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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hedypathie; Hedysarum gyrans; Heeckeren; Heegermühle; Heem; Heemskerck; Heemskerk

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Hedypathie - Heemskerk.

geben von seinem Sohn Roman Adolf H. (geb. 1772, gest. 1806); "Sammlung meiner zerstreuten Abhandlungen" (das. 1793-97, 2 Bdchn.).

Hedypathie (griech.), Wohlbehagen.

Hedysarum gyrans, s. Desmodium.

Heeckeren, Georges Charles, Baron von, franz. Diplomat, geb. 5. Febr. 1812 zu Kolmar, hieß eigentlich d'Anthès und war der Sohn eines reichen Gutsbesitzers in der Gegend von Kolmar. 1830 begleitete er seinen Oheim, den Fürsten von Hatzfeld, nach Petersburg, wo er nach zwei Jahren Rittmeister in der Garde wurde. Von dem dortigen holländischen Gesandten Baron von H. adoptiert, nahm er dessen Namen an und heiratete die Schwester des russischen Dichters Puschkin, welchen er in seiner Familienehre empfindlich verletzte und 10. Febr. 1837 im Duell tötete. Infolgedessen mußte er nach Frankreich zurückkehren, wurde Mitglied des Generalrats des Oberrheins und trat, aber erfolglos, als Kandidat bei den Wahlen von 1846 auf. Nach der Februarrevolution 1848 wurde er vom Oberrhein als Abgeordneter in die Konstituante wie in die Legislative gewählt, wo er mit der Majorität stimmte und sich ganz an Ludwig Napoleon anschloß. 1852 ward er Senator und später Staatsrat und seitdem öfters zu vertraulichen diplomatischen Missionen verwandt. Seit 1870 trat er in das Dunkel zurück.

Heegermühle (Hegermühle), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Oberbarnim, am Finowkanal, hat großartige Dampfziegeleien, ein Messingwerk und (1885) 1903 evang. Einwohner. In der Nähe die Cellulosefabrik Wolfswinkel.

Heem, 1) Jan Davidsz de, holländ. Maler, Sohn des Stilllebenmalers David de H., geboren um 1600 zu Utrecht, war einige Zeit (seit 1626) in Leiden thätig, ließ sich 1635 in die Antwerpener Malergilde einschreiben und wurde im folgenden Jahr daselbst Bürger. Um 1667 ging er wieder nach Utrecht, von wo er 1672 beim Einfall der Franzosen nach Antwerpen flüchtete. Hier starb er 1683 oder 1684. H. war der größte Blumen- und Früchtemaler der holländischen Schule. Er verband mikroskopische Feinheit der Ausführung mit höchstem Glanz der koloristischen Darstellung und feinstem Geschmack im Arrangement. Er malte Vasen mit Blumensträußen, oft mit Insekten und Schmetterlingen bevölkert, Blumenkränze um Nischen, Fenster und Madonnenbilder, die in Steinfarben imitiert sind, Fruchtgehänge, Stillleben mit gefüllten Weingläsern, Trauben und andern Früchten, Eßwaren etc. Er wußte die Feinheit des Kolorits bis zur Durchsichtigkeit zu steigern, so daß seine Nachbildungen der toten Natur den Schein vollendeter Naturwahrheit erreichen. Bilder von seiner Hand finden sich in fast allen größern Galerien (Kelch und Hostie von Guirlanden umgeben, im Belvedere zu Wien; das Auge der Vorsehung in einer von Frucht- und Blumengehängen umgebenen Nische und eine andre Nische mit Frucht- und Blumengehängen im Berliner Museum).

2) Cornelis de, holländ. Maler, Sohn des vorigen, geboren im April 1631 zu Leiden, war Schüler seines Vaters und teils im Haag, teils in Antwerpen thätig, wo er im Mai 1695 starb. Er hat Blumen und Fruchtstücke sowie Stillleben in der Weise seines Vaters gemalt.

