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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gehe ; Gehe-Stiftung; Gehilfe; Gehirn

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Gehe-Stiftung - Gehirn

oft als Vorbild des höllischen, nie verlöschenden Feuers gebraucht.

Gehe-Stiftung, eine nach dem 1882 verstorbenen Stifter Franz Ludwig Gehe (s. Gebe & Co.) benannte, mit 2 Mill. M. begründete Anstalt in Dresden, die bestimmt ist, Bildung zu verbreiten in Bezug auf die Gegenstände, deren gründliches Verständnis zu gedeihlichem öffentlichen Wirken vonnöten ist, sowie hervorragende Verdienste um das öffentliche Wohl durch Sicherung eines sorgenfreien Alters zu ehren. Sie besitzt eine Fachbibliothek von 30000 Bänden und veranstaltet im Winter Vorträge über volkswirtschaftliche und fonstige staatswissenschaftliche Gegenstände.

Gehe & Co., Droguengroßhandlung in Dresden, verbunden mit einer Fabrik chem. und pharmaceutischer Präparate sowie einer Droguen-Pulverisier- und Schneideanstalt, im Besitz vom Dr. phil. R. Luboldt, geb. 1. Nov. 183l in Gera, königlich sächs. Kommerzienrat. Sie wurde als Droguengroßhandlung in bescheidenem Umfange 1835 begründet von dem Onkel des vorigen, Franz Ludwig Gehe, geb. 10. Mai 1810 in Merkwitz bei Oschatz, gest. 22. Juni 1882 in Dresden, Begründer der Gehe-Stiftung (s. d.), und erlangte namentlich seit der 1866 errichteten und von Anfang an von dem jetzigen Besitzer geleiteten Droguen-Appreturanstalt (zur Veredelung der Rohdroguen durch Trocknen, Sortieren, mechan. Zerkleinerung und Verarbeitung zu Extrakten und Alkaloiden) eine tonangebende Stellung in den betreffenden Zweigen. Import und Export des Hauses von und nach allen Erdteilen sind lebhaft. Es beschäftigt (1893) 100 kaufmännisch und wissenschaftlich gebildete Hilfskräfte und 200 Arbeiter; ferner hat es reichhaltige Droguen- und Naturaliensammlungen, eine eigene Fachbibliothek, einen 1875 mit 100000 M. begründeten Pensionsfonds für die Angestellten, für die auch botan. Exkursionen, wissenschaftliche Vorträge und Demonstrationen veranstaltet werden, und giebt einen eigenen in der Handelswelt sehr geschätzten "Handelsbericht" (seit 1875; jährlich zweimal) heraus.

Gehilfe, in gewerblicher Hinsicht, s. Gesell, Gewerbegehilfen und Handlungsgehilfen. G. und Gehilfenschaft, in strafrechtlicher Hinsicht, s. Beihilfe; in civilrechtlicher Beziehung, s. Culpa.

Gehirn (Hirn, Encephalon), die von der knöchernen Schädelkapsel und den Hirnhäuten umschlossene länglichrunde Nervenmasse, bildet im Verein mit dem Rückenmark und den sympathischen Nerven das Centralorgan des Nervensystems und ist der Sitz der Intelligenz und der psychischen Thätigkeiten, sowie das Centrum für die Sinnesempfindungen und alle willkürlichen Bewegungen. Das G. des Menschen stellt eine mehr ovale als kugelförmige, fast breiartig weiche, weißliche oder graue Masse dar, die beim Manne im Durchschnitt zwischen 1300 und 1500 g, bei der Frau aber durchschnittlich 125 g weniger wiegt und im Mittel eine Länge von 160 bis 170 mm, eine Breite von 140 mm, eine Höhe von 125 mm besitzt. Man unterscheidet am G., das schon im siebenten bis achten Lebensjahre seine bleibende Größe und nahezu sein volles Gewicht erreicht, drei große, schon auf den ersten Blick erkennbare Abschnitte, nämlich das Große G. (cerebrum), das Kleine G. (cerebellum) und die Verbindungsteile oder das Mittelhirn (mesencephalon).

