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Indische Philosophie – Indischer Ocean
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Indische Litteratur'
des rhetorischen Werkes Rasagangādhara (hg. in der
«Kāvyamālā», Nr. 12) und zahlreicher kleinerer Werke. Er lebte unter
Dārā Shākōh, der auch 50 der vorzüglichsten Upanishad ins Persische
übersetzen ließ, die Anquetil ins Lateinische übertragen hat.
Neben den Dichtungen in Sanskrit giebt es eine gewaltige Masse von Werken in den
heutigen Sprachen Indiens schon vom 9. Jahrh. n. Chr. an, namentlich
in Hindī, wo Cand Bardāī (um 1190), Sūr Dās (um 1550) und Tulsī Dās (um 1600) die gefeiertsten Dichter
sind. (Vgl. Grierson, The modern vernacular literature of Hindustan,
Kalkutta 1889.) Unter den Dichtern in Marāṭhī ist der hervorragendste Tukārāma (um 1609). Außer
Volksliedern, die noch nicht gesammelt sind, besteht diese Litteratur fast ausschließlich aus Übersetzungen
und Nachahmungen von Sanskritwerken und ist sachlich ohne Interesse, sprachlich aber von hohem Wert.
Eine zusammenfassende Geschichte der I. L. fehlt noch. Zu nennen sind: Max Müller,
A history of ancient Sanskrit literature (2. Aufl., Lond. 1860);
A. Weber, Akademische Vorlesungen über ind. Litteraturgeschichte (2. Aufl., Berl. 1876); L. von Schröder,
Indiens Litteratur und Kultur in histor. Entwicklung (Lpz. 1887).
Indische Philosophie. Die Philosophie hat sich in Indien im engsten Anschluß an
die Religion und ohne nachweisbare Beeinflussung von außen entwickelt. Ihre Anfänge lassen sich bis in
das Zeitalter der vedischen Hymnendichtung znrückverfolgen, wo bereits die Fragen nach dem Wesen der
Gottheit, nach dem Ursprung der Welt, nach dem Seienden und Nichtseienden u. dgl. aufgeworfen werden.
Auch die Brahmanas beschäftigten sich gelegentlich mit Betrachtungen dieser Art; einen wirklich philos.
Charakter jedoch tragen erst einzelne Teile der Upanischaden, in denen ein spiritueller Pantheismus und
bereits die vollständige Weseneinheit der Einzelseele (ātman) mit dem
Brahman, der Weltseele, dem Grunde alles Seins, gelehrt wird. Aus diesen Anfängen entwickelten sich
allmählich die sechs brahmanischen Systeme, darçana, d. h.
Anschauungsweisen genannt, wie wir annehmen dürfen, noch in vorchristl. Zeit. Die Darstellung dieser
Systeme in Lehrbüchern aber fand jedenfalls nicht vor dem 4. Jahrh. n. Chr. statt und hat sich sicher über
einen längern Zeitraum verteilt. Wahrscheinlich sind die sechs Systeme in folgender Reihenfolge
aufgetreten: Mīmāṁsā (dem Mythus nach begründet von Dschaimini),
Vedānta (von Vjāsa oder Bādarājaṇa),
Sāṁkhya (Samthja, von Kapila),
Yoga (Joga, von Patandschali),
Vaiçeshika (Kaṇāda), Nyāya
(Njaja, von Gotama oder Akschapāda).
Diese Systeme gelten für orthodox (āstika) aus dem äußerlichen
Grunde, weil sie die Autorität des Veda und die brahmanische Ordnung anerkennen; in der That aber
zeichnen sie sich durch eine Freiheit und Kühnheit der Gedanken aus, die seltsam mit der religiösen
Überlieferung kontrastiert; ein Beweis dafür, daß man in Indien alles lehren durfte, ohne seine sociale
Stellung zu gefährden, solange man nur die Prärogative der Brahmanen und die Heiligkeit des Veda nicht
direkt in Frage stellte.