Heemskerck, Martin van, niederländ. Maler, geb. 1498 zu Heemskerck bei Haarlem, Schüler Jan Schoorels in Haarlem, ging 1532 auf drei Jahre nach Rom und ließ sich dann in Haarlem nieder, wo er 1. Okt. 1574 starb. Seine frühern Bilder sind noch der Einfachheit der frühniederländischen Maler nahestehend; in den spätern aber verlockte ihn der Einfluß Michelangelos zu übertriebenem Manierismus, der sich zuweilen bis zur Karikatur steigerte. Seiner Zeit erfreute er sich übrigens eines großen Namens und fand viel Nachfolge, wie auch nach ihm sehr viel gestochen wurde. Auch war er selbst als Radierer, Zeichner für den Holzschnitt und Glasmaler thätig. Seine Bildnisse (eins im Berliner Museum) bilden den besten Teil seiner künstlerischen Thätigkeit. Von seinen historischen und mythologischen Kompositionen sind zu nennen: St. Lukas die Madonna malend (1532), ein Ecce homo (Triptychon 1559-60), Dornenkrönung, sämtlich im Museum zu Haarlem, Momus tadelt die Werke der Götter (1561, Berliner Museum).

Heemskerk, 1) Jakob van, berühmter holländ. Seeheld, geb. 1. März 1567 zu Amsterdam, hatte sich schon bei mehreren Gelegenheiten zur See ausgezeichnet, als er 1595 nebst Willem Barents von den Generalstaaten den Auftrag erhielt, mit sieben Schiffen eine nordöstliche Durchfahrt nach China zu suchen. Das Eis nötigte sie aber noch in demselben Jahr zur Rückkehr. Ein zweiter Versuch 1596 fiel noch unglücklicher aus, indem sie einen Winter auf Nowaja Semlja ausdauern mußten, welchem der größte Teil der Schiffsmannschaft, darunter Barents, zum Opfer fiel. Seit 1601 mit einem Kommando in den indischen Gewässern betraut, zeichnete sich H. hier mehrfach gegen die Portugiesen aus. Dafür 1603 zum Admiral ernannt, befehligte er während des spanischen Kriegs eine Flotte von 26 kleinen Schiffen und erfocht unter den Kanonen von Gibraltar 25. April 1607 einen entscheidenden Sieg über die spanische Flotte, welche 21 große Kriegsschiffe zählte, blieb aber selbst dabei. Zu Amsterdam ward ihm ein Denkmal errichtet.

2) Egbert van, der ältere, holländ. Maler, geb. 1610 zu Haarlem, gest. 1680, malte Kriegsszenen im Geschmack von Brouwer und Teniers in lebendiger, geistvoller Zeichnung und mit glänzendem Kolorit.

3) Egbert van, der jüngere, Sohn des vorigen, geb. 1645 zu Haarlem, war Schüler von Pieter Grebber, malte jedoch in der Manier seines Vaters und A. Brouwers. Er siedelte frühzeitig nach London über, wo seine Kunst reiche Anerkennung fand, und wo er 1704 starb. In der Wahl seiner Stoffe schloß er sich ganz an Teniers an, indem er teils Wirtshausszenen und ländliche Vergnügungen, teils Versuchungen des heil. Antonius, Hexenzusammenkünfte und ähnliche Spukszenen malte.

4) Jan, niederländ. Staatsmann, geb. 30. Juli 1818 zu Amsterdam, studierte die Rechte, wurde Advokat in seiner Vaterstadt, dann Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten und 1866-68 Minister des Innern, mußte aber wegen der von dem damaligen Kabinett in der Luxemburger Frage befolgten Politik abtreten. Er wurde hierauf Mitglied des obersten Gerichtshofs und trat 1874 zum zweitenmal als Minister auf, bis er 1877 die nachgesuchte Entlassung erhielt. H. war der Anführer der gemäßigt konservativen Partei; er entwickelte während seines ersten Ministeriums bedeutende administrative Fähigkeiten, und seinen Gegnern trat er stets mit schlagfertiger Dialektik entgegen. Während seines zweiten Ministeriums brachte er das Gesetz über den höhern Unterricht zu stande. Im J. 1883 übertrug ihm der König zum drittenmal den Vorsitz im Ministerium, in welchem er das Innere übernahm. Auch nach dem Wahlsieg der Liberalen 1886 blieb H. an der Spitze der Regierung und begann eine durch-^[folgende Seite]