Das Große G. (s. Tafel: Das Gehirn des Menschen, Fig. 1,4; 3, 5-7), fast sieben Achtel der ganzen Hirnmasse, nimmt den ganzen obern und vordern Teil des Schädels ein und zerfällt in zwei symmetrische Seitenhälften, die sog. Hemisphären, die durch einen tiefen Einschnitt (s. Fig. 2, 3) von vorn nach hinten zu getrennt sind, in welchen sich auch die harte Hirnhaut mit einsenkt. In der Richtung von vorn nach hinten unterscheidet man an den Hemisphären den Vorderlappen (Lobus frontalis, Fig. 4, 1 u. 2) mit drei Windungen, deren dritte auch Brocasche Windung heißt, da Broca in ihr das Sprachcentrum fand, den Mittellappen (gebildet aus dem Scheitellappen, Lobus parietalis, und Schläfenlappen, Lobus temporalis, Fig. 4, 5). Auf der Oberfläche des Großhirns befinden sich geschlängelte, unregelmäßig verlaufende Furchen (sulci) und zwischen denselben zahlreiche darmähnliche, abgerundete Windungen (gyri) der grauen Hirnsubstanz. Diese Hirnwindungen (s. Fig. 3,8) dienen hauptsächlich dazu, um die äußere Oberfläche des G., die für die psychischen Funktionen so wichtige Hirnrinde, zu vergrößern, denn wenn man alle Windungen und Furchen des G. ausgleichen und in der Fläche ausbreiten könnte, so würde sich die Hirnoberfläche um mindestens zehnmal größer erweisen, als es bei ihrer eigentümlichen Faltung den Anschein hat. Die Hirnsubstanz besteht aus zwei voneinander wesentlich verschiedenen Schichten, aus der sog. grauen oder Rindensubstanz, auch als Hirnrinde bezeichnet (substantia cinerea oder corticalis, s. Fig. 2,1) und aus der sog. weißen oder Marksubstanz (substantia medullaris, s. Fig. 2,2). Erstere bildet den äußern Teil des G., ist weicher und gefäßreicher und zeichnet sich durch ihre graurote dunklere Färbung vor der übrigen Hirnmasse aus, findet sich aber auch an manchen Stellen im Innern des G.; die weiße oder Marksubstanz füllt hauptsächlich als sog. großes Marklager das Innere des G. aus, ist fester und ärmer an Gefäßen und kommt nur an wenigen Stellen der Oberfläche vor. Die beiden Hemisphären des Großhirns werden äußerlich durch den Hirnbalken (trabs oder corpus callosum, s. Fig. 1, 6; 2,4) miteinander verbunden, einen platten, aus weißer Substanz bestehenden Körper, der in der Tiefe der die beiden Hemisphären trennenden Längsspalte sichtbar wird und dessen Seitenränder strahlenförmig in die Markmasse beider Hemisphären sich ausbreiten, einen flachen nach aufwärts gekehrten Bogen beschreibt, dessen vorderes Ende sich als Knie (genu, s. Fig. 1,5) hakenförmig nach hinten umlegt. An der Basis des G. zeigt jede Hemisphäre des Großhirns eine tiefe, quer nach außen und oben verlaufende Furche,die sog. Sylviussche Grube (fossa Sylvii, s. Fig. 4, 4), die jede Hemisphäre in einen kleinern Vorderlappen und einen hintern größern Hinterlappen teilt. Ihr innerer an den Streifenhügel grenzender Abschnitt ist die Insel (insula, Fig. 2,9) oder der Centrallappen (Lobus centralis).

Untersucht man das Große G. von unten, so findet man in der Mittellinie vom Ende des Längseinschnittes nach dem Mittelhirn zu folgende Gebilde: zunächst die vordere Siebplatte, eine mittlere und zwei seitliche durchbohrte Stellen, die dem Durchtritt von Blutgefäßen dienen, weiterhin die Sehnervenkreuzung (chiasma nervorum opticorum, s. Fig. 4, 3), einen platten, einem

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