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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gläfe; Glagolitika; Glairin; Glais-Bizoin; Glaisher; Glaize; Glamorganshire

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Gläfe - Glamorganshire.

am Wahlkampf nahm, wurden nur 191 Gladstonianer gewählt. G. reichte 20. Juli 1886 seine Entlassung ein und erklärte seine Absicht, sich vorläufig von der Politik zurückzuziehen. Vgl. Barnett Smith, Life of G. (11. Aufl., Lond. 1883); Emerson, G., prime minister of England (das. 1881).

Gläfe, s. Gleve.

Glagolitika (hieronymenische Schrift), eine der beiden alten slawischen Schriftarten, wurde von dem dalmatischen Priester Hieronymus im 13. Jahrh. zur Niederschrift der altslawischen Kirchenbücher angewandt, ist aber in der Folge durch die besser ausgebildete Cyrillika (s. d.) fast ganz verdrängt worden. Beide Schriftarten stammen wahrscheinlich vom griechischen Alphabet ab und haben dasselbe nur in verschiedener Weise modifiziert. Vgl. Slawische Sprachen.

Glairin, s. Baregin.

Glais-Bizoin (spr. glä-bisoäng), Alexandre, franz. Politiker, geb. 9. März 1800 zu Quintin (Côtes du Nord), seit 1822 Advokat, gehörte zu den entschiedensten Gegnern der Restauration, wurde nach der Julirevolution zum Abgeordneten gewählt, bekämpfte, der äußersten Linken angehörig, die Julimonarchie, nahm an der Agitation der Reformbankette teil und unterzeichnete die von Odilon Barrot gegen das Ministerium Guizot in der Kammer eingereichte Anklageschrift. Nach der Revolution von 1848 wurde er in die Konstituierende Versammlung gewählt. Als Präsident des Demokratischen Vereins im Palais Royal stimmte er in den meisten Fällen mit der Bergpartei, bekämpfte die Politik des Prinz-Präsidenten Napoleon und zog sich, als er nicht in den Gesetzgebenden Körper gewählt wurde, ins Privatleben zurück. 1863 wieder in die Kammer gewählt, schloß er sich der kleinen Oppositionspartei an und machte sich weniger durch glänzende Beredsamkeit als durch die Art und Weise seiner Interpellationen und Unterbrechungen bemerklich. Als Abgeordneter von Paris ward er 4. Sept. 1870 Mitglied der Regierung der nationalen Verteidigung. Er begab sich als Mitglied der Delegation für die Verwaltung der Provinzen mit Crémieux nach Tours, verlor aber seit Gambettas Ankunft daselbst im Oktober alle Macht. (Vgl. seine Schrift "Dictature de cinq mois", Par. 1872.) Bei dem Kommuneaufstand vom 18. März 1871 in Paris ward er 13. Mai verhaftet, wieder freigelassen unter der Bedingung, daß er in der Stadt bleibe, und konnte erst beim Eindringen der Regierungstruppen sich nach Versailles retten. Bei den Nachwahlen vom Juli 1871 trat er in Paris als Kandidat auf, jedoch ohne Erfolg. Er lebte seitdem als Privatmann und starb 6. Nov. 1877 in Lamballe. G. schrieb drei unbedeutende Lustspiele: "Le vrai courage, ou un duel en trois parties" (1862), "Une vraie Bretonne, ou un cas pendable" (1864) und "Une fantaisie" (1867).

Glaisher (spr. gläscher), James, Luftschiffer, geboren zu Anfang dieses Jahrhunderts in Schottland, widmete sich der Meteorologie und förderte dieselbe namentlich durch seine Untersuchungen im Luftballon. In Anerkennung der gewonnenen Resultate wurde er 1849 zum Mitglied der Royal Society erwählt. 1865 erhielt er Anstellung als Nachfolger des Admirals Fitzroy beim Board of Trade. 1869 erreichte er mit Coxwell im Ballon eine Höhe von 11,000 m. Er schrieb: "Hygrometrical tables" (1847) und "Travels in the air" (neue Ausg. 1880). Letzteres Werk wurde von Masius in seinen "Luftreisen" (Leipz. 1872) benutzt.

