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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Herodäer; Herodas; Herodes; Herodes (Rhetor); Herodianer; Herodianus

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Herodäer – Herodianus (Geschichtschreiber)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Hero'

werden («Pneumatica»), über die Dioptra (ein Winkelmeßinstrument), eine Anweisung zu der Kunst, mit dem Diopter zu operieren, u.s.w., worin er manche wichtige Entdeckungen mitteilte. Nach ihm ist der Heronsball (s. d.) und Heronsbrunnen (s. d.) benannt. Ferner hat H., wohl in amtlichem Auftrag und in Anlehnung an die altägypt. Regeln der Feldmeßkunst, ein in später überarbeiteten Auszügen erhaltenes Lehrbuch der Meßkunst verfaßt, von dem die röm. Gromatiker oder Agrimensoren in allem, was die Feldmeßwissenschaft betrifft, durchaus abhängig sind, woraus dann wieder die entsprechende mittelalterliche Litteratur abgeleitet ist. Die beste kritische Ausgabe dieser Schrift hat Hultsch (Berl. 1864) geliefert. Außerdem schrieb H. einen Kommentar zu den Elementen des Euklides. – Vgl. Cantor, Die röm. Agrimensoren und ihre Stellung in der Geschichte der Feldmeßkunst (Lpz. 1875); Martin, Recherches sur la vie et les ouvrages d'Héron d'Alexandria (Par. 1854).

Herodäer, s. Herodes (der Große).

Herōdas, griech. Dichter, s. Herondas.

Herōdes der Große, König der Juden, der erste Fürst aus der nach ihm als Herodäer bezeichneten Herrscherfamilie, ein Sohn des Idumäers Antipater, den Cäsar 47 v.Chr. dem schwachsinnigen Makkabäerfürsten Hyrkanus II. als Prokurator beigegeben hatte und der bereits 43 v.Chr. den Tod durch Meuchelmord fand, geb. um 73 v.Chr., wurde 47 v.Chr. Statthalter von Galiläa. Als solcher erwarb er sich durch Ausrottung des Räuberwesens große Verdienste und erlangte von der Gunst der Römer noch die Verwaltung von Samaria und Cölesyrien. Siegreich gegen Antigonus, den Bruderssohn Hyrkanus’ II., verlobte er sich mit des letztern Enkelin, der Makkabäerin Mariamme, Antonius aber ernannte ihn zum Tetrarchen. Zwar mußte er vor den erneuten Angriffen des Antigonus im J. 40 weichen; doch von den Triumvirn Antonius und Octavianus zum König in Judäa ernannt, eroberte er nach dreijährigem Kampfe mit Hilfe der Römer sein Reich, zuletzt Jerusalem (im J. 37) und führte Mariamme heim. Die Herrschaft des H. erneuerte an äußerm Glänze die glorreichsten Zeiten des Davidischen Königtums und vereinigte unter seiner Herrschaft noch einmal das ganze jüd. Land. Von Argwohn und Mißtrauen gepeinigt, mordete er seine eigene Gemahlin, seinen Schwager Aristobul und dessen Mutter Alexandra, den alten Fürsten Hyrkanus und drei seiner eigenen Söhne. Von den Juden als fremder Eindringling gehaßt, erhielt er sich auf dem Thron durch kriechende Unterwürfigkeit gegen die in den röm. Bürgerkriegen jedesmal siegende Partei. Augustus vermehrte sein Ländergebiet noch ansehnlich. Das denkwürdigste Ereignis unter seiner Regierung war die Geburt Christi (wahrscheinlich im J. 4 vor der christl. Ära). Er baute den Tempel von Jerusalem prächtiger als zuvor, zierte seine Hauptstadt mit vielen schönen Gebäuden, gründete mehrere Städte, schlug die Araber und ihren Anführer Aretas und besiegte die syr.-arab. Räuber. In der letzten Zeit seines Lebens verschwor sich gegen ihn sein Sohn Antipater, den er fünf Tage vor seinem eigenen Tode (4 v.Chr.) erdrosseln ließ. Nach seinem Tode wurde sein Reich unter drei seiner überlebenden Söhne geteilt. In der Regierung folgte ihm mit dem Titel eines Ethnarchen (Volksfürsten) sein Sohn Archelaus (s. d.). – Sein zweiter Sohn, H. Antipas, der Landesfürst Jesu, ↔ wurde Tetrarch von Galiläa und Peräa. Caligula verwies ihn 40 n.Chr. nach Lyon. H. entführte die Herodias, seines Stiefbruders H. Weib, und ließ Johannes den Täufer hinrichten. Die evang. Überlieferung läßt ihn auch Jesu nachstellen. Das Lukas-Evangelium berichtet außerdem von einem förmlichen Verhör, das H. auf des Pilatus Veranlassung mit Jesu veranstaltet haben soll, wobei H. jedoch Jesum unschuldig befunden habe. Nach diesem H.werden die Herodianer genannt, die von mehrern Vätern der alten Kirche als eine jüd.-religiöse Sekte, die den H. für den Messias gehalten hätte, bezeichnet werden. – Der dritte Sohn, Philippus, wurde Tetrarch von Trachonitis, Auranitis und Batanäa und starb 33 n.Chr. nach einer friedlichen Regierung. – H. Agrippa I., der Enkel H.' d. Gr., war der Sohn eines der hingerichteten Söhne desselben und der Bruder der Herodias. In Rom am Kaiserhofe erzogen, führte er ein verschwenderisches Leben. Von Tiberius erst zum Prinzenerzieher ernannt, dann ins Gefängnis geworfen, wurde er durch Caligula befreit und mit dem Königstitel und den Gebieten des Philippus und des Lysanias beschenkt, bis er zuletzt unter Claudius noch einmal das ganze jüd. Land unter seiner Herrschaft vereinigte. Er starb 44 n.Chr., worauf sein Staat fast ganz zur röm. Provinz wurde. Nach der Apostelgeschichte ließ er den Apostel Jakobus hinrichten und Petrus ins Gefängnis werfen. Nach seinem Tode wurde ganz Palästina zum röm. Gebiet geschlagen. – Sein Sohn, H. Agrippa II., der seit 50 n.Chr. die Aufsicht über den Tempel hatte und 53 n.Chr. die Tetrarchie des Philippus erhielt, war der letzte herodäische König. Er unterstützte die Römer bei der Eroberung Jerusalems, wurde mit der röm. Prätorwürde bekleidet und starb 100 n.Chr. Sein Land wurde zu Syrien geschlagen.

