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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Gonnos - Gonzaga.

1820 ordentlicher Staatsrat, 1826 aber nach Verlegung der Universität Landshut Honorarprofessor der Rechtsphilosophie. Er starb 18. April 1827. G. zählte zu den einflußreichsten Häuptern der philosophisch-juristischen Schule. Von seinen gesetzgeberischen Arbeiten nennen wir den "Entwurf eines Gesetzbuchs über das gerichtliche Verfahren in bürgerlichen Rechtssachen" (Erlang. 1815-17, 3 Bde.), das Hypothekengesetz mit "Kommentar" (Münch. 1823-1824, 2 Bde.) und den neuen "Entwurf des Strafgesetzbuchs" (das. 1822); von seinen übrigen zahlreichen Schriften das "Handbuch des deutschen gemeinen Prozesses" (Erlang. 1801-1803, 4 Bde.; 2. Aufl., das. 1804) und sein "Deutsches Staatsrecht" (das. 1804).

Gonnos (Gonni), im Altertum wichtige Festung in Thessalien, am westlichen Eingang des Thals Tempe, beherrschte die beiden einzigen Zugänge Thessaliens von N. her und wird deshalb bis zu den römisch-makedonischen Kriegen herab öfters erwähnt. Jetzt Lykostomo ("Wolfsrachen").

Gönntscha, asiat. Maß, s. Kojang.

Gonochorismus (griech.), die Geschlechtstrennung bei Pflanzen und Tieren im Gegensatz zum Hermaphroditismus, der Vereinigung männlicher und weiblicher Geschlechtsorgane auf einem und demselben Individuum.

Gonolobus Mich., Gattung aus der Familie der Asklepiadaceen, Sträucher oder Halbsträucher mit windenden oder niederliegenden Stengeln, gegenständigen, herzförmigen Blättern und ziemlich großen, purpurroten Blüten in Trauben oder Doldentrauben. Von den mehr als 60 Arten im tropischen Amerika liefert G. Condurango Triana in Ecuador die Condurangorinde, welche gegen krebsartige Leiden angewandt wird. S. Condurango.

Gonorrhöe, s. Tripper.

Gonsálvo de Cordova, s. Cordova.

Gonsawa, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Schubin, hat (1885) 794 kathol. Einwohner.

Gontaut (spr. gongto), Armand und Charles de, s. Biron.

Gonten, Badeort im schweizer. Kanton Appenzell-Inner-Roden, am Fuß des Kronbergs, 884 m ü. M., mit (1880) 1562 Einw. Das Jakobsbad, eine stark eisen- und schwefelhaltige Mineralquelle, wird gegen rheumatisch-gichtische Leiden, Ausschläge und Magenschwäche mit Erfolg gebraucht. Zugänglich ist G. durch die Schmalbahn Winkeln-Herisau-Urnäsch.

Gontschárow, Iwan Alexandrowitsch, einer der bedeutendsten russ. Romanschriftsteller, geb. 6. Juni (alten Stils) 1813 in Simbirsk als Sohn eines einfachen russischen Kaufmanns, der früh starb. Obgleich die Mutter eine Frau fast ohne Bildung war, sorgte sie doch sehr für eine gute Erziehung des Knaben und gab ihn in eine von einem Geistlichen an der Wolga auf dem Gute der Fürstin Cholmskij eingerichtete Schule, wo er bis zu seinem zwölften Jahr blieb. Darauf zur weitern Ausbildung nach Moskau gebracht, bezog er 1831 die dortige Universität, absolvierte 1835 in der historisch-philologischen Fakultät den vollen Lehrkursus und erhielt bald darauf in Petersburg, wohin er sich wandte, eine Anstellung als Translateur im Finanzministerium. 1852 machte er mit dem Vizeadmiral Grafen E. Putjatin als Sekretär desselben eine Reise um die Welt, deren Ziel in der Eröffnung neuer Handelsbeziehungen mit Japan lag. Nach der Rückkehr nach Petersburg trat er wieder in das Finanzministerium, ging aber dann in die Oberpostverwaltung über, wo er bis 1872 als Zensor fungierte. In den 60er Jahren war er auch eine Zeitlang Redakteur der offiziellen "Nordischen Post". Seitdem lebt er zurückgezogen in Petersburg. Die russische Litteratur besitzt von G. drei größere Romane: "Eine alltägliche Geschichte" (1847; deutsch, Stuttg. 1886), "Oblomow" (1858; deutsch, Berl. 1885) und "Der Abhang" (1870), sowie die originelle Beschreibung seiner Reise: "Die Fregatte Pallas" (1856, 2. Aufl. 1862). Außerdem veröffentlichte er die scherzhafte Skizze "Ein litterarischer Abend" (1880) und "Vier Umrisse" (1881). In allen seinen Werken bewährt sich G. als ein vorzüglicher, kunstvoller Erzähler, dessen Schilderungen ebenso ausgezeichnet sind nach der Seite der Charakteristik wie hinsichtlich der Verarbeitung und Vertiefung des Stoffes. Den innersten Kern des russischen Lebens bloßlegend, zeichnet er das geistige und sittliche Leben seiner Nation mit scharfen und klaren Zügen und schafft vollendete Kunstwerke.

