Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

151

Hanwell - Harald.

chischer Sprache sehr besuchte Vorlesungen hielt, 1852 seiner Professur enthoben und erst 1860 als Vorstand der Universitätsbibliothek wieder angestellt. Er starb 19. Mai 1869 in Prag. Von seinen philosophischen, zunächst für den akademischen Gebrauch bestimmten Schriften, in denen sich Anklänge an Hegel finden, mögen hier genannt sein: "Handbuch der philosophischen Ethik" (Lemb. 1846); "Grundzüge der Metaphysik" (das. 1845); "Handbuch der Erfahrungsseelenlehre" (3. Aufl., Brünn 1849); "Handbuch der Logik" (das. 1843; 2. Aufl., Prag 1850); "Geschichte der Philosophie bis zur Schließung der Philosophenschulen unter Justinian" (Olm. 1850); "Vorlesungen über die Kulturgeschichte der Menschheit" (Brünn 1849); von seinen zahlreichen übrigen Schriften: "Wissenschaft des slawischen Mythus" (Lemb. 1842); "Über die altertümliche Sitte der Angebinde bei Deutschen, Slawen und Litauern" (Prag 1855); "Die latein-böhmischen Osterspiele des 14. u. 15. Jahrhunderts" (das. 1863); "Das Schriftwesen und Schrifttum der böhmisch-slowenischen Völkerstämme" (das. 1867); "Die gefälschten böhmischen Gedichte aus den Jahren 1816-49" (das. 1868); "Quellenkunde und Bibliographie der böhmisch-slowenischen Litteratur" (das. 1868). Auch gab er die Werke eines tschechischen Philosophen oder eigentlich Homileten aus der Zeit der Hussitenkriege, des Ritters Thomas von Stitne, im Auszug heraus (Prag 1852).

Hanwell (spr. hänn-), Dorf am Brent, in der engl. Grafschaft Middlesex, 12 km westlich vom Hyde Park (London), mit (1881) 5178 Einw. und 1841 eröffnetem Irrenhaus für 1750 Kranke.

Hao (Heo), Getreidemaß in Anam, = 28 Lit.

Hap, Gewicht in Siam, s. v. w. Pikul.

Hapai, Inselgruppe, s. Tongaarchipel.

Hapale, Seidenaffe.

Haparanda, Stadt in der schwed. Vogtei Torneå (Norbotten), 2½ km oberhalb der Mündung des Torneå-Elf in den Bottnischen Meerbusen, gegenüber der russischen Grenzstadt Torneå, erst 1812 angelegt, regelmäßig gebaut, mit lebhaftem Handel und Schiffbau und (1883) 1150 Einw. Als Seehafen dient das 7 km entfernte Salmis. Im J. 1882 liefen 213 Schiffe von 44,991 Ton. ein, 176 Schiffe von 51,566 T. aus. In H. befindet sich eine der nördlichsten meteorologischen Stationen, im S. von H. liegt Malören, Schwedens nördlichster Leuchtturm.

Hápax legomenon (Hapax eiremenon, griech., "nur einmal Gesagtes"), Bezeichnung für ein Wort (namentlich in den altklassischen Autoren), das nur an einer einzigen Stelle vorkommt.

Hape, der ägypt. Name des Nilgottes, der als bärtiger Mann mit hängenden Brüsten dargestellt wird.

Haplocrinus, s. Krinoideen.

Haplose (griech. Haplosis), Vereinfachung.

Haplostemon (griech.), mit einfachem Staubblattkreis, in der Botanik Bezeichnung einer Blüte, deren Andröceum nur aus einem Kreis von Staubblättern besteht, wie bei Tubifloren, Labiatifloren, Kontorten und Aggregaten.

Hapsal (Habsal), Kreis- und Hafenstadt im russ. Gouvernement Esthland, an der Ostsee, hat eine lutherische und eine griech. Kirche, Ruinen einer alten Dom- u. Schloßkirche, Handel mit Getreide, Flachs etc., sehr besuchte See- und Schlammbäder und (1881) 2887 Einw. H., ehemals bedeutender, kam 1559 an Dänemark, 1645 an Schweden und 1710 an Rußland.