Herōdes, Tiberius Claudius Atticus, berühmter griech. Rhetor, geb. um 101 n.Chr. zu Marathon, Sohn des gleichnamigen Atheners mit dem Hauptnamen Atticus, widmete sich frühzeitig mit Erfolg der Beredsamkeit. Auch verwaltete er wiederholt öffentliche Ämter zu Athen und erhielt, nachdem er schon 125 unter Hadrian kaiserl. Kommissar in den freien Städten Kleinasiens gewesen, unter Antoninus Pius, dessen Söhne er seit 140 unterrichtet hatte, 143 n.Chr. das Konsulat. Er starb 177 n.Chr. Sein großes Vermögen verwendete er zu wohlthätigen und gemeinnützigen Zwecken, besonders zur Errichtung prächtiger Bauwerke. Berühmt waren unter diesen das Odeum in Athen, die Ausschmückung des panathenäischen Stadions und die mit dem Namen Triopium bezeichnete Gartenanlage in der Nähe von Rom und der Appischen Straße mit einem Totenfeld für seine Familie und einem Tempel. Von den Reden des H. ist nur eine «Über den Staat» erhalten; es ist jedoch fraglich, ob sie von ihm herrührt. Sie ist in ältern und neuern Sammelausgaben der «Oratores attici» abgedruckt, zuletzt in denen von Bekker (Bd. 4, Oxf. 1823, und Bd. 5, Berl. 1824), von Dobson (Bd. 4, Lond. 1828) und von C. Müller (Bd. 2, Par. 1858). – Vgl. Fülles, Herodis Attici vita (Bonn 1864); Vidal-Lablanche, Hérode Atticus. Étude critique sur sa vie (Par. 1871).

Herodiāner, s. Herodes (der Große).

Herodiānus, griech. Geschichtschreiber, wahrscheinlich ein Grieche von Geburt, lebte ungefähr von 170 bis 240 n.Chr., größtenteils in Rom, und verfaßte in griech. Sprache eine röm. Kaisergeschichte

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 83.