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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Huygens; Huygenssches Prinzip; Huyn; Huysmans; Huysum

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Huygens - Huysum.

Amtmann auf der Insel Texel, dann Schöffe zu Amsterdam und starb 21. Sept. 1778 daselbst. H. hat sich besonders als Sprachforscher hervorgethan. Seine Hauptwerke in dieser Hinsicht sind seine Anmerkungen zu Vondels Übersetzung von Ovids "Metamorphosen" (Amsterd. 1730; neue Ausg., Leiden 1782-91, 4 Bde.) und die Ausgabe der "Reimchronik" des Melis Stoke mit Erläuterungen (das. 1772, 3 Bde.), der erste Versuch einer kritischen Ausgabe eines altniederländischen Schriftstellers. Als Dichter gab er eine Übersetzung von Horaz' Satiren (1737), Trauerspiele und "Gedichte" (Amsterd. 1788) heraus.

Huygens (spr. heu-), 1) Constantyn H., Herr von Zuilichen, geb. 4. Sept. 1596 im Haag, steht als holländ. Dichter in der ersten Reihe mit Vondel und Hooft. Obwohl 50 Jahre lang Geheimschreiber der Prinzen von Oranien, beschäftigte er sich wenig mit Politik und widmete sich in seinen Mußestunden ganz der Poesie. Als Epigrammatiker hat er Vortreffliches geleistet; auch gehören die Gedichte, in welchen er das holländische Volksleben schildert, und sein Lustspiel "Tryntje Cornelis" (1657) zum Besten, was die holländische Litteratur des 17. Jahrh. aufweisen kann. Er selbst sammelte seine Gedichte unter dem Titel: "Korenbloemen" (1658, vermehrte Ausg. 1672; neu hrsg. von Bilderdyk, 1824). Auch als lateinischer Dichter ist er durch seine "Otia" (1625 ff.) bekannt geworden. Er starb 28. März 1687 im Haag. Neuerdings erschienen von ihm: "Mémoires" (hrsg. von Jorissen, Haag 1883) und "Musique et musiciens au XVII. siècle. Correspondance et œuvre ^[oeuvre] musicales de Const. H." (hrsg. von Jonckbloet und Land, Par. 1883). Vgl. Jorissen, Const. H. (Amsterd. 1871). Die bekannte hübsche Allee vom Haag nach Scheveningen ist nach seinem Plan angelegt.

2) (Hugenius) Christian, Mathematiker, Physiker und Astronom, Sohn des vorigen, geb. 14. April 1629 im Haag, studierte zu Leiden die Rechte, sodann Mathematik und Physik, besuchte wiederholt England und Frankreich, erhielt in Paris durch den Minister Colbert einen ansehnlichen Jahrgehalt und kehrte nach der Aufhebung des Edikts von Nantes in sein Vaterland zurück, wo er ganz der Wissenschaft lebte und 8. Juli 1695 im Haag starb. In seiner Abhandlung "De ratiociniis in ludo aleae" (1656) gab er die erste wissenschaftliche Grundlegung der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die Optik verdankt ihm die Verbesserung der Teleskope, deren er selbst mehrere von ungewöhnlicher Größe verfertigte, so eins von 35 und ein andres von 38 m Brennweite, welche er der königlichen Akademie zu London schenkte. Er stellte zuerst die Undulationstheorie des Lichts auf und gab eine sinnreiche Erklärung der doppelten Brechung des Lichts im isländischen Kalkspat. 1655 entdeckte er den größten der sieben Satelliten des Saturn und berechnete dessen Umlaufszeit sowie den Ring des Saturn. Förderlich für die Mathematik waren seine Komplanation der Konoide und Sphäroide, seine Methode, die Rektifikation der Kurven auf die Quadratur derselben zurückzuführen, seine Quadratur der Cissoide, die Auffindung der wahren Gestalt der Kettenlinie und der Tautochrone, die von ihm erfundene Theorie der Evoluten und endlich seine Propositionen über die Zentrifugalkraft der in der Peripherie eines Kreises sich bewegenden Körper. Am wichtigsten war aber die von ihm zuerst zur Ausführung gebrachte Ausstattung des Räderwerks der Uhren mit einem Pendel. Auch zeigte er, daß das einfache Sekundenpendel als Normallängenmaß und zur Bestimmung des Raums dienen könne, welchen ein auf der Erde frei fallender Körper in der ersten Sekunde zurücklege. Er schrieb: "Horologium oscillatorium" (Par. 1673) und "Systema Saturnium" (1659). Seinen "Traité de la lumière, où sont expliquées les causes de ce qui luy arrive dans la reflexion et dans la refraction et particulierement dans l'étrange refraction du cristal d'Islande" gab Burckhardt (Leipz. 1885) heraus. Die beste Gesamtausgabe von H.' Werken ist die von 's Gravesande besorgte (Leiden 1724, 4 Bde., und Amsterdam 1728, 2 Bde.).

