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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Franzburg; Franze; Franzén; Franzensbad

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Franzburg - Franzensbad.

deshalb allen gewöhnlichen Branntweinen vorgezogen. Diejenige Sorte, welche 22° nach Cartier hat, nennt man Marchande. Den Handel mit echtem F., namentlich den großen Vertrieb desselben nach dem Ausland, betreiben vorzugsweise Bordeaux, Cette, La Rochelle, Nantes und andre Seeplätze; dann Pézénas, Béziers, Marseille, Orléans. Spanien und Neapel produzieren ebenfalls viel F., doch nur geringere Sorten, und in neuerer Zeit wird auch in Deutschland aus Rieslingwein ein F. destilliert, welcher besonders nach Ablauf einiger Jahre ein Aroma entwickelt, wie es französischer F. nie erreicht. Der Kognak ist farblos, riecht und schmeckt eigentümlich gewürzhaft-mild, reagiert infolge eines Gehalts an Essigsäure etwas sauer, nimmt beim Lagern in Eichenfässern allmählich gelbbraunen Farbstoff u. Gerbsäure auf und verliert beim Lagern auch eine an der frischen Ware stets bemerkbare Schärfe. -

Bei weitem der meiste F., welcher als Kognak im Handel vorkommt, ist Kunstprodukt und wird aus sorgfältig entfuseltem Spiritus bereitet, welchen man mit echtem Kognak verschneidet oder auch nur mit Essigäther, Salpeterätherweingeist, Drusenöl, Pelargonsäureäthyläther, Kokosäther etc. aromatisiert und mit Eichenrindentinktur oder Zuckerkouleur färbt. Auch eine Tinktur aus gebackenen und mit den Kernen zerstampften Pflaumen eignet sich als Zusatz zu künstlichem Kognak. F. dient als Getränk, geringere Sorten werden auch zu Einreibungen benutzt.

Franzburg, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Stralsund, an der Kleinen Trebel und am Neubauhöfer See, der sie von der Stadt Richtenberg trennt, hat ein Amtsgericht, eine Pfarrkirche, ein Schullehrerseminar und (1885) 1446 evang. Einwohner.

Franze, s. Franse.

Franzén, Frans Michael, schwed. Dichter und Schriftsteller, geb. 9. Febr. 1772 zu Uleåborg in Finnland, studierte zu Åbo Theologie und Philosophie, ward 1792 daselbst Dozent und 1796, nachdem er eine Reise durch Dänemark, Deutschland, England und Frankreich gemacht, Universitätsbibliothekar, 1798 Professor der Litteraturgeschichte und 1801 der Geschichte und Moral. Nach der Vereinigung Finnlands mit Rußland wandte er sich nach Schweden, wo er mehrere Pfarrerstellen nacheinander bekleidete und 1831 zum Bischof von Hörnesand ernannt wurde. Seit 1808 Mitglied der schwedischen Akademie, ward er 1824 Sekretär derselben und bald darauf auch deren Historiograph. Er starb 15. Aug. 1847. Als Dichter entfernte sich F. zuerst von jener unnatürlichen, schwülstigen Manier, die damals in Schweden fast allgemein für Poesie galt, und offenbarte dafür einen natürlichen, naiven, kindlich-idyllischen Sinn, der von anmutiger Form und Sprache gehoben ward. Seine gesammelten Gedichte erschienen unter dem Titel: "Skaldestycken" (Örebro 1824-36, 5 Bde.; neue Ausg., Stockh. 1867-69, 7 Bde.; Auswahl 1871, 2 Bde.). In deutscher Übersetzung erschienen von seinen Dichtungen: "Der Rabulist und der Landprediger" (Lübeck 1842) und der Cyklus "Selma und Fanny" (Gotenb. 1843). Von seinen Prosaschriften sind zu nennen: "Tal om svenska drottningar etc." (Stockh. 1835) und "Gustaf III. med de törste aderton af svenska akademien" (das. 1836).

