Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

727

Hornhautflecke - Hornprosenchym.

seitigung der Entzündungserscheinungen gerichtet sein mit Atropinisierung, Einstreuen von Kalomel, Druckverband, ferner auf Verbesserung der Konstitution durch Leberthran, Solbäder etc. Die bläschenförmige H. heilt in günstigen Fällen ohne Zurücklassung einer störenden Trübung. Die parenchymatöse oder tiefe H. hat ihren Sitz in den tiefern Schichten der Hornhaut, dieselbe erscheint diffus oder fleckenweise getrübt (s. Tafel "Augenkrankheiten", Fig. 5), die subjektiven Beschwerden sind häufig nicht sehr erheblich. Die Erkrankung verheilt je nach der Schwere des Falles mit Zurücklassung kleinerer oder größerer Hornhautflecke (s. d.). Die Behandlung hat sich ebenfalls hauptsächlich auf die meist zu Grunde liegende Konstitutionsanomalie zu richten. Die eiterige H. ist die schwerste Form, sie entsteht, wenn infektiöse Stoffe (Bakterien) auf die Hornhaut gelangen, und spielt sich in den tiefsten Schichten derselben ab, wodurch eine intensiv graue Färbung entsteht. Diese H. kann sich, wie Entzündungen andrer Organe, zurückbilden und hinterläßt dann graue Flecke, oder sie geht in Bildung von Abscessen über, die sich nach außen entleeren können und dann ein Hornhautgeschwür hinterlassen oder nach innen in die vordere Augenkammer, wo sie ein Hypogion bewirken. Die Hornhautgeschwüre (Abbild. s. Taf. "Augenkrankheiten", Fig. 6) sind eine der schwersten Affektionen der Hornhaut, da sie einmal nach der vordern Augenkammer hin perforieren können, wobei die Iris in die Perforationsöffnung vorfallen kann, und da sie häufig die Tendenz zeigen, weiter zu kriechen (Ulcus corneae serpens). Die Behandlung aller Hornhautgeschwüre muß von vornherein eine entzündungswidrige und antiseptische sein, den speziellen Fall muß man stets der Beurteilung des Arztes überlassen.

Hornhautflecke (Hornhauttrübung, Maculae corneae, Obscurationes corneae), grauweiße oder rein weiße (Leukoma) Flecke der durchsichtigen Hornhaut, welche entweder nur oberflächlich liegen und dann von einer Wucherung des Epithels herrühren, oder ihren Sitz in der Hornhautsubstanz selbst haben. Die H. erster Art sind von geringer Bedeutung, da sie oft ohne alle Behandlung verschwinden. Die tiefern Trübungen dagegen sind Reste abgelaufener Entzündungen und als solche nicht zu beseitigen. Die Gefahr der Erblindung ist bei ihrem Vorhandensein um so größer, je mehr sie die Pupille verdecken, und je dichter und undurchscheinender sie sind. Daher ist die Behandlung darauf beschränkt, für möglichst viel Beleuchtung des Augenhintergrundes zu sorgen, was bei kleinern Flecken oft durch künstliche Vergrößerung der Pupille (Iridodesis oder Iridektomie) in befriedigender Weise erzielt wird. Vgl. Tafel "Augenkrankheiten", Fig. 7 u. 15.

Hornhecht (Belone Cuv.), Gattung aus der Ordnung der Schlundkiefer und der Familie der Makrelenhechte (Scomberesoces), Fische mit sehr gestrecktem, aalartigem Leib, kleinen Schuppen, in einen langen Schnabel ausgezogenen Kiefern mit einer Binde rauher Höcker und einer Reihe langer, konischer Zähne. Der H. (Grünknochen, B. vulgaris Flem.), 1-1,25 m lang, auf der Oberseite bläulichgrün, auf der Unterseite silberweiß, findet sich im Mittelmeer, im Atlantischen Ozean, in der Nord- und Ostsee, erscheint an den Küsten gewöhnlich mit den Makrelen, oft in großen Scharen, und nährt sich von allem, was er zu bewältigen vermag, hauptsächlich von kleinen Fischen. Über die Fortpflanzung ist nichts Genaues bekannt. Sein Fleisch ist mager, doch wird er in großer Menge gefangen und frisch, eingemacht und geräuchert gegessen. Seine Knochen werden beim Kochen und Räuchern grün.

