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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gaya; Gayal; Gayangos; Gaye; Gayer; Gayerde; Gayette-Georgens; Gay-Lussac

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Gaya - Gay-Lussac.

fühlten, brachte aber, auf Subskription gedruckt, dem Dichter die Summe von 1200 Pfd. Sterl. ein. Eine Sammlung seiner "Works" erschien zuerst London 1722-25 in 6 Bänden (zuletzt 1793 in 3 Bänden und 1806).

2) Sophie, geborne Marie Françoise Sophie Nichault de Lavalette, franz. Schriftstellerin, geb. 1. Juli 1776 zu Paris, heiratete in zweiter Ehe den Generalsteuereinnehmer G., lebte dann zehn Jahre lang bald in Aachen, bald in Paris, indem sie in beiden Städten ihren Salon zum Mittelpunkt geselligen, geistigen Lebens machte, später ganz in Paris, wo sie 5. März 1852 starb. Ihre drei ersten Romane: "Laure d'Estelle" (1802), besonders "Léonie de Montbreuse" (1803) und "Anatole" (1815), sind ihre besten Werke; sie zeichnen sich durch geistreiche, feine Beobachtung, tiefes und zartes Gefühl und einen eleganten, lebhaften Stil aus. Ihre spätern Romane: "Les malheurs d'un amant heureux" (1818), in der Manier des "Gil Blas", "Le moqueur amoureux" (1830), "Un mariage sous l'Empire" u. a., sind in jeder Beziehung schwächer. Auch mit dem Theater hat sie sich viel beschäftigt und selbst mehrere Stücke geschrieben ("Le marquis de Pomenars" u. a.), die einen gewissen Erfolg hatten. Außerdem verfaßte sie eine große Anzahl von Gedichten, Romanzen, Abhandlungen etc., die zum Teil sehr gerühmt worden sind.

3) Delphine, Tochter der vorigen, s. Girardin.

Gaya, 1) (tschech. Kyjow) Stadt in Mähren, an der Lokalbahn Bisenz-G. gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Rathaus, Piaristenkollegium, Kommunaluntergymnasium, 4 Dampfmühlen, Rollgerstefabrik, Spiritusbrennerei, Stärke-, Zucker- und Malzfabrikation, Gerberei, ausgezeichneten Getreide- und Gemüsebau, Braunkohlengruben und (1880) 3393 Einw., darunter 1300 Juden. - 2) (Gya) Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks in der Provinz Bihar der britisch-ostind. Präsidentschaft Bengalen, der 12,204 qkm (222 QM.) mit (1881) 2,124,682 Einw. (9/10 Hindu) umfaßt, liegt am Phalguflüßchen und hat 76,415 Einw. Berühmt in der Geschichte des Buddhismus und reich an Denkmälern des frommen Sinnes indischer Monarchen, ist G. ein jährlich von Hunderttausenden besuchter Wallfahrtsort der Hindu, die hier Vergebung für die Sünden ihrer Vorfahren erbitten, dabei aber von den Tempelwächtern so ausgebeutet werden, daß die Regierung zu ihrem Schutz besondere Gesetze erließ, die gleichwohl dem Unfug nicht zu steuern vermögen.

Gayal, s. Rind.

Gayangos, Don Pascal, span. Gelehrter, geb. 21. Juni 1809, machte sich zuerst durch seine "Historia de los reyes de Granada" (1842) vorteilhaft bekannt und war seitdem auf dem Gebiet der ältern Geschichte und Litteraturgeschichte seines Vaterlandes ununterbrochen thätig. Von seinen hierher gehörigen Werken sind besonders zu nennen: seine englische Übersetzung des spanisch-arabischen Geschichtschreibers Al Makkari ("The history of Mohammedan dynasties in Spain", Lond. 1840, 2 Bde.), seine spanische Bearbeitung von Ticknors "Geschichte der spanischen Litteratur", welche er mit wertvollen Zusätzen versah, und seine Herausgabe der "Cartas del cardinal Cisneros" (Madr. 1867) sowie der "Cartas y relaciones de Hernan Cortes al emperador Carlos V." (Par. 1870). Für Ribadeneyras "Biblioteca de autores españoles" lieferte er die kritischen Ausgaben der "Libros de caballeria", der "Gran conquista de Ultramar" und der "Escritores en prosa anteriores al siglo XV". G. ist gegenwärtig Professor der arabischen Sprache an der Universität zu Madrid.