Huygenssches Prinzip, s. Wellenbewegung.

Huyn, Luise, Schriftstellerin, geb. 6. Nov. 1843 als Tochter eines Rechtsanwalts zu Koblenz, verlebte daselbst ihre Jugendzeit und hat auch bis jetzt, mehrere Reisen abgerechnet, dort ihren Wohnsitz behalten. Als Schriftstellerin trat sie unter dem Pseudonym M. Ludolff zuerst 1875 mit einigen kleinern Erzählungen in süddeutschen Blättern auf, die dann auch als Buch ("Erzählungen", Bonn 1876) erschienen. Diesem Erstling folgten die Novellen: "Der Talisman" (Bonn 1877), "Die Tochter des Spielers" (das. 1877), "Verschiedene Wege" (das. 1879), "Beata" (das. 1880), "Das Geschlecht der Reichenau" (das. 1882) und die Romane: "Felicitas" (das. 1883, 2 Bde.) und "Verschollen" (das. 1884, 2 Bde.). Unter den neuern katholischen Autoren ist M. Ludolff einer der dichterisch talentvollsten.

Huysmans (spr. heus-), 1) Cornelis, niederländ. Maler, geb. 1648 zu Antwerpen, bildete sich bei Gaspar de Witte daselbst und bei Jacques d'Arthois in Brüssel zum Landschaftsmaler aus, war anfangs in Mecheln, von 1702 bis 1716 in Antwerpen und dann wieder in Mecheln thätig, wo er 1. Juni 1727 starb. Er malte vorzugsweise heimische und italienische Waldlandschaften von kräftiger Farbe, die sich in den Galerien zu Paris, Brüssel, Dresden, Berlin, Schwerin und Wien befinden.

2) Jorris Karl, franz. Schriftsteller, neben Zola und Goncourt einer der Führer der neuen Naturalistenschule, geb. 5. Febr. 1848 zu Paris aus ursprünglich holländischer Familie, besuchte das Lycée St.-Louis und die Rechtsschule, bekleidete dann einen Posten im Ministerium des Innern, widmete sich aber schließlich der Schriftstellerei. Gleich seine ersten Werke: "Le drageoir aux épices" (1874) und der eine Zeitlang als unmoralisch verbotene Roman "Marthe" (1876), verrieten ein urwüchsiges, aber leider ultrarealistisches Talent, das sich in "Les sœurs ^[soeurs] Vatard" (1879), einem Roman, worin das Leben der Broschierarbeiterinnen geschildert wird, vollends die Zügel schießen ließ. In der Analyse des Unappetitlichen leistet H. hier wie in den spätern Werken das Unglaubliche. Wir nennen von denselben: "Les croquis parisiens" (1880); "En ménage" (1881) und "A rebours" (1884). Für die von Zola herausgegebenen "Soirées de Médan" (1870) lieferte H. die Novelle "Sac au dos". Außerdem schrieb er "L'art moderne" (1883) und lieferte Beiträge in verschiedene Blätter. Seit Ende 1880 gibt er unter Mitwirkung von Zola, Goncourt u. a. die Wochenschrift "La Comédie humaine, organe du naturalisme" heraus.

Huysum (spr. heusöm), Jan van, holländ. Maler, geb. 15. April 1682 zu Amsterdam, widmete sich unter der Leitung seines Vaters Justus der Landschaftsmalerei und fing erst im reifern Alter an, Blumen- und Fruchtstücke zu malen, und zwar abweichend von der bisherigen Manier auf hellem Grund. Seine Blumenstücke zeichnen sich durch außerordentliche Feinheit und Schmelz der Pinselführung aus und übertrafen in dieser Beziehung alles bisher Geleistete,