Gibbons (spr. gibb'ns), Grinling, engl. Bildhauer, geb. 1648 oder 1651 in London
oder Rotterdam, gest. 3. Aug. 1721 in London, wurde 1671 an den Hof Karls II. berufen und war zunächst als Holzschnitzer zur Dekoration der königl. Paläste thätig;
besonders hat er Blätterwerk und Blumenguirlanden meisterhaft geschnitten. Später wandte er sich auch der Steintechnik mit Erfolg zu, wobei ihm aber das
Ornamentale auch stets besser gelang als die Figur. Beispiele sind das Monument Newtons in Westminster, die Reiterbilder König Karls II. in Windsor und in Charing
Croß, deren Sockel er mit Abzeichen des Seewesens schmückte. Zu erwähnen ist ferner das bronzene Standbild des Königs Jakob II. in Whitehall Chapel, mehrere
Statuen in der Londoner Börse, das Denkmal Camdens in Exton sowie die Brunnen zu St. James. Alle seine Arbeiten zeichnen sich aus durch technische
Geschicklichkeit und zarte Ausführung. Er war auch noch für König Wilhelm III. und Georg I. beschäftigt und ist überhaupt der bedeutendste unter den ältern engl.
Bildhauern.
Gibellīna (spr. dschi-), Stadt im Kreis Alcamo der ital. Provinz Trapani auf Sicilien, an den
Monti Fenestrelle, an der Linie Palermo-Trapani der Westsicil. Eisenbahn, hat (1881) 6350 E., Schwefelbergwerke, Kultur von Oliven, Mandeln und Feigen.
Gibĕon, eine Stadt im alten Palästina, die an der Spitze eines Vierstädtebundes stand. Um der drohenden Vernichtung
durch den anrückenden Josua zu entgehen, kleideten sich ihre Einwohner als Fremde, begaben sich in das israel. Lager und errangen durch diese List das israel.
Freundschaftsrecht (Jos. 9 u. 10), dessen Verletzung durch Saul von David gesühnt wurde (2 Sam. 21). Auf der durch ihre Größe bekannten Opferstätte von G.
brachte Salomo sein erstes Opfer dar. Heute heißt der Ort ed-Dschib, ist 9 km nordwestlich von Jerusalem auf einer
isolierten Höhe gelegen, wasserreich und hat Felsengräber und mittelalterliche Mauerreste.
Gibraltar. 1) Vorgebirge an der Südspitze der Pyrenäischen Halbinsel, 22 km im NO. vom Kap
Tarifa, wird gebildet durch die tief eingreifende Bucht von Algeciras (s. d.) und besteht aus Jurakalk, der auf silurischen Schiefern ruht und
durch eine niedrige, mit Lagunen erfüllte und aus alluvialem Flugsande bestehende Landzunge von 2,8 km Länge und kaum
1,8 km Breite mit dem Festlande der span. Provinz Cadiz verbunden ist. Der Felsen ↔ erstreckt sich fast genau
südwärts, ist 4,62 km lang, bis 1245 m breit und erreicht die Höbe von 425 m. Er enthält mehrere Höhlen, wie die Michaelshöhle
(Cueva de San Miguel) mit schönen Tropfsteinbildungen. Der Kamm, ein fast überall schmaler Grat, spaltet sich in drei
Kuppen, auf deren mittlerer die Signalwarte (Signal house) steht. Gegen S. wird der Fels niedriger und endet mit der schroffen
Punta de Europa (36°6'23" nördl. Br., 5°21' westl. L. von Greenwich), die einen Leuchtturm trägt. Der Westabhang ist an den
meisten Stellen zugänglich, der östl. und der nördl. Abhang stürzen fast senkrecht ab, ersterer zum offenen Meere, letzterer zu jener flachen Landzunge, dem
sandigen Isthmus (La linea), die, von dem span. Gebiete früher durch eine zur Beschränkung des Schmuggelhandels
aufgeführte Mauer mit Bastionen und Forts an den Ecken abgesperrt, jetzt nur einen Erdwall und einige Wachthäuser trägt. Dahinter liegt auf hohem Fels die span.
Stadt San Roque. Durch Natur und Kunst bildet der Gibraltarfels (4,9 qkm groß) eine uneinnehmbare Festung, in den Händen der
Engländer den Schlüssel des Mittelmeers. Überall sind den Steilwänden Werke der terrassenartig angelegten Linien abgerungen. Mit Ausnahme der gänzlich
unzugänglichen Ostseite trifft man überall auf Batterien, Forts, krenelierte Mauern, Kaponnieren, Redouten und Wälle mit 800 Kanonen. Die Festungswerke sind
zum Teil in den Fels gehauen. Besonders merkwürdig sind die breiten Felsgalerien, die, während der letzten span. Belagerung (1779–81) in 180 und 244 m Höhe auf
der Nordseite durch den Fels gesprengt, zwei bedeckte Gänge bilden, die mit 100 der schwersten Geschütze bewaffnet sind. Die Felsgewölbe bieten sichern Raum
für die Garnison. Acht bombenfeste, 40000 t fassende Cisternen und ein reicher Süßwasserbrunnen schützen vor Wassermangel. Die durch die abkühlende
Luftströmung des Meers gemilderte Hitze läßt alle Kulturgewächse Südeuropas hier gedeihen. Rindvieh, Schafe und Ziegen finden an den Felsenspalten eine
immergrüne Vegetation, und überdies ist jedes Fleckchen Erdreich mit teils wilden, teils veredelten Fruchtbäumen besetzt. G. ist auch der einzige Punkt in Europa,
wo sich Affen aufhalten (der nordafrik. Inuus ecaudatus), die noch in geringer Zahl auf der Ostseite hausen.
2) Meerenge oder Straße von G. (span.
Estrecho de G., das Fretum Herculeum der Alten, die Verbindung zwischen
Mittelmeer und dem Atlantischen Ocean. Der oceanische Eingang (die Pontes Gadirides), 13 km breit, ist zwischen Kap
Trafalgar und Kap Espartel, der mediterrane, 20,35 km breit, zwischen der Punta de Europa und dem nordöstlichsten Vorsprunge
des Felsens von Ceuta. Die schmalste Stelle mißt nur 12,95 km. Das afrik. Gestade ist ungegliedert, das europäische ist wertvoll,
namentlich durch den Golf von Algeciras, ein beinahe halbkreisförmiges Becken und einer der geräumigsten, sichersten Häfen der Welt. Die Meerenge hat im
Durchschnitt 275, an der schmalsten Stelle 300, weiter östlich 950 m Tiefe, ist, obwohl ohne Klippen und Untiefen, dennoch Schiffen gefährlich wegen der starken,
im Mittel 4,5 km, aber bis 8,1 km stündlich fortschreitenden Strömung leichtern, salzärmern
Wassers, die aus dem Ocean hereindringt; unterhalb dieser geht eine schwerere in entgegengesetzter Richtung nach außen. (S. die Nebenkarte znr Karte:
Mittelländisches Meer.)
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1009.