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Hohlandsburg – Höhlenfunde
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Hohladern'
der absteigenden Aorta nach oben, dringt durch eine besondere Öffnung des Zwerchfells in den Herzbeutel
und mündet dicht neben der obern Hohlader in die rechte Herzvorkammer.
(S. Tafel: Die Blutgefäße des Menschen, Fig. II, 32 u. 42.)
Hohlbauten, alle Räumlichkeiten, die gegen feindliche Geschützfeuerwirkung
völlige Sicherheit gewähren sollen und daher gegen Horizontalfeuer durch Erdanschüttungen, gegen
Vertikalfeuer durch eine bombensichere Decke geschützt sind. Es gehören zu den H. alle aus Holz, Eisen
oder Mauerwerk erbauten Unterstände, Hohltraversen, Blockhäuser, Reduits, Kaponnieren, Flankenbatterien,
Dechargengalerien, Parallelgalerien, Kasernen, Pulvermagazine, Geschoßräume, Ladestellen und Poternen.
Auch bedeckte Geschützstände mit Panzerschilden und drehbare Panzerkuppeln sind zu den H. zu rechnen.
(S. auch Kasematten.)
Hohlboden, s. Decke (Bd. 4, S. 857 a).
Hohlbohrer, s. Bohrer
(Bd. 3, S. 238 a).
Hohleisen, zum Stemm- und Stechzeug (s. d.) gehörende
Werkzeuge, dienen zum Ausstechen rinnenförmiger und anderer krummliniger Vertiefungen. Sie sind von
außen nach innen zugeschärft und die Schneide zeigt im Querschnitt einen Kreisbogen. Tischler und
Zimmerleute haben gerade H., bei Bildhauern kommen solche mit ganz oder nur am Ende gebogenen
Klingen vor, welche den verschiedenen Schweifungen folgen und in größeren Vertiefungen wirken können.
Höhlen, leere oder teilweise mit Wasser angefüllte natürliche Räume unter der
Erde, die entweder völlig verschlossen oder durch schmale, öfters durch Kunst erweiterte Offnungen
zugänglich sind. Da sie meist durch die auflösende Thätigkeit des im Gebirgsinnern cirkulierenden Wassers
entstanden sind, und Kalkstein, Dolomit und Gips in größter Menge vom Wasser aufgelöst werden, so sind
Gegenden, die aus den genannten Gesteinsarten zusammengesetzt werden, die hauptsächlichste Heimat
der H. Dieselben bilden meist größere, zusammenhängende
Höhlensysteme, die sich bald durch enge
Kanäle schlauch- oder spaltenartig fortziehen, bald wieder großartig in Kammern, Hallen, hochgewölbten
Domen erweitern. Nicht minder groß ist die Abwechselung in der Höhenlage der einzelnen Teile eines und
desselben Höhlensystems, indem die Hohlräume streckenweise horizontal laufen, in die Höhe steigen, sich
wieder senken, zuweilen jähe Abstürze bilden, und sich sehr verschiedenartig, oft viele Kilometer weit
ausdehnen. So soll die Mammutshöhle bei Greenriver in Kentucky 15 km und mit ihren Seitengängen und
Verzweigungen 240 km Ausdehnung haben.
