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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Johannesen - Johannisfest.

Johannesen, E. H., norweg. Kapitän, machte sich um die Kenntnis des Arktischen Meers mehrfach verdient, indem er durch seine Fahrt im Karischen Meer 1869 dessen bisher bestrittene Schiffbarkeit darthat, dann 1870 und 1871 Nowaja Semlja umsegelte und 1878 die Insel Einsamkeit (s. d.) im Nördlichen Eismeer entdeckte.

Johanngeorgenstadt, Bergstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, in rauher Gegend des Erzgebirges, 748 m ü. M., am Schwarzwasser und an der Linie Schwarzenberg-J. der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, bedeutende Glaceehandschuhfabrikation mit Ledergerberei und -Färberei (gegen 1000 Arbeiter, Export nach Nord- und Südamerika), Schatullenfabriken, etwas Eisensteinbergbau und (1885) 4815 meist evang. Einwohner. - J. ward 1654 vom Kurfürsten Johann Georg I. für aus Böhmen vertriebene evangelische Bergleute angelegt und ist nach dem großen Brand von 1867 wieder neu aufgebaut.

Johannisbad, Kurort im böhm. Riesengebirge, Bezirkshauptmannschaft Trautenau, nahe der Station Freiheit der Österreichischen Nordwestbahn, in einem eng geschlossenen, von hohen, dicht bewaldeten Bergen begrenzten und nur gegen S. und SO. geöffneten, romantischen Thal, 625 m ü. M., hat eine erdige, alkalische Therme von 29° C., die zu Bädern, besonders bei Menstruationsstörungen, Nervenleiden, Hysterie, Lähmungen etc., benutzt wird. Eine in der Nähe entspringende Eisenquelle von 8° C. wird bei anämischen Zuständen, zugleich zum Trinken verordnet. Die Luft des Ortes ist rein und kräftigend; die mittlere Sommertemperatur beträgt 25° C. J. zählt (1880) 251 Einw. und wird jährlich von ca. 2700 Kurgästen besucht. Vgl. Kopf, Der Kurort J. (Wien 1875); Pauer, J. im Riesengebirge (das. 1880).

Johannisbeerstrauch (Ribes Mill.), Untergattung der Gattung Ribes L. (Familie der Saxifragaceen), unbewehrte Sträucher mit mehr oder weniger verlängerten Blütenzweigen, an deren Basis stehenden, verlängerten Blütenähren und nicht büschelförmig stehenden Blättern. Der echte Johannisbeerstrauch (R. rubrum L.), ein 1-1,6 m hoher Strauch mit meist fünflappigen und doppelt gesägten, wenig behaarten Blättern, schließlich überhängenden Blütentrauben und roten Früchten, ist in Skandinavien, Nordrußland, Sibirien und Nordamerika, auch in der Türkei, im Orient und auf dem Himalaja heimisch; er kam durch die Normannen nach Frankreich, von dort nach Spanien und der Schweiz, vielleicht auch nach Deutschland, wo er im 16. Jahrh. schon ziemlich allgemein bekannt war und die Beere medizinisch benutzt wurde. Durch die Kultur hat man auch hellrote, weiße und gestreifte Sorten gezogen. Er gedeiht am besten in leichtem Lehmboden in freier, sonniger Lage, man pflanzt ihn gewöhnlich auf Rabatten, beseitigt an ältern Büschen das abgetragene Holz, um es durch junge, kräftige Zweige zu ersetzen, und entfernt zu dicht stehende Zweige. Sehr beliebt sind hochstämmige Kronenbäumchen, die durch Veredelung auf Ribes aureum gewonnen werden. Auch zieht man den J. am Spalier als Kordon. Für die Tafel eignen sich folgende Sorten: Kirschjohannisbeere, kaukasische, holländische weiße und rote, rote langtraubige, Versailler, Champagner, gestreifte Johannisbeeren. Vielfach benutzt man Johannisbeeren zur Darstellung von Obstwein; zu weißem Wein sind empfehlenswert: holländische weiße und rosenrote, englische weiße, durchsichtige, Champagner; zu rotem Wein: rote holländische, Versailler, fruchtbare. Zur Färbung des Weins wird die schwarze neapolitanische benutzt. Über Zusammensetzung der Beeren s. Obst. Mehrere Johannisbeersträucher werden als Zierpflanzen kultiviert. Über schwarze Johannisbeere s. Ribes.

