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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gichtschwamm; Gichtstaub; Gichttaft; Gickelhahn; Gide; Gidel; Gideon; Gieb.; Giebel; Giebelähre; Giebeldach; Giebelfeld

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Gichtschwamm - Giebelfeld.

der aufsteigende Zinkdampf sich in den obern Ofenteilen durch Kohlensäure und Wasserdampf oxydiert und das feuerbeständige, nicht flüchtige Zinkoxyd sich an den oben kühlern Ofenwänden ansetzt. Der G. wird, wenn er sich in größerer Menge erzeugt, auf Zink verarbeitet.

Gichtschwamm, s. Phallus.

Gichtstaub, s. v. w. Flugstaub.

Gichttaft, ein Wachstaft zum Einhüllen der an Rheumatismus und Gicht leidenden Körperteile, soll das Übel durch Beförderung der Hautthätigkeit und Abhaltung äußerer schädlicher Einflüsse vermindern oder heilen.

Gickelhahn, Berg, s. Kickelhahn.

Gide, Théophile, franz. Maler, geb. 15. März 1822 zu Paris, erhielt seine künstlerische Ausbildung durch Paul Delaroche und Cogniet und widmete sich vorzugsweise den Genreszenen des italienischen Volkslebens, das er in naturwahrer, sehr charakteristischer Weise zum Ausdruck zu bringen weiß, aber auch dem historischen Genre und dem Interieur. Zu seinen besten Genrebildern gehören: die studierenden Mönche (1865, im Museum zu Alençon); Pius IX. besucht ein Nonnenkloster und Probe einer musikalischen Messe (1866, Museum in Roubaix); der Empfehlungsbrief; indiskretes Vertrauen; noch ein Glas! (1875); Schach spielende Mönche; Karl IX., derben Befehl zur Niedermetzelung der Hugenotten unterschreiben muß, und der Streit beim Spiel (1876); das Innere der St. Markuskirche in Venedig und Ludwig IX. von seinem Hofnarren beim Gebet überrascht (1877); der junge Invalide (1878).

Gidel (spr. schidäl), Charles Antoine, franz. Litterarhistoriker, geb. 5. März 1827 zu Gannat (Allier) und im dortigen Collège vorgebildet, war an verschiedenen Lyceen thätig, wurde 1872 Direktor des Lyceums Henri IV in Paris und steht seit 1878 dem Lyceum Louis le Grand vor. Seine akademischen Erfolge und öffentlichen Vorlesungen über Litteratur machten ihn auch in weitern Kreisen bekannt und trugen ihm wiederholt Akademiepreise ein, so für die "Étude sur Saint-Evremond" (1866), "Discours sur J. J. Rousseau" (1868), "Imitations faites en grec depuis le douzième siècle, de nos anciens poèmes de chevalerie" (1864) und die ausgezeichneten "Études sur la littérature grecque moderne" (1866-78, 2 Bde.), sein Hauptwerk. Außer diesen Preisschriften sind noch zu nennen: "Les Français du XVII. siècle" (1873) und die "Histoire de la littérature française" (1874-83, 3 Tle.).

Gideon (hebr., "Baumfäller"), Held und Heerführer (Richter, Schophet) der Israeliten, Sohn des Joas aus dem Stamme Manasse, rottete den Baalsdienst zu Ophra aus (daher sein Beiname Jerubaal = "möge Baal mit ihm streiten") und befreite das Volk von der siebenjährigen Herrschaft der Midianiten, wofür ihm eine Partei die erbliche Fürstenwürde antrug. Nachdem er diesen Antrag zurückgewiesen, gedachten seine 70 Söhne des Vaters Gewalt unter sich zu teilen, wurden aber von ihrem Halbbruder Abimelech (s. d. 2) ermordet. Vgl. Richt. 6-9.

Gieb., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Ch. G. Giebel (s. d.).

