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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Harl; Harlan; Harle; Harlebeke; Harlech; Harlekin; Harlekin-Springspinne; Harlem; Harleß

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Harl. - Harleß

des Grundbesitzes u. s. w." (Hagen 1855), "Ältere Geschichte des Steinkohlenbergbaues und der Stahl- und Eisenproduktion der Grafschaft Mark" (ebd. 1855), "Geschichte des Dorfes Wetter" (1850), "Beleuchtung der Eisenzollfrage" (Iserlohn 1859); außerdem einiges über die preuß. Marine. - Vgl. Berger, Der alte H. (Lpz. 1890).

Von den Brüdern des vorigen gründeten Karl H. (gest. 1856) und Gustav H. (geb. 8. März 1795, gest. 28. Aug. 1865) ein angesehenes Handelshaus zu Leipzig mit Filialen in Norwegen, Nordamerika und China. Gustav wirkte zugleich seit 1834 wesentlich für das Zustandekommen der Leipzig-Dresdener Eisenbahn, war dann 30 Jahre lang vollziehender Direktor derselben und hob sie zu hoher Blüte und Rentabilität. Auch war er 1853 Mitbegründer und dann Leiter der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt (s. d.) zu Leipzig. Als Abgeordneter zum sächs. Landtage stand er auf der liberalen Seite und gehörte 1850 zu denen, die sich weigerten, in die reaktivierte Ständekammer einzutreten. 1878 wurde ihm in Leipzig ein Denkmal (Büste aus carrarischem Marmor von Ed. Lürssen) errichtet. Die Firma "Karl & Gustav H." erlosch 1868.

Harl., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Richard Harlan, Professor zu Philadelphia (Zoolog und Geolog). Er schrieb besonders über Säugetiere und Reptilien.

Harlan, s. Langarmaffen.

Harle, s. Harlingerland.

Harlebeke (Haerlebeke), Stadt in der belg. Provinz Westflandern, an der Lys, nahe bei Kortrijk, hat (1890) 6178 E., Brauerei und Ziegelbrennereien. In der Umgegend bedeutender Tabakbau.

Harlech (spr. -leck), kleiner Ort in der Grafschaft Merioneth des engl. Fürstentums Wales, unweit der Küste, ist bekannt durch sein malerisch gelegenes, in den Rosenkriegen viel umstrittenes Schloß.

Harlekin, komische Maske, s. Arlecchino und Hanswurst.

Harlekin (Abraxas grossulariata L.), Stachelbeerspanner, ein sehr bekannter, im Juli und August fliegender Spanner (s.d.) von 40 mm Breite, mit weißen, schwarz und gelb gezeichneten Flügeln. Die Raupe ist gefärbt wie der Schmetterling, überwintert und wird im Herbst und Frühling oft den Stachel- und Johannisbeerbüschen schädlich.

Harlekin-Springspinne (Epiblemum scenicum Clark; s. Tafel: Spinnentiere und Tausendfüßer 1, Fig. 5 a. u. b), eine 4-6 mm lange, sehr häufige Spinne aus der Familie der Hüpfspinnen (s. d.), grauschwarz, auf dem Hinterleib mit weißen Querbinden, treibt sich munter, ihre Beute im Sprunge haschend, im Sonnenschein auf Planken, Bretterzäunen herum.

Harlem, s. Haarlem.