Franzensbad, Stadt und berühmter Badeort in Böhmen, Bezirkshauptmannschaft Eger, 7 km nördlich von dieser Stadt (zwischen beiden Orten der vulkanische Kammerbühl) auf einer sanft gegen S. geneigten Fläche, 445 m ü. M., zwischen den Ausläufern des Böhmerwaldes, Erz- und Fichtelgebirges, wurde 1793 zum Badeort erhoben und nach Kaiser Franz I. benannt, dem daselbst eine Erzstatue errichtet ist. Der Ort hat meist stattliche Häuser, eine katholische und eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein großes Kurhaus, ein Badehospital für Unbemittelte, hübsche Parkanlagen, welche dem Mangel an Naturschönheiten der Umgebung abhelfen, gedeckte Wandelbahnen etc. und steht durch Eisenbahnen mit Prag (Buschtiehrader Bahn), Wien (Franz Josephs-Bahn), mit Sachsen (Adorf) und Bayern (Hof) in Verbindung. Die Zahl der Einwohner beträgt (1880) 2008. Die Luft ist rein und frisch, dabei nicht zu trocken, das Klima aber häufig wechselnd; die mittlere Temperatur beträgt +7,35° C. An Heilmitteln besitzt F. neun Mineralquellen, eine Kohlensäuregasquelle und ein reichhaltiges Lager von Eisenmineralmoor. Die Franzensbader Wässer sind alkalische Glaubersalzsäuerlinge, zum Teil alkalisch-glaubersalzige Eisensäuerlinge. Hervorzuheben ist ihr bedeutender Gehalt an freier Kohlensäure. Die Salzquelle (entdeckt 1819), ein milder alkalischer Glaubersalzsäuerling, hat den geringsten Eisengehalt, der gegen die Natronsalze ganz zurücktritt. Reicher an kohlensaurem Gas und Natronsalzen ist die Wiesenquelle, ein kräftiger alkalischer Glaubersalzsäuerling; sie übertrifft an Salzgehalt alle andern Quellen von F. Ähnlich zusammengesetzt ist der kalte Sprudel (bekannt seit 1817), der jedoch einen stärkern Eisengehalt aufweist. Seinen Namen verdankt er der heftig wallenden Bewegung, die das stoßweise aufsteigende Kohlensäuregas unter Tosen verursacht. Am ältesten (schon im 16. Jahrh. bekannt) und berühmtesten ist die Franzensquelle (auch Egerbrunnen genannt), ein alkalisch-glaubersalziger Eisensäuerling. Unter den ältern Franzensbader Quellen hat sie den größten Gehalt an Kohlensäure und Eisen. Die Luisenquelle (seit 1806 bekannt) ist der Franzensquelle ähnlich, aber weniger reich an festen Bestandteilen und Kohlensäuregas. Bis 1850 wurde sie ausschließlich zur Bereitung von Bädern benutzt. Seit jener Zeit wurden mehrere andre wertvolle und ergiebige Eisensäuerlinge aufgefunden: die Neuquelle (1849), durch den größten Gehalt an Kohlensäure unter den Franzensbader Wässern ausgezeichnet; die Loimannsquelle (1860), in der Zusammensetzung der Luisenquelle nahestehend; die Stahlquelle (1860), der stärkste Eisensäuerling Franzensbads bei geringem Gehalt an andern Salzen, schließt sich unmittelbar an die Stahlquellen von Pyrmont und Schwalbach an; der Mineralsäuerling (1860), an Salzgehalt der Salzquelle nachstehend, dagegen reicher an Eisen und Kohlensäure. Die Temperatur der einzelnen Quellen ist konstant und beträgt 10,5-12,5° C.; das Wasser perlt stark, der Geschmack ist salzig prickelnd, erfrischend. Getrunken werden vorzugsweise die Franzensquelle, Salzquelle, Wiesenquelle und Stahlquelle. Die Quellen zeigen sich wirksam bei Anämie (besonders nach Abortus), Bleichsucht, chronischen Katarrhen der Schleimhaut des Respirations-, Verdauungs- und Urogenitalsystems, bei Skrofulose, Gicht, Menstruationsanomalien, Sterilität, Neigung zu Fehl- und Frühgeburt, Uterusinfarkt, Lageveränderungen des Uterus, Spermatorrhöe, Impotenz, bei chronisch gewordenen Exsudaten im Brust- oder Bauchfellsack, bei habitueller Stuhlträgheit und ihren Folgezuständen, Störungen des venösen Blutlaufs im Unterleib und Becken, bei Vergrößerung der Leber und Milz nach Wechselfiebern, bei Malaria, Nervenkrankheiten aus Anämie, Hysterie und Hypochondrie, als Nachkur von Karlsbad, Ma-^[folgende Seite]