Giebel, der dreieckige, lotrechte Abschluß an den Enden eines Sattel- oder Pultdaches, welcher entweder von dem Dach überragt wird (gedeckter G.), oder das Dach überragt (freier G.). In den südlichen Klimaten, wo die Dächer flacher sind, erhalten auch die G. eine im Verhältnis zu ihrer Breite geringe Höhe, während ihnen in nördlichen Klimaten eine im Verhältnis zu ihrer Breite bedeutend größere Höhe gegeben wird. Die G. der griechischen Tempel werden von dem Dach überragt und sind an ihren drei Seiten mit Gesimsen eingefaßt, während die G. gotischer Häuser oft das Dach überragen und massiv, seltener durchbrochen sind. Während die griechischen G. nur am Gipfel und an den Traufkanten mit vegetabilischen oder tierischen Gebilden verzierte Auflösungen aufweisen, sind die gotischen G. bei dreieckiger Grundform an den geneigten Seiten durchweg mit Krabben versehen oder teils bei dreieckiger, teils bei stufenförmiger Grundform von Fialen und Türmelungen durchsetzt. Auch die G. der Renaissance überragen meist die Dachfläche und sind mit den verschiedensten eckigen, spitzen, runden oder schneckenartig gewundenen Formen (Voluten) verziert. Da sie meist den Straßen zugekehrt waren, wurden sie als Schauseiten behandelt und oft mit Malereien dekoriert, was gegenwärtig bei Nachbildung von altdeutschen Häusern gern nachgeahmt wird. Vgl. Baukunst. Unter Giebelwand und Giebelmauer versteht man den G. samt der unter ihm befindlichen Wand oder Mauer.

Giebel, Fisch, s. v. w. Karausche.

Giebel, Christoph Gottfried, Zoolog und Paläontolog, geb. 13. Sept. 1820 zu Quedlinburg, studierte seit 1841 in Halle Mathematik und Naturwissenschaften, habilitierte sich dort 1848 und hielt Vorlesungen über Paläontologie, Geognosie und Mineralogie sowie über Zoologie, vergleichende Anatomie und allgemeine Naturwissenschaften. 1861 ward er zum ordentlichen Professor der Zoologie und Direktor des zoologischen Museums in Halle ernannt. Er starb 14. Nov. 1881. Von seinen Schriften, in welchen er die Theorie von der allmählichen Vervollkommnung der organischen Welt vertritt und die Ansicht, daß die aufeinander folgenden Tierschöpfungen gesetzmäßig fortschreitende Entwickelungsstufen, aber nicht im Darwinschen Sinn, repräsentieren, für die Systematik der Wissenschaft verwertet, sind zu nennen: "Paläozoologie" (Merseb. 1846); "Allgemeine Paläontologie" (Leipz. 1852); "Fauna der Vorwelt" (das. 1847-56, 3 Bde.; unvollendet); "Odontographie", eine vergleichende Darstellung des Zahnsystems der fossilen und der lebenden Wirbeltiere (das. 1854); "Die Säugetiere in zoologischer, anatomischer und paläontologischer Beziehung" (das. 1853-55, in neuer Bearbeitung für Bronns "Klassen und Ordnungen des Tierreichs"); "Petrefacta Germaniae" (das. 1866); "Insecta epizoa" (nach Nitzsch' Nachlaß bearbeitet, das. 1874); "Thesaurus ornithologiae" (das. 1874-77, 3 Bde.). Ferner schrieb er: "Gaea excursoria germanica" (Leipz. 1848); "Lehrbuch der Zoologie" (Darmst. 1857, 6. Aufl. 1884); "Kosmos für das Volk" (Leipz. 1849); "Tagesfragen aus der Naturgeschichte" (3. Aufl., Berl. 1859); "Naturgeschichte des Tierreichs" (Leipz. 1858-63, 5 Bde.); "Landwirtschaftliche Zoologie" (Glog. 1869); "Der Mensch" (Leipz. 1868); "Vogelschutzbuch" (4. Aufl., Berl. 1877). Im J. 1847 gründete er einen Naturwissenschaftlichen Verein, welcher 1853 zu einem sächsisch-thüringischen Verein erweitert wurde; auch redigierte er die von dem Verein seit 1853 herausgegebene "Zeitschrift für die gesamten Naturwissenschaften".

Giebelähre, s. Firstblume.

Giebeldach, s. v. w. Satteldach, s. Dach.

Giebelfeld (griech. Tympanon), die von drei Seiten durch Gesimse eingeschlossene Fläche eines Giebels, welche bei griechischen Tempeln, z. B. am Parthenon (s. Tafel "Baukunst IV", Fig. 6), am Tempel