Harleß, Adolf von, luth. Theolog, geb. 21. Nov. 1806 in Nürnberg, studierte in Erlangen und Halle Theologie und Philosophie, habilitierte sich 1829 bei der philos., 1830 bei der theol. Fakultät in Erlangen, wo er zugleich Lehrer am Gymnasium war und 1833 außerord., 1836 ord. Professor sowie Universitätsprediger wurde. 1840 von der Universität zum Abgeordneten in die Ständekammer gewählt, vertrat er dem Ministerium Abel gegenüber die prot. Rechte, wurde 1845 aus seiner akademischen Thätigkeit entfernt und als Konsistorialrat nach Bayreuth versetzt. Er folgte noch im gleichen Jahre einem Rufe als Professor nach Leipzig, wo er 1847 auch Prediger an der Nikolaikirche wurde; 1850 wurde er Oberhofprediger, Geh. Kirchenrat im Ministerium des Kultus und Vicekonsistorialpräsident in Dresden, im Nov. 1852 Präsident des prot. Oberkonsistoriums in München, wo er im Jan. 1879 in den Ruhestand trat und 5. Sept. 1879 starb. H. gehörte der konfessionell-luth. Orthodoxie an, in deren Sinne er die prot. Kirche Sachsens und namentlich Bayerns mächtig beeinflußte. Als Organ dieser Richtung wurde 1838 die von ihm selbst redigierte "Zeitschrift für Protestantismus und Kirche" begründet. Außer den in der "Sonntagsweihe" (2. Aufl., 4 Bde., Lpz. 1860) veröffentlichten Predigten sind von seinen Schriften zu nennen: "Kommentar über den Brief an die Epheser" (Erlangen 1834; 2. Aufl. 1858), "Theol. Encyklopädie und Methodologie vom Standpunkt der prot. Kirche" (Nürnb. 1837), "Die christl. Ethik" (Stuttg. 1842; 7. Aufl., Gütersloh 1875), "Kirche und Amt nach luth. Lehre" (Stuttg. 1853), "Das Verhältnis des Christentums zu Kultur- und Lebensfragen der Gegenwart" (Erlangen 1863; 2. Aufl. 1866), "Jakob Böhme und die Alchimisten" (Berl. 1870; 2. Aufl., Lpz. 1882), "Geschichtsbilder aus der luth. Kirche Livlands" (Lpz. 1869), "Staat und Kirche" (ebd. 1870) und im Verein mit Th. Harnack "Die kirchlich-religiöse Bedeutung der reinen Lehre von den Gnadenmitteln" (Erlangen 1869). - Vgl. H.' Selbstbiographie: Bruchstücke aus dem Leben eines süddeutschen Theologen (Bielef. 1872; Neue Folge 1875); K. von Raumer und A. von H. Ein Erinnerungsblatt. Mit einem Vorwort von A. von Scheurl (Gütersloh 1880).

Harleß, Christian Friedr., Mediziner, geb. 11. Juni 1773 zu Erlangen, studierte daselbst, erlangte 1793 die philos., 1794 die mediz. Doktorwürde, wurde 1796 außerord., 1814 ord. Professor der Medizin. H. folgte 1818 einem Ruf an die neuerrichtete Universität Bonn, wo er den Grund zu den klinischen Anstalten legte und nach langjährigem Wirken 13. März 1853 starb. H. machte sich um verschiedene Zweige der Medizin, vor allem aber um die Geschichte der Medizin und um die Balneologie verdient. Sein Hauptwerk in letzterer Beziehung ist "Die sämtlichen Heilquellen und Kurbäder des südl. und mittlern Europa, Westasiens und Nordafrikas" (Bd. 1, Berl. 1846-48). Von seinen übrigen Schriften ist noch das "Handbuch der ärztlichen Klinik" (3 Bde., Lpz. und Kobl. 1817-26) hervorzuheben. In mehrern mediz.-geschichtlichen Arbeiten, wie namentlich der "Geschichte der Hirn- und Nervenlehre im Altertum" (Bd. 1, Erlangen 1801), bekundete er eine vielseitige Kenntnis der antiken Litteratur.

Harleß, Emil, Physiolog, Neffe des vorigen, geb. 22. Okt. 1820 zu Nürnberg, habilitierte sich 1848 an der Universität zu München, wurde daselbst 1849 außerord. Professor, 1852 Vorstand des Physiologischen Kabinetts und 1857 ord. Professor der Physiologie und hat sich um die vergleichende Anatomie, namentlich aber um die Physiologie Verdienste erworben. Er starb 16. Febr. 1862. Geschätzt ist namentlich sein "Lehrbuch der plastischen Anatomie" (Stuttg. 1856-58; 2. Aufl., hg. von Hartmann, 3 Lfgn., 1876). Von seinen zahlreichen übrigen Arbeiten sind noch hervorzuheben: "Die Muskelirritabilität" (Münch. 1851), "Theorie und Anwendung des Seitendruckspirometers" (ebd. 1855), "Molekulare Vorgänge in der Nervensubstanz" (4 Abteil., ebd. 1858-61), "Die elementaren Funktionen der kreatürlichen Seele" (ebd. 1862), "Zur innern Mechanik der Muskelzuckung" (ebd. 1863).