Háptisch (griech.), den Tastsinn betreffend; haptische Täuschung, Gefühlstäuschung.

Har (in Thüringen etc. auch Hü und Hüa), Zuruf der Fuhrleute an die Zugtiere zum Linksgehen, Gegensatz: Hott (s. d.).

Harafora, Volk, s. Alfuren.

Harakiri (Hara-vo-kiru, "aufgeschlitzter Bauch"), von dem jetzigen Mikado, Mutso-Hito, abgeschaffter, früher durch Herkommen geheiligter Brauch in Japan, sich durch Aufschlitzen des Bauches den Tod zu geben. Nur auf die höhern Gesellschaftsklassen beschränkt, hatte das H. den Zweck, sich einer entehrenden und für die Familie verhängnisvollen Todesstrafe zu entziehen. Der Betreffende vollzog den Akt mit großer Feierlichkeit, und in dem Moment, in welchem die Eingeweide durch den Kreuzschnitt herausfielen, schlug ihm sein vertrautester Freund, bisweilen sein ältester Sohn, mit einem Säbel den Kopf ab. War das H. nicht freiwillig, so wurden Ort, Zeugen und derjenige bestimmt, welcher den Todesstreich zu führen hatte. In seltenen Fällen vertrat das H. das Duell. Der Beleidigte, welcher keine Genugthuung zu erhalten vermochte, vollzog an sich in Gegenwart des Beleidigers und unter Anrufen desselben das H., wo dann der letztere, wollte er nicht der Ehrlosigkeit verfallen, ebenfalls zum H. gezwungen war.

Harald, altgerman. Mannesname (mit hari, "Herr, Kämpfer", zusammenhängend, das jetzige Herold):

[Könige von Dänemark.] 1) H. Hildetand, Sohn des Königs Rörik und der Öda, regierte nach seinem Großvater Ivar Widfadme seit 645. Im Alter erblindet, gab er die Krone Schwedens dem Sohn seines Halbbruders Sigurd Ring. Da dieser aber den bedungenen Tribut nicht leistete, so kam es 695 zwischen Oheim und Neffen auf der Bravallaheide zur Schlacht, in welcher H. von seinem Wagenlenker erschlagen wurde.

2) H. Heriold kämpfte mit den Söhnen Göttriks (Gottfrieds) um die Krone, siegte mit Hilfe des fränkischen Kaisers Ludwig des Frommen, trat 826 in Mainz zum Christentum über und nahm den heil. Ansgar mit nach Dänemark, wurde aber 837 von Horich wieder vertrieben und starb in der Verbannung in Friesland.

3) H. Blaatand ("Blauzahn"), Sohn Gorms des Alten, regierte seit 936, ein tapferer Kriegsmann. Er mußte 947 die Lehnshoheit des Deutschen Reichs anerkennen, und gestattete die Errichtung von Bistümern. In Norwegen verhalf er erst Harald Graafell zur Herrschaft, stürzte ihn aber dann wieder, um Hakon unter dänischer Oberhoheit als Herrscher einzusetzen. Als Otto I. starb, brach er über das Danewerk in Schleswig ein, wurde aber 974 zurückgeschlagen und zum Frieden gezwungen. Obwohl ein Freund des Christentums, nahm er doch erst im hohen Alter die Taufe. Sein den alten Göttern zugethaner Sohn Sven Gabelbart empörte sich gegen ihn, und H., geschlagen und verwundet, floh nach der Jomsburg (an der Odermündung), wo er 986 starb.

4) Sohn Sven Gabelbarts, erhielt bei Lebzeiten seines Vaters 1012 Dänemark als selbständiges Königreich, starb aber schon 1016.

5) H. Hein, Sohn Sven Estrithsons, bestieg 1076 den Thron und starb 1080 nach kurzer friedlicher Regierung.

[Könige von England.] 6) H. I., Harefot ("Hasenfuß", wegen seiner Schnelligkeit), Sohn Knuts d. Gr. und der Älfgiva, wurde nach Knuts Tod 1035 in Oxford zum König erwählt, starb aber schon 1039, noch ehe sein Stiefbruder Hartaknut von Dänemark, der ihm die Krone streitig machte, in England gelandet war.

7) H. II., Sohn des Grafen Godwin von Wessex,