Hornheim, Irrenanstalt, s. Kiel.

Hornig (Hornik), Michael, wend. Philolog und Schriftsteller, geb. 1. Sept. 1833 zu Räckelwitz in der sächsischen Oberlausitz, studierte zu Prag Theologie und slawische Sprachwissenschaft, ward 1856 als katholischer Geistlicher in Bautzen angestellt und bekleidet seit 1871 ein Pfarramt daselbst. H. schrieb Volks- und Schulbücher in wendischer Sprache, gründete 1863 den Bücherverein "Cyrill und Method" und redigiert seit 1868 den "Časopis", Zeitschrift der Wendischen litterarischen Gesellschaft in Bautzen, in welcher zahlreiche Arbeiten von ihm über das ältere heimatliche Schrifttum, über die Schriftsprache und Orthographie sowie Sammlungen von Volksliedern u. dgl. abgedruckt sind. Mit Pfuhl und Seiler gab er das "Wendische Wörterbuch" (Bautz. 1866), mit W. Boguslawski eine Geschichte des wendischen Volkes ("Historija serbskeho naroda", das. 1884) heraus.

Hornisgrinde, höchste Erhebung des nördlichen oder untern Schwarzwaldes, östlich von Achern, auf der Grenze von Baden und Württemberg. Der höchste Punkt, 1165 m ü. M., gewährt eine weite Aussicht auf den Schwarzwald, die oberrheinische Tiefebene und die Vogesen. Etwa 300 m unter dem Gipfel liegt der Mummelsee (s. d.). Ein andrer Gipfel der H., der Katzenkopf oder Dreimarkstein (1153 m), bildete ehemals die Grenze von Baden, Württemberg und dem Fürstbistum Straßburg.

Hornisieren, s. Kautschuk.

Hornisse, s. Wespen.

Hornissenschwärmer, s. Glasflügler.

Hornist, Spielmann, welcher das Signalhorn bläst; jede Kompanie hat zwei Hornisten, Reiterei und Feldartillerie haben statt derselben Trompeter. Bei militärischen Übungen wird zu den höhern Befehlshabern je ein H. kommandiert.

Hornjaken (slaw. Horňáci), slowak. Bewohner der nordwestlichen Gebirgsgegenden in Ungarn, die als Kesselflicker, Drahtstricker etc. umherwandern.

Hornklee, s. Lotus.

Hornkluft, Zusammenhangsstörung der Hornwand der Pferdehufe in querer, zum Teil schräger Richtung zu den Hornfasern, kommt in der Regel an der innern Fläche der Seiten- und Zehenwand als Folge von Verletzung der Hufkrone durch Kronentritte, aber auch nach eiternden Steingallen oder sonstigen Eiterungen vor, welche ihren Sitz an der Krone haben oder ihren Ausgang dorthin nehmen; seltener entsteht sie mitten an der Wand durch Zerreißung der Hornfasern bei eingezogenen Wänden oder Trockenheit des Horns. Mit dem Herunterwachsen des Horns werden Hornklüfte nach unten geschoben und können so allmählich ganz verschwinden. Bisweilen bedingen sie Lahmheit.

Hornkoralle, s. Korallen.

Hornkraut, s. Cerastium.

Hornkümmel, s. Delphinium.

Hornmetalle, s. Chlormetalle.

Hornmusik, s. v. w. Harmoniemusik, s. Orchester.

Hornpipe (spr. hórnpeip, "Hornpfeife"), ein alter englischer Tanz, benannt nach einem nur noch dem Namen nach bekannten Instrument, besonders im vorigen Jahrhundert beliebt (3/2-, auch C-Takt, im erstern Fall vielfach synkopiert).

Hornprosenchym, in der Pflanzenanatomie ein hornartiges, aus zusammengedrückten Bastelementen entstehendes Pseudogewebe gewisser Rinden.