Alle sechs Systeme gehen von derselben Voraussetzung aus und haben ein gemeinsames Endziel. Sie
sehen die Seelenwanderung als etwas Gegebenes an und wollen die Mittel zur Befreiung der Seele aus dem
qualvollen Kreislauf der Existenzen (saṁsāra) lehren, der anfangslos ist
und ewig ↔ währt, wofern nicht die Erlösung (mukti)
durch die Philosophie erreicht wird. Ein System, das dieses Ziel nicht in Aussicht gestellt hätte, würde in
Indien völlig unbeachtet geblieben sein. In der Art und Weise, wie die Erlösung gewonnen werden soll, und in
der Auffassung des Zustandes der befreiten Seele weichen die Systeme wesentlich voneinander ab.
Schon frühzeitig hat es brahmanische Philosophen gegeben, denen keins der sechs Systeme genügte und
die deshalb die von den verschiedenen Schulen vorgetragenen Lehren auf besondere Weise kombinierten.
Bemerkenswert ist in dieser eklektischen Richtung eine jüngere Upanischad, die
Çvetāçvatara-Upanishad (von Max Müller in den
«Sacred Books of the East», Bd. 15, Oxford 1884, übersetzt), und in
höherm Grade das in das Mahābhārata einverleibte philos. Lehrgedicht
Bhagavad-Gītā (s. d.), welches die Vedānta-,
Sāṁkhja- und Jogalehre zu vereinigen sucht.
Diesen sog. orthodoxen Systemen stehen die heterodoxen (nāstika)
der Buddhisten, Dschaina und Tschārvāka gegenüber. (Die wichtigsten Werke über I. P., sowie die
einzelnen Ausgaben der philos. Werke s. Indische Litteratur, S. 566 fg.)
Indische Religion. Indien ist das für die Geschichte der Religion wichtigste Land
der Erde, weil wir hier bei den arischen Indern besser als irgendwo sonst die Entwicklungsgeschichte einer
Religion verfolgen können. In der I. R. lassen sich als Phasen unterscheiden: die
Vedische Religion (s. d.), der Brahmanismus (s. d.), der
Buddhismus (s. Buddha und Buddhismus), der Dschainismus
(s. Dschain) und der Hinduismus (s. d.). Zusammenfassende
Werke sind: Colebroole,
Essays on the religion and philosophy of the Hindus (2. Aufl.,
Lond. 1858); Wilson, Select Works, Bd. 1 u. 2 (ebd. 1861–62); Muir,
Original Sanskrit texts, Bd. 4 (2. Aufl., ebd. 1873) und Bd. 5
(ebd. 1870); Wurm, Geschichte der I. R. (Bas. 1874); Barth,
Les Religions de l’Inde (Par. 1880; ins Englische übersetzt von
Wood, Lond. 1881). Barth giebt auch fortlaufende Übersichten über die neuern Erscheinungen in der
«Revue de l’Histoire des religions».
Indischer Hanf (Cannabis indica Lam.),
eine kräftige Abart des gewöhnlichen Hanfes, findet unter dem Namen
Herba Cannabis indicae in der Arzneikunde als Kraut, alkoholisches
Extrakt (Extractum cannabis indicae) und Tinktur
(Tinctura cannabis indicae) Verwendung und kommt als
Bhang (s. d.), Churrus (s. d.) und
Ganjah (s. d.) hauptsächlich über London in den
Handel. Der I. H. enthält stark narkotisch wirkende Stoffe, deren Isolierung noch nicht mit völliger Sicherheit
gelungen ist. Von den Orientalen werden die getrockneten und zerschnittenen Pflanzen geraucht oder es
werden berauschende Getränke daraus bereitet, auch dienen sie zur Herstellung des
Haschisch (s. d.).
Indischer Ocean oder
Indisches Meer, der zwischen dem Atlantischen und dem Stillen
Ocean gelegene Teil des Weltmeers. (Hierzu Karte: Indischer Ocean.)
Seine Grenzen sind gegen N. die Südküste von Persien, Vorderindien und der westlichste Teil von
Hinterindien; gegen W. Arabien,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 572.