Gönyö, Dorf im ungar. Komitat Raab, Dampfschiffstation an der Mündung des Wieselburger Donauarms in die Donau, mit (1881) 1351 ungar. Einwohnern, wichtig als Donauhafen der Stadt Raab.

Gonzaga, Kreishauptort in der ital. Provinz Mantua, an der Eisenbahn Modena-Mantua, in fruchtbarer Gegend, hat eine alte Burg, das Stammschloß der berühmten Herzogsfamilie gleichen Namens, einen besuchten Jahrmarkt und (1881) 1134 Einw.

Gonzaga, ausgebreitetes ital. Fürstengeschlecht, das seinen Ursprung von Kaiser Lothar herleitet. Schon im 13. Jahrh. war das Geschlecht ziemlich zahlreich, und Luigi G. wurde 1328 nach langem Streit mit der Familie Buonacolsi (Benncorp) durch Ermordung Passerinos de Buonacolsi und Vertreibung von dessen Anhängern Generalkapitän von Mantua, in welcher Würde er erblich vom Kaiser Ludwig dem Bayern bestätigt wurde. Hierauf verzweigte sich die Familie in verschiedenen Linien und Herrschaften. Von Ludwig III. stammten die Herzöge von Sabbioneta, welche 1591, die Fürsten von Bozzolo, welche 1703, und die Fürsten von Castiglione, welche erst 1819 ausstarben. Kaiser Siegmund erhob Mantua 1433 zur Markgrafschaft, und Kaiser Karl V. verlieh 8. April 1530 an Federigo II. die erbliche Herzogswürde. Von dem letztern stammten außer den spätern Herzögen von Mantua, welche 1574 Herzöge von Montferrat wurden, noch die Herzöge von Guastalla, welche 1746 ausstarben. Die direkte Mantuanische Linie endete mit Herzog Vincenzo 25. Dez. 1627, dessen Ansprüche und Erbe auf die Familie der Herzöge von Nevers übergingen, die von Frankreich und Venedig unterstützt, von Spanien und Österreich jedoch bekämpft wurden. Der mantuanische Erbfolgekrieg endete mit der Anerkennung der Nevers durch die Verträge von Regensburg 1630 und Chierasco 1631; doch starb der letzte Nevers, Karl IV., schon 1708, nachdem er in demselben Jahr von Kaiser Joseph in die Acht erklärt und seine Länder dem Erzherzog Karl zugesprochen worden waren. Von andern Zweigen der Familie sind noch die Signori von Novellara seit 1371, Grafen seit 1501, zu nennen, welche 1728 erloschen, und die Markgrafen von Luzzara, welche bis 1794 dauerten. Eine andre Nebenlinie, die noch besteht, die Vescovedi, wurde 1593 in den Reichsfürstenstand erhoben. Vgl. Litta, Famiglie celebri italiane. Bd. 4, Heft 33 (Mail. 1819 ff.).

Gonzaga, Thomaz Antonio, mit dem Dichternamen Dirceu, einer der populärsten unter den