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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Heliade; Heliaden; Heliakisch; Heliand; Helianthemum; Helianthus

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Heliade - Helianthus.

Heliade (H.-Radulescu), Johann, rumän. Schriftsteller und Staatsmann, geboren gegen 1801 zu Tirgovist aus einer armen Familie, genoß seine Erziehung in Bukarest und wurde mit 20 Jahren Professor am Kollegium St. Sava in Bukarest, dann Mitglied der Schulbehörde, Generalinspektor der Schulen und Archivdirektor. 1848 gehörte er zu denjenigen, welche den Fürsten Georg Bibesco zur Unterzeichnung einer Verfassung bestimmten. Nach der Flucht des Fürsten (24. Juni) ward H. Mitglied der provisorischen Regierung, mußte aber beim Heranrücken der Russen und Türken, wie andre Geächtete, fliehen. Er begab sich zunächst nach Kronstadt in Siebenbürgen, von da 1849 nach Paris und im folgenden Jahr nach der Türkei, wo ihm die Insel Chios zum Aufenthalt angewiesen wurde. Im Gefolge Omer Paschas zog er 1854 in Bukarest ein, wo er seitdem verblieb. Er starb im Mai 1872. Die litterarische Thätigkeit Heliades ist sehr bedeutend gewesen, früher überschätzt, heute mit Unrecht gering geachtet. Ihr Wert besteht in dem Anstoß, den er der jungen aufstrebenden rumänischen Litteratur auf verschiedenen Gebieten gegeben hat. Als Dichter fehlt es ihm an Phantasie, und seine Sprache ist oft gesucht und durch weit getriebene lateinische Neologismen entstellt. H. gründete 1828 die erste rumänische litterarische Zeitschrift: "Curierul românesc", nach deren Unterdrückung (1848) er 1862 den "Curierul de ambe sexe" (5 Bde.) ins Leben rief, schrieb 1844 ein heroisches Drama über Mirceu und 1846 ein nationales Gedicht über Michael den Braven; ferner: "Souvenirs et impressions d'un proscrit" (Par. 1850); "Mémoires sur l'histoire de la régénération roumaine" (das. 1851) und "Cursu de poesie generala" (1868 ff., 3 Bde.). Eine Auswahl aus seinen Schriften ("Culegere din scrierile de prose su de poesie") ist 1836 erschienen. Vgl. Popu, Conspect asupra literaturei române, Bd. 1 (Bukar. 1875).

Heliaden, die Töchter des Helios und der Okeanide Klymene: Phaethusa und Lampetia (nach andern 3, 5 oder 7), Schwestern des Phaethon, dem sie ohne Geheiß des Helios den Sonnenwagen anspannten, wurden aus Strafe dafür oder aus Mitleid, da sie den Tod des Bruders untröstlich beweinten, in Pappeln verwandelt. Aus ihren Thränen entstand der Bernstein, und selbst als Bäume noch schwitzten sie goldene Thränen aus.

Heliakisch (heliarisch, heliotisch, helisch), zur Sonne (griech. helios) gehörig, auf dieselbe bezüglich; s. Aufgang der Gestirne und Untergang der Gestirne.

Heliand ("Heiland"), Titel der altsächsischen Evangelienharmonie, die, vielleicht auf Veranlassung Ludwigs des Frommen, von einem sächsischen Geistlichen im Anfang des 9. Jahrh. in allitterierenden Versen nach Tatians "Evangelienharmonie" mit selbständigen Abänderungen und Zugaben geschrieben worden ist. Das Werk, das umfangreichste und bedeutendste Denkmal der altsächsischen Mundart, ist von nicht geringem dichterischen Wert und gibt in seinen unverkennbar volksmäßigen Ausdrücken und Wendungen ein Bild der fast ganz untergegangenen epischen deutschen Volkspoesie jener frühen Zeit; allerdings ist der Verfall der alten Dichtungsform auch schon recht sichtbar. Von den beiden vorhandenen Handschriften des H. befindet sich die eine jetzt in München (früher zu Bamberg), die andre im Britischen Museum, ein Bruchstück in Prag. Herausgegeben ward das Gedicht von Schmeller (Stuttg. 1830; Wörterbuch und Grammatik dazu, 1859), dann von Köne (mit wörtlicher neuhochdeutscher Übersetzung, Münst. 1855), neuerdings in kritischer Bearbeitung von M. Heyne (mit ausführlichem Glossar, 3. Aufl. Paderb. 1883), von H. Rückert (Leipz. 1876), von Sievers (Halle 1878), von Behaghel (das. 1882). Neuhochdeutsche Übersetzungen lieferten Kannegießer (Berl. 1847), Grein (Rinteln 1854; neue Bearbeitung, Kass. 1869), Rapp (Stuttg. 1856) und Simrock (3. Aufl., Berl. 1882). Vgl. Behringer, Zur Würdigung des H. (Würzb. 1863); Windisch, Der H. und seine Quellen (Leipz. 1868); Grein, Die Quellen des H. (Kassel 1869); Vilmar, Deutsche Altertümer im H. (2. Aufl., Marb. 1862); Sievers, Der H. und die angelsächsische Genesis (Halle 1875).

