Besteuerung, bei welcher die Größe der Grundfläche als Maßstab der Steuerhöhe dient. Sie kann vorkommen bei der Grundsteuer (s. d.), bei der Tabaks- und Weinsteuer (s. d.).

Flacherie (spr. flasch'rih), Schlaffsucht der Seidenraupe, s. Seidenspinner.

Flachfeuer, Schüsse mit flachen Geschoßbahnen aus Kanonen, deshalb auch Horizontalfeuer im Gegensatz zum Wurf- oder Vertikalfeuer aus kurzen Kanonen und Mörsern, bei welchem die Geschosse eine mehr gekrümmte Flugbahn beschreiben.

Flachfische, s. v. w. Schollen.

Flachgräber, s. Gräber, prähistorische.

Flachland, ebene, durch keinen Gebirgszug unterbrochene oder doch nur von unbedeutenden Landrücken mit sehr allmählicher Erhebung durchzogene Landschaft, nach Klima, Flora, Fauna und Kulturfähigkeit je nach der geographischen Lage außerordentlich verschieden. Die Heiden und Moore Deutschlands, die Steppen Südeuropas und Nordasiens, die Pußten Ungarns, die Tundren Nordosteuropas, die Wüsten in Zentralasien und Afrika, die Landes der Südwestküste Frankreichs, die Prärien in Nordamerika, die Llanos und Pampas Südamerikas sind ebenso viele Formen des Flachlandes, jede einzelne durch besondere Verhältnisse des Bodens charakterisiert.

Flachmalerei (ziemlich gleichbedeutend mit Flächenmalerei und Flachornament), eine Gattung der dekorativen Malerei, welche in Flächen, meist nur in einer Farbe und ohne Schattierung, gehalten ist. Während man bei der gewöhnlichen Malerei sich bemüht, die Natur nachzuahmen, Körper und Räume in plastischer und perspektivischer Wirkung möglichst täuschend darzustellen, verzichtet man in der F. grundsätzlich auf solche Wirkung, gibt alles flach und legt das Hauptgewicht auf die Konturen, von welchen man dann verlangt, daß sie sich in gefälligen Linien bewegen, daß Zeichnung und Farben auf dem gegebenen Raum in harmonischer Weise verteilt sind und sich den Grenzen dieses Raums unterordnen. Bei der F. wird der Künstler gleichsam von selbst zur Stilisierung, d. h. zu einer Umbildung der der Natur entlehnten Formen, geführt und auf die Komposition von ineinander greifenden Linien, Ranken und Ornamenten hingewiesen. Die Umbildung der Formen der Natur für die Zwecke der Darstellungsweise geschieht teils wegen der Deutlichkeit der Darstellungen, indem jeder Gegenstand von derjenigen Seite dargestellt werden muß, von welcher er sich am eigentümlichsten zeigt, teils mit Rücksicht auf die leichte Ausführbarkeit, teils auch nur um der Komposition willen. Die F. reicht bis in die älteste Zeit hinauf. Ihre Ausbildung steht im engsten Zusammenhang mit der Entwickelung der bildenden Kunst überhaupt. Zur höchsten Vollendung wurde sie von den Orientalen, besonders den Persern und Indern, ausgebildet, welche in Teppichen, gewebten Stoffen, Ornamentation von Gefäßen aus Thon, Bronze etc. Mustergültiges geleistet haben. In Europa war sie im Anfang des 19. Jahrh. in Verfall geraten und später ganz verloren gegangen, indem man die Flächen nur mit wirklichen Gemälden oder Ornamenten, welche Reliefs nachahmen, zu schmücken wußte. Erst seit der Reform