Johannisbeerwein, s. Obstwein.

Johannisberg (früher Bischofsberg), Pfarrdorf im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Rheingau, 1 km nordöstlich von Geisenheim, hat eine Heilanstalt für Nervenleidende, eine Fabrik für Buchdruckmaschinen, Pianofortefabrik, Bau- und Möbeltischlerei und (1885) 1316 meist kath. Einwohner. Im Ort und in der Nähe desselben liegen mehrere schöne Schlösser und Villen, darunter Schwarzenstein, Johannisburg, vor allen aber auf einem 185 m hohen Hügel das prächtige Schloß J. mit einer Schloßkapelle und Weingärten (etwa 16 Hektar am Schloßberg), welche den weltberühmten Johannisberger liefern. Das Schloß ward 1722-32 auf den Ruinen eines 1090 gegründeten und 1563 aufgehobenen Benediktinerklosters erbaut, gehörte früher zum Bistum Fulda, wurde 1807 von Napoleon I. dem Marschall Kellermann geschenkt, 1814 aber vom Kaiser Franz dem Fürsten Metternich zu Lehen gegeben.

Johannisblume, s. Arnica montana oder Chrysanthemum Leucanthemum.

Johannisblut, s. Kochenille.

Johannisblut, Pflanze, s. Hypericum.

Johannisbrotbaum, s. Ceratonia.

Johannisburg, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, 116 m ü. M., am Ausfluß des Pischflusses aus dem Roschesee, an der Linie Allenstein-Lyck der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Hauptzollamt, Fischerei und (1885) 3271 meist evang. Einwohner. Das 1345 erbaute, ehemals sehr wichtige Schloß J. lag nordöstlich am Roschesee. Der Johannisburger Kanal (6 km lang) verbindet J. mit dem Spirdingsee und ist das südlichste Glied in der Reihe der masurischen Kanäle (s. Masuren), welche mit den dazwischenliegenden Seen eine Schiffahrtsverbindung zwischen J. im S. und Angerburg im N. abgeben. Westlich von J. dehnt sich die Johannisburger Wildnis (Heide und Forst) aus, die 100 km lang und 45 km breit ist.

Johannis Empfängnis, zu Ehren des Täufers von der römischen Kirche am 24. September, von der griechischen Kirche am 23. gefeiert.

Johannis Enthauptung, der 29. August, in der griechischen Kirche durch Fasten gefeiert.

Johannisfest, in den Kirchen des Abendlandes das Geburtsfest Johannis des Täufers (24. Juni), kirchlich jetzt meist am nächstliegenden Sonntag gefeiert;, in der morgenländischen Kirche das Fest Johannis Enthauptung (s. d.). In Böhmen versteht man unter J. gewöhnlich das Gedächtnisfest des heil. Johann von Nepomuk (16. Mai), während man das des Täufers den Johannistag nennt. Da dieser um die Zeit der Sommersonnenwende fällt, wo in vorchristlicher Zeit ein Volksfest begangen wurde, welches der Sonne und dem Feuer galt, so heißt das J. noch jetzt häufig Sonnwendefest oder Mittsommerfest (engl. Midsummerday, schwed. Midsommarsdag), und viele Gebräuche, die an ihm haften, rühren von dem heidnischen Fest her. So namentlich das Johannisbad und die Johannisfeuer, welche noch heute in vielen Gegenden am Abend vorher angezündet werden und früher allgemein üblich waren. Man tanzte singend um sie herum, sprang durchs Feuer, um sich von allen bösen, kranken Stoffen zu reinigen, und warf nicht nur Blumen und Kräuter