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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fliegende Brücken - Fliegendes Korps.

Blumenfliegen gehören, und Trineurae mit der Gattung Buckelfliege. Zu den echten F. gehören die Gattungen Schmeißfliege (Sarcophaga. Meig.), Stechfliege (Stomoxys Meig.), Fliege (Musca L.) u. a. Bei der Gattung Musca ist der Kopf kurz und breit, das Gesicht nicht hervortretend, das Endglied der Fühler langgestreckt, der Hinterleib kurz-eiförmig; die Augen stoßen beim Männchen zusammen. Die Gattung ist durch zahlreiche Arten in allen Erdteilen vertreten. Am bekanntesten sind: die Stubenfliege (M. domestica L.), mit aschgrauem, schwarz gestreiftem Rückenschild und schwarz gewürfeltem, an der Unterseite braungelbem Hinterleib; die blaue Schmeißfliege (Brechfliege, Brummer, Aas-, Fleischfliege, M. vomitoria L., s. Tafel "Zweiflügler"), bis 13 mm lang, mit graustriemigem Rückenschild, schwarzen, rothaarigen Backen und lebhaft stahlblauem Hinterleib; die Goldfliege (M. Caesar L.), glänzend smaragdgrün, mit schwarzen Beinen und silberweißem Gesicht. Besonders die beiden ersten Arten sind ungemein fruchtbar. Die Stubenfliege legt die fast walzenförmigen Eier in Klümpchen von 60-70 Stück an Mist, verdorbenes Brot, auch an Fleisch, tote Tiere etc. Die Schmeißfliege legt ihre etwas gebogenen Eier, gleichfalls in Häufchen von 20-100 Stück, besonders an Fleisch, auch an alten Käse und Aas. Nach 24 Stunden kriechen die weißen, kegelförmigen, hinten gestutzten, augenlosen Larven aus, arbeiten sich schnell in die von ihnen bewohnten Gegenstände hinein und durchwühlen dieselben, wobei der von ihnen ausgesonderte flüssige Unrat die Fäulnis zu befördern scheint. Die Larven (Maden) gelangen bisweilen mit Fleisch lebend in den Magen des Menschen und werden dann durch Erbrechen entleert, auch sind sie mehrfach in Geschwüren und eiternden Wunden beobachtet worden. An Leichen, die in Gewölben stehen, erscheinen sie als "Leichenwürmer". Nach 8-14 Tagen verpuppen sie sich, am liebsten in der Erde, und nach weitern 14 Tagen schlüpft die Fliege aus. Die letzte Generation im Jahr überwintert im Puppenzustand. Im Herbst gehen zahlreiche F. durch einen Pilz (Empusa, s. d.) zu Grunde. Vögel und Spinnen sind ihre Hauptfeinde. In den Zimmern schützt man sich gegen F. durch Vorsetzfenster von Gaze, mit klebrigen Stoffen überzogene Stöcke, Abkochung von Quassienholz (Fliegenholz), welche, mit etwas Zucker vermischt, die F. in Menge herbeilockt, aber nur betäubt, und durch Fliegenpapier (s. d.). Die F. verlassen Räume, welche mit Lorbeeröl gestrichen sind, oder in denen trockne Kürbisblätter auf glühende Kohlen geworfen wurden. Man hängt auch einen Büschel von Beifußstengeln an der Zimmerdecke auf und zieht abends, wenn die F. sich darin gesammelt haben, einen Sack von unten über den Büschel.

Fliegende Brücken, s. Brücken, S. 501.

Fliegende Hitze, bei reizbaren, vollblütigen Personen schnell entstehendes und vergehendes Gefühl von Hitze, meist mit augenblicklicher Gesichtsröte verbunden, beruht auf schnell vorübergehender Blutüberfüllung gewisser Gefäßprovinzen, namentlich des Gesichts, welche ihrerseits wieder von einem vorübergehenden lähmungsartigen Zustand der Gefäßnerven bedingt ist.

Fliegender Brand (Fliegendes Feuer), s. v. w. Karbunkel.

