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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hubertusbad; Hubertusburg; Hubertusorden; Hubertusstock; Hübner

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Hubertusbad - Hübner.

ger und seine Stola im Volksglauben das wirksamste Mittel gegen den Biß toller Hunde. Am 3. Nov., dem Tag seiner Erhebung (Hubertustag), war und ist es noch Sitte an fürstlichen Höfen, große Jagdfeste (Hubertusjagden) zu veranstalten.

Hubertusbad, s. Thale.

Hubertusburg (Hubertsburg), Jagdschloß in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Oschatz, unmittelbar beim Dorf Wermsdorf, 1721-24 vom Prinzen Friedrich August, spätern König August III. von Polen, mit großer Pracht erbaut, war lange Zeit hindurch der Schauplatz der glänzendsten Jagdfeste, wurde jedoch im Siebenjährigen Krieg zur Vergeltung der Zerstörung Charlottenburgs von den Preußen verwüstet und von Friedrich II. dem Major Guichard (Quintus Icilius) zum Geschenk gemacht, der es an einen Berliner Juden verkaufte. Einen berühmten Namen erhielt H. durch den daselbst 15. Febr. 1763 geschlossenen Frieden, welcher dem Siebenjährigen Krieg (s. d.) ein Ende machte. Später wiederhergestellt, diente das Schloß zum Teil als Getreidemagazin, zum Teil wurde es zu einer Steingutfabrik umgewandelt. Gegenwärtig (seit 1840) enthält es ein Landesgefängnis zur Absitzung längerer Gefängnisstrafen, eine Landeskranken- und Versorgungsanstalt, eine Irrenanstalt für unheilbare Geisteskranke und eine Anstalt für blödsinnige Kinder. Vgl. Riemer, Das Schloß H. sonst und jetzt (Oschatz 1881).

Hubertusorden, der älteste und dem Rang nach erste Orden Bayerns, 1444 von Gerhard V., Herzog von Jülich und Geldern, gestiftet, von dessen Sohn Wilhelm 1476 mit den ersten Statuten versehen, führte anfangs den Namen "Orden vom Horn", weil die goldene Ritterkette aus lauter kleinen Jagdhörnern zusammengesetzt war. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz erneute ihn 1708 und erklärte sich zum Großmeister desselben. Kurfürst Maximilian IV. Joseph bestätigte ihn 30. März 1800 und gab ihm die noch bestehenden Statuten, wonach die Zahl der fürstlichen Ritter unbestimmt sein, er nur aus einer Klasse bestehen, jedoch nie mehr als zwölf gräfliche und freiherrliche Kapitulare und einen Ordensgroßkomtur zählen soll. Der H. hat zwölf Kommenden, aus deren Einkünften der Statthalter (erste Beamte nach dem Großmeister) 4000, die ersten drei Ritter 600, die nächsten 300 Gulden beziehen. Die Dekoration besteht aus einem weiß emaillierten goldenen Kreuz mit acht Spitzen und goldenen Kugeln; in den Winkeln des Kreuzes je drei goldene Strahlen, über dem Kreuz eine Krone. Auf dem Avers des grünen Mittelschildes ist in Gold die Bekehrung des heil. Hubertus abgebildet mit der gotischen Umschrift: "In traw vast", d. h. in Treue fest. Der Revers zeigt den Reichsapfel mit Kreuz und die Umschrift: "In memoriam recuperatae dignitatis avitae. 1708". Die Dekoration wird an ponceaurotem Band mit grüner Einfassung von links nach rechts, bei festlichen Gelegenheiten an einer goldenen Kette aus 42 Gliedern, die abwechselnd ein Viereck mit der Bekehrungsgeschichte und die verschlungenen Buchstaben T. V. bilden, getragen. Auf der Brust tragen die Ritter einen silbernen Stern mit Strahlen, auf dem sich ein goldenes, aus roten und weißen Quadraten zusammengesetztes Kreuz mit der Devise befindet; bei besondern Gelegenheiten noch ein kleines Kreuz und kleine Kette im Knopfloch. Tag des feierlichen Kapitels ist der 12. Oktober, zu welchem die Ritter in besonderer Festkleidung in altspanischem Kostüm erscheinen.

