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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Formiate - Formsand.

Reste vorfinden, sowie hier auch das sogen. Grab des Cicero gezeigt wird.

Formiate, Ameisensäuresalze, z. B. Natriumformiat, ameisensaures Natron.

Formīca, Ameise; Formicidae (Ameisen), Familie aus der Ordnung der Hautflügler, s. Ameisen.

Formica, kleine Insel an der Westküste Siziliens, westlich von Trapani, zur Gruppe der Ägatischen Inseln gehörig.

Formicatio (lat.), s. Ameisenkriechen.

Formidabel (lat.), grauenerregend, schrecklich.

Formieren (lat.), formen, bilden, gestalten; militärisch die Truppen für einen bestimmten Zweck, z. B. zum Gefecht, zur Avantgarde, auf- und zusammenstellen; Formierung, s. v. w. Formation (s. d.).

Formkasten (Formlade), in der Gießerei das Gefäß, in welchem die Sandform hergestellt wird.

Formkohle, s. Braunkohle, S. 356.

Formmaschine, mechan. Vorrichtung zur Herstellung der Formen für die Gießerei (s. d.).

Formōs (lat.), wohlgestaltet, schön; Formosität, Wohlgestalt, Schönheit.

Formōsa, Insel an der Südostküste Chinas (s. Karte "China"), vom Festland durch die Straße von Fukian getrennt, welche die Chinesische Ostsee mit der Chinesischen Südsee verbindet, zwischen 120° 7'-122' östl. L. v. Gr. und 21° 54'-25° 18' nördl. Br. gelegen, 38,803 qkm (704,7 QM.) groß. Die Insel wird in ihrer ganzen Länge von N. nach S. von einem dicht bewaldeten Gebirgsrücken durchzogen (Mount Morrison 3917 m), hat mehrere thätige Vulkane, bei Huwei Schwefelthermen (30° C.) und sonst noch andre Mineralquellen. Das Klima ist infolge der insularen Lage ein gemäßigteres und an der Küste Europäern im ganzen zusagendes (das Mittel im Januar 10,9°, im Juli 21,25° C.). Die Mineralschätze der Insel sind bedeutend, man kennt Lager von Blei, Silber, Kupfer, Braun- und Steinkohle (nur die letzte wird abgebaut, die geringwertige Kohle geht nach China) sowie Naphthaquellen. Auch gewinnt man Schwefel und aus einem großen Salzsee Kochsalz. Die Wälder enthalten wertvolle Holzarten (Teak-, Ebenholz u. a.). Die Bevölkerung wird auf 3 Mill. geschätzt. Der westliche Teil ist von Chinesen bewohnt und gehört administrativ zur Provinz Fukian, derselbe ist völlig entwaldet und sorgfältig angebaut. Der fruchtbare, gut bewässerte Boden liefert Rohzucker, welcher nach China, Amerika, England, Australien geht (1884: 54,5 Mill. kg), ferner Sesam, Gelbwurz, Tabak, Erdnüsse, Reis, Thee, Ananas, Kampfer. Die Haupthäfen sind am Nordende der Insel Tamsui (95,000 Einw.) und Kelung und im SW. Takao (220,000 Einw.), alle drei ungeeignet für größere Schiffe und den Taifuns ausgesetzt; Anping, der Hafen von Taiwan, der Hauptstadt von F., ist nur eine offene Reede. Diese vier sind dem auswärtigen Handel geöffnet. Außerdem sind nennenswert der kleine, aber lebhafte Hafen Tankan (6000 Einw.), Gotschi, Mittelpunkt des Kampferhandels, und an der Ostküste die Saobai. Der fremde Handel wertete 1883 bei der Einfuhr 15,2, bei der Ausfuhr 23,6 Mill. Mk. Im Innern und auf der Ostküste wohnen wilde, den Malaien nahe verwandte Volksstämme, ein kräftiger, aber sehr urwüchsiger, im gröbsten Aberglauben befangener Menschenschlag, dessen Sprache dem Malaiischen in Singapur ähnlich ist. Sie gehen noch fast unbekleidet, sind mit Bogen und Pfeil, kurzem Säbel und Lanze oder Feuergewehr bewaffnet und zeichnen sich durch barbarischen Charakter aus. Für das Christentum sind auf F. eine protestantische und zwei katholische Missionsanstalten mit sehr geringen Erfolgen thätig, die Zahl aller eingebornen Christen übersteigt kaum 1000. - Den Chinesen gehört F. seit Ende des 15. Jahrh. Im 17. Jahrh. gründeten die Holländer daselbst mehrere Forts, wurden jedoch 1662 von den Chinesen wieder vertrieben. Im Vertrag von Tiëntsin wurde der Hafen von Taiwan auf der Südwestseite der Insel den Europäern geöffnet, später noch Takao südlich davon und im N. Tamsui und Kelung. Der Handel entwickelte sich langsam, hatte sich aber 1877 auf 284 Schiffe gehoben, wovon 41,6 Proz. mit zwei Fünfteln allen Tonnengehalts auf deutsche Schiffe entfielen; 1880 liefen allein in Taiwan 155 Schiffe ein, darunter 63 deutsche. Diesen Aufschwung verdankt man geordnetern Zuständen; dem Strandräuberunwesen war ein Ende gemacht und das Verdienst daran gebührt Japan. 1872 hatten Eingeborne japanische Schiffbrüchige hingeschlachtet. Nachdem die japanische Regierung es lange bei Vorstellungen in China hatte bewenden lassen, beschloß sie 1874, die Züchtigung der wilden Stämme an der Ostküste selbst in die Hand zu nehmen. Am 9. April segelten 15,000 Mann Landungstruppen nach F. ab; vom 30. April ward ein den Japanern günstiges Scharmützel gemeldet. Die Chinesen stellten gegen die Eingebornen einen Kordon auf. Die Japaner zogen Verstärkungen an sich, räumten aber im Dezember 1874 die Insel, nachdem 31. Okt. d. J. ein ihnen ziemlich günstiger Friedensvertrag abgeschlossen war. 1884 setzten sich die Franzosen unter Courbet an der Nordspitze in Kelung fest, um durch Besetzung der dortigen Kohlengruben in ihrem Streit mit China auf dieses einen Druck auszuüben, machten indes keine erheblichen Fortschritte und räumten nach dem Frieden die Insel wieder.

