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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Floridakanal - Florus.

und nach Murcia verbannt, später sogar mehrere Jahre zu Pamplona in Haft gehalten. Beim Ausbruch der Erhebung des spanischen Volkes gegen die Franzosen 1808 ward F. Mitglied der Junta von Murcia und 25. Sept. Präsident der Zentraljunta in Aranjuez, starb aber 20. Nov. 1808.

Floridakanal, Schiffskanal im nordamerikan. Staat Florida, der den Atlantischen Ozean mit dem Golf von Mexiko verbindet und den von New York nach New Orleans segelnden Schiffen einen 800 km langen Umweg durch die Floridastraße erspart. Er fängt beim Nassau Inlet bei Fernandina an, führt den St. John's River bis zum Doctor's Lake (20 km oberhalb Jacksonville) aufwärts, kreuzt sodann zum Suwaneefluß und benutzt diesen bis zu seiner Mündung in den Golf. Der Kanal ist 257 km lang (wovon nur 80 km festes Land durchschneiden), 6 m tief, 30,5 m breit und hat keine Schleusen.

Floridastraße, Meeresstraße, welche die nordamerikanische Halbinsel Florida von Cuba und den Bahamainseln trennt und den Golf von Mexiko mit dem Atlantischen Ozean vereinigt. Sie ist 500 km lang, an ihrer engsten Stelle 80 km breit, 677 m tief, am westlichen Ende aber, zwischen Key West und Havana, 160 km breit und 1545 m tief. Das unterseeische Pourtalèsplateau, vor den Florida Keys, ist eine Kalksteinplatte, sonst bedecken den Boden kreideartige Polythalamienbildungen. Vgl. Golfstrom.

Florideen, Ordnung der Algen (s. d., S. 346).

Floridia, Stadt in der ital. Provinz Siracusa (Sizilien), zwischen zwei Armen des Anapos gelegen, hat eine stattliche Hauptkirche, reichen Getreide-, Wein- und Olivenbau und (1881) 10,145 Einw.

Floridsdorf, Vorort von Wien, zur niederösterreichischen Bezirkshauptmannschaft Korneuburg gehörig, nördlich von Wien am linken Donauufer und an der Nordbahn gelegen, hat Thonwaren- und Likörfabrikation und (1880) 5131 Einw.; 1866 wurden hier zum Schutz der Hauptstadt Schanzen angelegt.

Florieren (lat.), blühen, in Flor sein.

Florilegium (lat.), s. v. w. Anthologie, Blumenlese.

Florimanie (lat.-griech.), leidenschaftliche Blumenliebhaberei.

Florin (franz., spr. -räng), Gulden, s. Floren.

Florina (Phlorina, Lerin), Stadt in Westmakedonien, an der Straße von Monastir nach Kastoria, Sitz des griechischen Bischofs von Moglenon und eines Kaimakams, hat 3 Moscheen, eine griech. Kirche, mehrere Schulen, eine neue Kaserne und 5000 meist türk. Einwohner.

Florio-Rubattino, große ital. Schiffsgesellschaft (offizieller Titel: Navigazione generale Italiana) mit dem Sitz in Rom, welche 1882 zu einem Institut verschmolzen wurde aus der 1835 in Genua gegründeten Gesellschaft Rubattino und der zehn Jahre später in Palermo entstandenen Gesellschaft Florio. Sie hat ein Gesellschaftskapital von 100 Mill. Lire und besitzt eine Flotte von 105 Dampfern, mit denen sie regelmäßige Fahrten von Genua nach New York, Buenos Ayres, Bombay, Kalkutta und Hongkong sowie nach Marseille, Tunis und Tripolis, Alexandria, Venedig und andern Mittelmeerhäfen, nach Athen, Konstantinopel und Odessa macht. Von der italienischen Regierung empfängt sie eine jährliche Subvention von 1,250,000 Lire.