Hubertusstock, Jagdschloß im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Angermünde, liegt in der wildreichen Schorfheide, an der Westseite des Werbelliner Sees.

Hübner, 1) Johann, deutscher Pädagog und Schriftsteller, geb. 15. April 1668 zu Türchau bei Zittau, studierte seit 1689 in Leipzig und habilitierte sich schon 1691 daselbst für Geographie und Geschichte. Im J. 1694 wurde er Rektor des Gymnasiums in Merseburg und 1711 Rektor des Johanneums in Hamburg, wo er 21. Mai 1731 starb. Seine Schriften über Geographie und Geschichte wirkten zu ihrer Zeit anregend. Seine "Kurzen Fragen aus der alten und neuen Geographie" (zuerst 1693) erlebten 36 Auflagen und wurden in viele Sprachen übersetzt. Ein besonderes Verdienst um den geographischen Unterricht erwarb er sich durch die von ihm in Verbindung mit Homann in Nürnberg veranstalteten Schulatlanten und Landkarten. Er war auch Mitherausgeber des für die damalige Zeit wertvollen "Realen Staats-, Zeitungs- und Konversations-Lexikons" (Leipz. 1704). Seine "Zweimal 52 auserlesenen biblischen Historien" (zuerst Leipz. 1714; in 107. Aufl. von Lindner für unsre Zeit verbessert, 1859) begründeten in den Schulen Deutschlands erst allgemein den schon von J. Gesenius angestrebten gesonderten Unterricht in der biblischen Geschichte. - Sein Sohn Johann, gest. 26. März 1753 als Advokat in Hamburg, wirkte als Schriftsteller im Geist seines Vaters fort.

2) Julius, Maler, geb. 27. Jan. 1806 zu Öls in Schlesien, besuchte seit 1821 die Kunstakademie zu Berlin, wurde 1823 Schüler W. Schadows und folgte diesem 1826 nach Düsseldorf. Im J. 1828 trat er mit einem Fischer nach Goethes Ballade hervor, woran besonders die Schönheit der Formen und des Ausdrucks gefiel. Zu gleicher Zeit erschien das Bild: Roland, die Prinzessin Isabella aus der Räuberhöhle befreiend (gestochen von J. Keller). Während seines Aufenthalts in Italien malte er die Ruth, ihre Schwiegermutter Noemi in die Fremde begleitend (1830, Berliner Nationalgalerie). Für den Berliner Kunstverein entstand 1832 Simson, die Säulen einreißend. 1834 ging er wieder nach Düsseldorf, von wo er 1839 an die Kunstakademie nach Dresden berufen wurde. Seit 1841 Professor an derselben, entfaltete er eine umfangreiche Lehrthätigkeit 1871 wurde er Direktor der Gemäldegalerie und starb 7. Nov. 1882 in Loschwitz bei Dresden, nachdem er kurz vorher in den Ruhestand getreten war. Von seinen übrigen Werken aus der ersten Periode sind noch zu nennen: Christus und die Evangelisten (1835, Kirche zu Meseritz), Hiob und seine Freunde (Städelsches Institut zu Frankfurt), das Liebespaar des Hohenliedes, Christuskind auf Wolken (Nationalgalerie zu Berlin), die Schutzengel (ebendaselbst), Felicitas und der Schlaf aus Tiecks "Octavianus" (Museum zu Breslau). Für den Römersaal zu Frankfurt malte er Friedrich III., für die Stadtkirche zu Meißen einen Christus, für die Marktkirche in Halle a. Sein großes Altarbild: "Sehet die Lilien auf dem Feld", nach der Bergpredigt. In Dresden entstanden: das goldene Zeitalter (Dresdener Galerie, eine Wiederholung in der Berliner Nationalgalerie); ein großes Bild aus der Apokalypse: die Hure Babylon auf dem siebenköpfigen Drachen auf Wolken, während der Engel des Herrn dem Evangelisten die Vision deutet (1852, Petersburg); Karl V. in San Yuste, Friedrichs d. Gr. letzte Tage in Sanssouci, Amor im Winter, Magdalena vor dem Leichnam Christi, der Jesusknabe im Tempel, die Disputation Luthers mit Eck (Dresdener Gemäldegalerie),