Formosabai, s. Ungamabai.

Formosastraße, Meeresstraße zwischen der Westküste der Insel Formosa und den Pescadores, der südöstliche Teil der Fukianstraße, welche auch wohl F. selbst genannt wird. Im S. der Pescadores die Formosabänke.

Formoso, Kap an der Küste von Oberguinea (Westafrika), der am weitesten ins Meer vorspringende Punkt des Nigerdelta, auf einer Insel zwischen der Nun- und Braßmündung. Es trennt die stürmischer Gewässer der Bai von Benin von den ruhigern der Bai von Biafra.

Formōsus, Papst, vorher Bischof von Portus im Kirchenstaat, war unter Papst Nikolaus I. Missionär bei den Bulgaren, wurde von Johann VIII. 876 als Anhänger Ludwigs des Deutschen und Gegner Karls des Kahlen seines Bistums beraubt und gebannt, von Marinus II. 882 aber wieder eingesetzt und bestieg 891 den apostolischen Stuhl. Da er den von seinem Vorgänger Stephan V. zum Kaiser gekrönten Herzog Wido von Spoleto nicht bestätigte, so stellte letzterer einen Gegenpapst in dem römischen Diakon Sergius auf, weshalb F. den deutschen König Arnulf zu Hilfe rief und zum Kaiser krönte. F. starb 4. April 896. Sein zweiter Nachfolger, Stephan VI., ein Anhänger Widos von Spoleto, ließ nach acht Monaten des F. Leichnam wieder ausgraben, durch die "Synode des Entsetzens" nachträglich zum Tod verurteilen, durch die Straßen schleifen und in den Tiber werfen. Da aber Stephan VI. gleich darauf ermordet ward, wurde die Leiche wieder aus dem Wasser gezogen und in St. Peter beigesetzt.

Formsand, feine, etwas thonhaltige Quarzsande zur Anfertigung von Formen in der Eisengießerei; dieselben kommen zumeist in Schichten der Tertiärformation, seltener im Diluvium vor.