Nach A. von Humboldts Vorgange unterscheidet man: Spaltenhöhlen;
Gewölbhöhlen, die man auch Grotten nennt, wenn sie geringe Tiefe
oder einen weiten Eingang haben; Schlauchhöhlen, enge, gewundene
Kanäle. Die meisten H. bestehen aus Kombinationen dieser drei Formen. Die H. in Kalk- und Dolomitgestein
gewinnen besonders an Interesse durch die Bildungen von Höhlenkalk, Kalksinter oder
Tropfstein (s. d.), welche die Höhlenwände in der seltsamsten Weise inkrustieren. Zwei
solche H. zeigt die Tafel: Höhlen I, ↔ Fig. 1 u. 2
(entnommen dem 7. Bande des [im Buchhandel nicht erschienenen] Prachtwerkes: «Die Balearen», 7 Bde.,
Lpz. 1869-90, anonym vom Erzherzog Ludwig Salvator). Zu den berühmtesten dieser
Tropfstein- oder Stalaktitenhöhlen
gehören die von Adelsberg und St. Canzian im Karst, die Baumanns-, Biels-, Hermanns- und Scharzfelder
Höhle im Harz, die Barbarossa- oder Kyffhäuserhöhle bei Frankenhausen, die Dechenhöhle in Westfalen,
die H. in der Gegend von Muggendorf in Franken, die Nebelhöhle bei Pfullingen in Schwaben, die H. bei
Luray in Nordamerika, die von Antiparos im Agäischen Meere.
(S.Tafel: Höhlen II, Fig. 1.) Viele derselben sind zugleich
Knochenhöhlen, in denen sich die Überreste vorweltlicher Tiere finden
(s. Taf. II, Fig. 2). In Sandsteinfelsen finden sich oft höhlenartige Ausspülungen, wie namentlich in der
Sächsischen Schweiz (s. Taf. II, Fig. 3). Die in manchen vulkanischen Gesteinen vorkommenden H. sind
meist nur kolossale Blasenräume, die durch die Entwicklung von Wasserdämpfen und Gasen bei dem
ursprünglichen Hervordrängen der geschmolzenen Massen aus dem Erdinnern entstanden sind. Da, wo
Basaltdecken, welche in vertikale Säulen abgesondert sind, von der Brandung benagt werden, entstehen
zuweilen Grotten und H. durch Unterwaschung, Zusammensturz und Wegspülung einzelner Gruppen von
Säulen. Auf diese Weise ist z. B. die Bildung der berühmten Fingalshöhle (s. d.) auf
der schott. Insel Staffa (s. Taf. II, Fig. 4) zu erklären. Außerdem sind noch zu erwähnen die
Eishöhlen (s.d.) und die sog.
Krystallhöhlen oder Krystallkeller
im Granit der Alpen (Schweiz, Dauphiné, Savoyen u. s. w.), an deren Wandungen Kieselsäure als
Bergkrystall und Rauchtopas auskrystallisiert ist und prächtige Auskleidungen bildet, wie in der berühmten
Krystallhöhle des Zinkenstocks im Berner Oberlande. Sie sind nur als Erweiterungen gangartiger Spalten zu
betrachten. Die Temperatur der H. gleicht zumeist der Mitteltemperatur des umgebenden Ortes. Die
Lichtreflexerscheinungen der Blauen Grotten auf Capri und der dalmatinischen Insel Busi kommen daher,
daß der Eingang direkt über dem Meere liegt. – H. geben Anlaß zu Erdfällen und Dolmen.
(S. auch Höhlentiere.)
Höhlenbär (Ursus spelaeus Goldf.), eine
jungdiluviale Bärenart, welche von andern Species besonders durch die riesenhafte Größe und den Mangel
eines Lückenzähnchens hinter dem Eckzahn im Skelettbau unterschieden ist. In dem Schutt mancher
Höhlen hat man Hunderte von Schädeln dieser Art ausgegraben, ein Beweis, daß der H. wirklich an Ort und
Stelle hauste, wie der sicil. Höhlenelephant, während Reste anderer ebenda bei uns nachgewiesener Tiere,
des Höhlenlöwen (oder -Tigers), -Wolfes, der Höhlenhyäne, des Mammuts, sibir. Rhinocerosses u. v. a.,
erst von den Bären dahin geschleppt, auch sonst verschlagen zu sein scheinen.
Höhlenfunde, in Höhlen gefundene, von Menschen oder Tieren herrührende
Überreste der Urzeit, oft tief unter mächtigen Tropfstein- und Sinterbildungen oder tief unter Lehm und Sand,
liefern zum Teil außerordentlich wertvolles Material für die Kenntnis der frühesten Perioden des Menschen-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 281.