Glaize (spr. glähs'), 1) Auguste, franz. Maler, geh 1813 zu Montpellier, bildete sich in Paris unter den Brüdern Achille und Eugène Devéria in der Malerei und in der Lithographie aus und malte Bilder verschiedenen Inhalts. Unter den ältern sind die hervorragendsten: die heil. Elisabeth von Ungarn (1844); Dante, seine Göttliche Komödie schreibend (1847), und die gallischen Weiber (1852). Dann kam er auf den Gedanken, geschichtsphilosophische Ideen und moralische Lehren zu versinnlichen. Die ersten Bilder dieser Art erschienen unter den Titeln: der Schandpfahl, an welchem 16 Märtyrer der Idee ausgestellt sind, und Was man mit 20 Jahren sieht, der sanguinische Traum eines Liebespaars, auf der Weltausstellung von 1855. Zu derselben Gattung gehören ferner: das Elend als Kupplerin (1861), der Tod und die Wollust (1866) und das Schauspiel der menschlichen Thorheit (1872, sein Hauptwerk). Von seinen übrigen Schöpfungen sind zu nennen: die Wandmalereien in den Kirchen St.-Sulpice und St.-Jacques du Haut Pas (1859, 1868), ein Triptychon mit dem Tod Johannes des Täufers (1873), Christus und die Ehebrecherin (1875), der Blinde und der Lahme (1877). Von den Romantikern ausgehend, verbindet G. mit schwungvoller Erfindung und charaktervoller Formengebung ein kräftiges und reiches Kolorit. Dagegen sind seine Kompositionen oft barock und gesucht.

2) Léon, franz. Maler, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1842, debütierte 1859 mit dem Bilde: der Verrat der Delila. Zwei Jahre nachher folgte ein ähnlicher Gegenstand sowie Faun und Nymphe (Museum in Montauban). Um diese Zeit wurde er Schüler von Gérôme und malte, von ihm beeinflußt, den Äsop im Haus des Xanthos (Museum in Dijon) und Simson, der seine Bande zerreißt (1864, Museum in Mülhausen). Unter seinen folgenden sehr zahlreichen Bildern, die vollendet in der Zeichnung, aber oft mit einer naturalistischen Derbheit und mit Hinneigung zum Gräßlichen behandelt sind, erwähnen wir: Christus und die zehn Aussätzigen, die Nächte der Penelope, Herkules am Scheideweg, das erste Duell, den Tod des heil. Ludwig (in der Kirche St.-Louis d'Antin). 1875 malte er eine grauenerregende Verschwörung römischer Jünglinge, die Brüderschaft in dem Blut eines Gemordeten trinken, 1877 die Flüchtlinge (eine Episode aus der Belagerung Athens durch Sulla) u. 1885 das Fest des Theseus.

Glamorganshire (spr. glämórgänschir, wallis. Moranwg), Grafschaft im engl. Fürstentum Wales, umfaßt den südöstlichsten Teil desselben am Bristolkanal, landeinwärts von Carmarthen-, Brecknock- und Monmouthshire umschlossen, 2092 qkm (38 QM.). Der größere, nördliche Teil des Landes ist von Ausläufern der Black Hills, mit spitzen Gipfeln (der höchste, der Llangeinor, 567 m hoch), steilen Abfällen und tiefen, engen Thälern, bedeckt, wild und rauh, der Süden und Küstenstrich dagegen eben, mild und äußerst fruchtbar. Den südwestlichsten Teil bildet die Halbinsel Gower, zwischen der Burrybucht im NW. und der Swanseabai im SO. Die bedeutendern Flüsse, sämtlich dem Bristolkanal zufließend, sind die Rumney (östlicher Grenzfluß), der Taff, Ogmore, Neath, Taw und Loughor (Burry), die zum großen Teil noch durch Kanäle unter sich verbunden sind. Die Bevölkerung betrug 1881: 511,433 Seelen und ist seit 1871 um 28,6 Proz. gestiegen. Noch immer bedienen sich 70 Proz. der Einwohner im häuslichen Verkehr der wallisischen Sprache, wenn auch fast alle Englisch verstehen. Nur auf der Halbinsel Gower