Floris (Flores), eine der Sundainseln, liegt in der Fortsetzung des Inselzugs Sumatra-Java, im N. von Sumba, hat eine von W. nach O. langgestreckte Gestalt und 15,610 qkm (283,5 QM.) Flächeninhalt. Das Innere ist sehr gebirgig und stark bewaldet, im einzelnen aber noch wenig bekannt. Von den Bergen, die vulkanischer Natur sind, erreicht der Obu Romba 2860, der Lobetobi 2250 m Höhe, beide an der Südküste. Der Westteil der Insel heißt Mangarai, der Ostteil Endeh. Die Eingebornen (ca. 250,000) leben in kleinen Staaten, von denen die in Mangarai dem Sultan von Bima, freilich bloß dem Namen nach, untergeben sind, während sie in Endeh direkt die holländische Oberhoheit anerkennen. Hier ist ein holländischer Beamter in dem kleinen Staat Larangtuka, dessen Bewohner früher durch die Portugiesen zum Christentum bekehrt worden sind. Der Handel mit Schildpatt, Zimt, Sandelholz, Vogelnestern ist fast allein in den Händen der Buggisen.

Floris, Frans (eigentlich de Vriendt), niederländ. Maler, geb. 1517 (oder 1518) zu Antwerpen, sollte Bildhauer werden, lernte aber dann die Malerei bei Lambert Lombard in Lüttich und wurde 1540 Meister in Antwerpen. Dann ging er nach Rom, wo er sich besonders unter dem Einfluß Michelangelos weiter ausbildete. Nach Antwerpen zurückgekehrt, erlangte er solchen Ruf, daß man ihn den "niederländischen Raffael" nannte und sich eine große Schule um ihn bildete, wodurch seine Manier eine Zeitlang herrschend wurde. Seine Gemälde sind ziemlich zahlreich; Antwerpen besitzt sein Hauptwerk: den Sturz der bösen Engel, das Berliner Museum: Lot mit seinen Töchtern, Mars und Venus im Netz des Vulkan (1547) und Venus und Amor. F. starb 1. Okt. 1570 in Antwerpen. Seine Bilder sind zwar sorgsam studiert und ausgeführt, allein sie leiden an einer unwahren, äußerlichen Empfindung, die sich bis ins Manierierte verliert. Er behandelte neben religiösen Gegenständen mit Vorliebe solche aus der antiken Mythologie, in denen sich seine manierierte Auffassung am widerwärtigsten zeigt. Am besten sind seine Bildnisse, von denen der Falkenier in Braunschweig das bedeutendste ist.

Florissee, Name für den östlichen Teil des Indischen Ozeans, zwischen der Java- und Bandasee und den Inseln Floris, Sumbawa und Celebes.

Florist (franz.), Blumenfreund, Blumenkenner, Verfasser einer Flora; Floristik, Blumenkunde.

Flörsheim, Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Wiesbaden, am Main und an der Linie Frankfurt-Oberlahnstein-Lollar der Preußischen Staatsbahn, hat eine Pfarrkirche, Steingutwaren-, Turmuhren-, Hefen- und Malzfabrikation, Geflügelzucht, Kalk- und Ziegelbrennerei und (1885) 2810 meist kath. Einwohner.

Florus (mit dem Vornamen Julius oder nach andern weniger guten Handschriften Gajus Annäus), röm. Geschichtschreiber, vielleicht identisch mit dem Rhetor und Dichter P. Annius F., lebte im Anfang des 2. Jahrh. n. Chr. Seine Übersicht der römischen Geschichte von der Gründung der Stadt bis zu Ende der Regierung des Augustus, betitelt: "Epitomae de Tito Livio bellorum omnium annorum DCC libri duo" (gewöhnlich "Epitome rerum romanarum" genannt), ist ein Panegyrikus auf die Herrlichkeit des römischen Staats und von Verstößen gegen die historische Wahrheit nicht frei. Der Stil zeigt wohl einen gewissen poetischen Schwung, leidet aber oft an Schwulst. Livius, der oft wörtlich ausgeschrieben wird, ist die Hauptquelle, doch nicht die einzige. Die römische Geschichte wird von F. nach Altersstufen eingeteilt. Das erste Buch schildert die Blüte bis zu den Gracchischen Unruhen, das zweite den Verfall. Die besten neuern Ausgaben lieferten Jahn (Berl. 1852) und Halm (Leipz. 1854); Über-^[folgende Seite]