Fliegender Fisch (Fliegender Hering, Flugfisch, Exocoetus L.), Fischgattung aus der Ordnung der Pharyngognathi und der Familie der Hornhechte (Scomberesocides), dem Hering ähnliche, aber gedrungener gebaute Fische mit außerordentlich entwickelten, zugespitzten, ziemlich frei beweglichen Brustflossen, unterhalb derselben eingelenkten Bauchflossen, übereinander stehenden, breiten Rücken- und Afterflossen, tief gegabelter Schwanzflosse, sehr kleinen Zähnen, sehr großen Augen, ansehnlichen Kiemendeckeln, leicht abfallenden Schuppen und sehr großer Schwimmblase. Die etwa 50 Arten leben in großer Zahl in den wärmern Meeren, erheben sich gewöhnlich nur wenig über die Oberfläche des Wassers und fallen bald wieder ein; nur zuweilen erreichen sie eine Höhe von ca. 5 m und schnellen 90-125 m weit fort. Während des Flugs haben sie Brust- und Bauchflossen ausgespannt, schlagen damit aber nicht die Luft, wie es der Vogel thut. Vielmehr ist ihr Flug als eine Wurfbewegung aufzufassen, die sie ihrem Körper mittels sehr stark ausgebildeter Seitenrumpfmuskeln erteilen, ebenso wie auch andre Fische im Wasser sich stark vorwärts schnellen. Sie werfen sich oder springen mit großer Geschwindigkeit aus dem Wasser, weil die Luft geringern Widerstand bietet als letzteres, und fallen nach einiger Zeit zurück, wobei die Flossen als Fallschirm dienen. Am weitesten fliegen sie gerade gegen den Wind und werden von der stark strömenden Luft, die an Schiffsseiten oder Wellen in die Höhe steigt, so weit gehoben, daß sie über den Wellenberg oder über das Schiff hinwegfliegen. Nur wenn die Schwanzflosse in das Wasser taucht, beschreiben sie in der horizontalen Ebene ihrer Bahn einen Bogen nach der rechten oder linken Seite hin. Sie werden wohl von größern Raubfischen und Seevögeln stark verfolgt, aber ihr Flug kann nicht ausschließlich als eine Flucht vor jenen betrachtet werden. An den Küsten Süd- und Mittelamerikas werden sie gegessen; in Brasilien dienen sie als Köder beim Angeln. Die bekannteste Art ist der Hochflieger (gemeiner f. F., E. volitans L., s. Tafel "Fische II"), 50 cm lang, oben azurblau, unten silberweiß, mit durchscheinend blauen Brustflossen, findet sich in europäischen Meeren. Vgl. Möbius, Die Bewegungen der fliegenden Fische (Leipz. 1878).

Fliegender Fuchs, s. Flederhunde.

Fliegender Holländer, nach einer weitverbreiteten Schiffersage ein holländischer Kapitän, van Straaten, der zur Strafe für sein gottloses Leben dazu verdammt ist, ruhelos auf dem Meer umherzusteuern, ohne je das Ufer zu erreichen. In der holländischen Tracht des 17. Jahrh. lehnt er einsam am Mast seines Schiffs und bringt den Schiffern, die ihm begegnen, Gefahr und Untergang. Die Sage bot R. Wagner den Stoff zu seiner gleichnamigen Oper.

Fliegender Hund, s. Flederhunde.

Fliegender Sommer, s. v. w. Alterweibersommer.

Fliegendes Blatt, Name der zahlreichen mit einem oder mehreren Gedichten bedruckten Flugblätter (meist in Klein-Oktav), die seit dem Ende des 15. Jahrh. auf Jahrmärkten etc. verkauft wurden und weite Verbreitung fanden. Sie kamen namentlich aus den Druckstätten zu Straßburg und Basel, Augsburg und Nürnberg und wurden frühzeitig von Liebhabern gesammelt und zusammengeheftet, wie die vielen Sammlungen dieser Art in Bibliotheken beweisen.

Fliegendes Feuer, s. Antoniusfeuer.

Fliegendes Korps (Fliegende Kolonnen), eine in der Regel aus allen Waffen zusammengesetzte Truppenabteilung, oft bis zur Stärke einiger Tausend Mann, welche entsendet wird, den Feind im Rücken zu beunruhigen, eine Gegend zu durchstreifen, um sie von Freischaren zu säubern, Insurrektionen niederzuhalten etc. In Rücksicht auf schnelle Bewe-^[folgende Seite]