Helianthemum Pers. (Sonnenröschen), Gattung aus der Familie der Cistaceen, niedrige, zum Teil auf der Erde liegende Halbsträucher, Kräuter oder einjährige Pflanzen mit länglichen, ganzrandigen Blättern, endständige Ähren oder Trauben bildenden Blüten und dreiklappiger Kapsel. H. Vulgare Gärtn. (Feldysop), ein Strauch mit meist liegenden oder aufsteigenden Ästen, sitzenden oder kurzgestielten, mehr oder weniger behaarten, am Rand meist zurückgebogenen Blättern von sehr verschiedener Breite und gelben, hinfälligen, am Ende der Stengel und Zweige in lockern Trauben gestellten Blüten, die den ganzen Sommer hindurch erscheinen, findet sich durch fast ganz Europa, in Nordafrika und im Orient und wird in vielen Varietäten, wie auch mehrere andre Arten, als Zierpflanze kultiviert.

Helianthus L. (Sonnenblume, Sonnenrose), Gattung aus der Familie der Kompositen, ein- oder mehrjährige, meist hohe, rauh- oder steifhaarige Kräuter mit gegen- oder wechselständigen, gestielten, ganzrandigen oder gesägten Blättern, einzeln endständigen oder doldenrispig gruppierten, meist großen oder sehr großen Blütenköpfen, länglichen bis fast verkehrt-eiförmigen Achenen und einem aus zwei spreuartigen Blättchen oder Grannen bestehenden Pappus. Etwa 50 meist nordamerikanische Arten. H. tuberosus L. (Topinambur, Erdmandel, Grund- oder Erdbirne, Erdapfel, Jerusalem- oder Erdartischocke) hat einen 2,5-3,75 m hohen, meist gar nicht verästelten, blattreichen Stengel, gegenständige, herz-eiförmige untere, abwechselnde, eiförmige obere Blätter und aufrechte, dottergelbe Blütenköpfe bis 8 cm im Durchmesser, die aber bei uns nur in warmen Herbsten zur Entwickelung kommen. Die Topinambur stammt aus Brasilien, kam 1617 nach England, nach dem Dreißigjährigen Krieg nach Deutschland und wurde hier namentlich wegen ihrer ovalen, äußerlich rötlichen, innen weißen, an einer Seite etwas spitz zulaufenden Knollen als Viehfutter kultiviert, während des 18. Jahrh. aber von der Kartoffel verdrängt, so daß sie jetzt nur noch in Oberbaden und im Elsaß, hier und da auch in Mitteldeutschland kultiviert wird. Sie gedeiht allgemein im Kartoffelland, aber auch noch in leichterm Boden und in dumpfen Lagen, wo der Boden das tiefe Eindringen der Wurzeln gestattet. Die höchsten Erträge, welche über die Kartoffelerträge hinausgehen, bringt sie in mildem Lehmboden. Stengel und Blätter geben ein schätzenswertes Futter zu einer Zeit, in der andres Grünfutter zu fehlen beginnt. Sie hat eine sehr lange Vegetationsperiode und nimmt den Boden namentlich hinsichtlich seiner Alkalien stark in Anspruch. Die Kultur gleicht im allgemeinen der Kartoffelkultur, ist aber einfacher, billiger, und die Knollen können über Winter im Boden bleiben und nach Bedarf herausgenommen werden. Auch in Mieten halten sie