Gaye, Johannes, Kunstgelehrter, geb. 8. Nov. 1804 zu Tönningen in Schleswig, studierte auf den Universitäten zu Kiel und Berlin Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte und begab sich 1830 nach Italien, wo er zehn Jahre lang, nur durch eine Reise nach Griechenland (1832) unterbrochen, in Rom, Florenz, Siena, Bologna, Mantua, Venedig und Süditalien in Archiven und Bibliotheken thätig war, um Dokumente für die Geschichte der italienischen Kunst zu sammeln. Die Resultate seiner grundlegenden Forschungen vereinigte er in dem "Carteggio inedito d'artisti dei secoli XIV, XV, XVI" (Flor. 1840, 3 Bde.). Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze im "Kunstblatt". Er starb 26. Aug. 1840 in Florenz.

Gayer, Johann Karl, Forstmann, geb. 15. Okt. 1822 zu Speier, studierte auf der polytechnischen Schule zu München Mathematik u. Naturwissenschaft, war 1845-55 in der bayrischen Staatsforstverwaltung beschäftigt, wirkte 1855-78 als Professor der Forstwissenschaft in Aschaffenburg und seitdem in gleicher Eigenschaft an der Universität München. Er schrieb: "Die Forstbenutzung" (6. Aufl., Berl. 1883), das beste Werk über den Gegenstand; "Der Waldbau" (2. Aufl., das. 1882); "Die neue Wirtschaftsrichtung in den Staatswaldungen des Spessart" (Münch. 1884); "Der gemischte Wald" (Berl. 1886).

Gayerde, die Erde aus den Wohnungen der ärmern Klassen in Ungarn, wird zur Gewinnung von Salpeter ausgelaugt (Gaysalpeter).

Gayette-Georgens, Schriftstellerin, s. Georgens.

Gay-Lussac (spr. ghē-lüssack), Joseph Louis, Chemiker und Physiker, geb. 6. Dez. 1778 zu St.-Léonard (Obervienne), machte seine Studien zu Paris in der polytechnischen Schule, ward 1801 Elève-ingenieur an der École nationale des ponts et des chaussées und erwarb sich bald durch seine chemischen und physikalischen Arbeiten einen Namen. 1804 und 1805 unternahm er mit Biot mehrere Luftfahrten, um magnetisch-elektrische und thermometrische Beobachtungen anzustellen. 1808 ward er Professor der Physik an der Sorbonne, 1809 Professor der Chemie an der polytechnischen Schule, und 1832 übernahm er auch die Professur der Chemie am Jardin des plantes. Daneben war er seit 1805 Membre du comité consultatif des arts et des manufactures, seit 1818 Membre du conseil de perfectionnement des poudres et salpêtres, seit 1829 Essayeur du bureau de garantie de la monnaie etc. Er erhielt 1839 die Pairswürde und starb 9. Mai 1850 in Paris. G. bestimmte 1805 mit A. v. Humboldt die quantitative Zusammensetzung des Wassers, untersuchte 1809 die Volumverhältnisse bei der Verbindung gasförmiger Körper und lieferte auch Arbeiten über die Ausdehnung der Gase durch die Wärme (1802), über die Dichtigkeit mehrerer Dämpfe (1809), über die Ausdehnung der flüssigen Körper (1816), über Verdampfung etc. Von seinen chemischen Arbeiten sind noch die über die Verbindungen des Schwefels und seiner Säuren, über den Schwefelwasserstoff und die Schwefellebern, über das Jod, Chlor und Cyan zu nennen. Seine Anleitungen zur Analyse des Schießpulvers, des Chlorkalks, der Pottasche, der Soda und des Borax etc., zur Silberprobe auf nassem Weg und ähnliche waren von großem Einfluß auf die Technik. Er untersuchte ferner die Erscheinungen der Gärung, die Ätherbildung, entdeckte das Jod-^[folgende Seite]