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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jordanis; Jordansfest; Jördens; Joret

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Jordanis - Joret.

beleben. Außer den "Nibelunge" publizierte J. in den letzten Jahren: "Durchs Ohr", Lustspiel (Frankf. 1871, 5. Aufl. 1885); "Strophen und Stäbe", Dichtungen (das. 1872); "Arthur Arden", Schauspiel (das. 1872); "Andachten", Gedichte (das. 1877); "Die Erfüllung des Christentums" (das. 1879); "Sein Zwillingsbruder", Lustspiel (das. 1883); "Die Sebalds", Roman (Stuttg. 1885, 2 Bde.), sowie die Übersetzungen mehrerer Shakespeare-Stücke (für die sogen. Dingelstedtsche Ausgabe, Hildburgh. 1865 ff.) und der Homerischen Epen in Hexametern ("Odyssee", Frankf. 1875; "Ilias", das. 1884).

6) Henri, namhafter Philolog, geb. 30. Sept. 1833 zu Berlin, studierte 1852-56 in Bonn und Berlin, wirkte als Schulamtskandidat am Friedrichswerderschen Gymnasium zu Berlin, habilitierte sich Ostern 1861 daselbst, war Studien halber im Herbst 1861 bis Ostern 1863 in Italien und wurde 1867 ordentlicher Professor der klassischen Philologie in Königsberg, wo er 10. Nov. 1886 starb. Seine Hauptwerke sind: "M. Catonis praeter librum de re rustica quae extant" (Leipz. 1860); "Scriptores historiae Augustae" (Bd. 1, Berl. 1864; Bd. 2 von Eyssenhardt); eine Ausgabe des Sallust (das. 1867, 2. Ausg. 1876); "Topographie der Stadt Rom im Altertum" (das. 1870-85, 2 Bde.); "Forma urbis Romae" (das. 1874); "Kritische Beiträge zur Geschichte der lateinischen Sprache" (das. 1879); "Capitol, Forum und Sacra Via in Rom" (das. 1881); "Marsyas auf dem Forum in Rom" (das. 1883) u. a. Auch besorgte er die 3. Auflage von Prellers "Römischer Mythologie" (Berl. 1881).

7) Max, Kunstschriftsteller, geb. 19. Juni 1837 zu Dresden, besuchte von 1856 an die Universitäten Jena, Berlin, Bonn und Leipzig und veröffentlichte, anfangs dem Geschichtsstudium zugewandt, eine Monographie über Georg Podiebrad, den Böhmenkönig. Eine längere Reise 1861 nach Italien bestimmte ihn jedoch, zur Kunstgeschichte überzugehen. Er wurde 1870 Direktor des städtischen Museums in Leipzig und habilitierte sich 1872 mit "Untersuchungen über das Malerbuch des L. da Vinci" (Leipz. 1873) daselbst als Dozent an der Universität. Er gab in dieser Zeit und später Werke von Genelli, Schnorr von Carolsfeld und andern Meistern der neuern deutschen Kunst heraus, deren Popularisierung er eifrig zu fördern suchte. 1874 wurde J. Direktor der königlichen Nationalgalerie zu Berlin, 1879 Mitglied des Senats der königlichen Akademie der bildenden Künste, 1880 vortragender und Geheimer Regierungsrat im preußischen Kultusministerium. Er lieferte eine deutsche Ausgabe der "History of painting in Italy" und der "History of painting in North Italy" von Crowe und Cavalcaselle (Leipz. 1869-74, 6 Bde.) sowie des "Life of Titian" derselben Verfasser (das. 1877) und gab außer dem Katalog das "Album der Nationalgalerie" heraus.

8) Wilhelm, Geodät, geb. 1. März 1842 zu Ellwangen, absolvierte 1863 das Ingenieurstudium am Stuttgarter Polytechnikum und beschäftigte sich bis 1865 mit Vermessungen, wurde darauf Dozent am Stuttgarter, 1868 Professor am Karlsruher Polytechnikum und 1882 an dem zu Hannover. 1873-1874 nahm er als Geodät und Astronom an der Rohlfsschen Expedition nach der Libyschen Wüste teil. Er schrieb: "Physische Geographie und Meteorologie der Libyschen Wüste etc." (Kassel 1876); "Handbuch der Vermessungskunde" (2. Aufl., Stuttg. 1878, 2 Bde.); "Barometrische Höhentafeln" (2. Aufl., das. 1886); "Hilfstafeln für Tachymetrie" (das. 1880); "Das deutsche Vermessungswesen" (mit K. Steppes, das. 1880, 2 Bde.); "Grundzüge der astronomischen Zeit- und Ortsbestimmung" (Berl. 1885) u. a. J. ist auch Herausgeber der "Zeitschrift für Vermessungswesen".

Jordanis (got. Jornandes, "eberkühn"), Geschichtschreiber des 6. Jahrh., geboren um 500, alanischer Abkunft, aber aus einem den Amalern verschwägerten Geschlecht, war erst Notar am königlichen Hof, trat dann zum Katholizismus und in den geistlichen Stand über und war zuletzt wahrscheinlich Bischof von Kroton. Sein erstes Werk: "De origine actibusque Getarum" (d. h. der Goten), ist ein aus der Erinnerung niedergeschriebener Auszug aus Cassiodorus (s. d.) mit Zusätzen aus den Annalen des Marcellinus Comes und eigner Kenntnis der alten Überlieferungen. Es ist 551 in Konstantinopel oder Chalcedon abgefaßt, wohin J. den Papst Vigilius 547 begleitet hatte. Obwohl sich selbst zu den Goten zählend, war J. eifriger Katholik und Verehrer des römischen Weltreichs, wie die Amaler nach Theoderich, und deshalb mit dem Kampf seines Volkes unter Totilas gegen die Römer nicht einverstanden; er sah allein in der friedlichen Einfügung desselben in das Weltreich unter der Herrschaft der Nachkommen Theoderichs sein Heil. Das zweite Werk: "De breviatione chronicorum" oder "De regnorum successione", ebenfalls 551 abgefaßt und dem Vigilius gewidmet, ist nur eine ungeschickte Kompilation, meist aus Florus, über die Weltgeschichte von Erschaffung der Welt bis 552 n. Chr. und daher ohne Wert, während die Geschichte der Goten durch den Verlust des Cassiodorischen Originals eine wichtige Quelle geworden ist. Neuere Ausgaben besorgten C. A. Cloß (Stuttg. 1861), Holder (Freib. i. Br. 1882) und Mommsen in "Monumenta Germaniae historica, Auct. ant.", Bd. 5, eine Übersetzung der "Gotengeschichte" Martens (Leipz. 1884). Vgl. Sybel, De fontibus libri Jordanis de origine actuque Getarum (Berl. 1838); Jak. Grimm, Über J. und die Geschichten, in den "Kleinen Schriften", Bd. 3 (das. 1866); Stahlberg, J. (Mülh. a. Rh. 1854).

Jordansfest, s. Wasserweihe.

Jördens, Karl Heinrich, Litterarhistoriker, geb. 24. April 1757 zu Fienstädt im Mansfeldischen, studierte in Halle Theologie und Philologie, wurde 1778 Lehrer in Berlin, wo er mehrere griechische und römische Klassiker edierte, 1792 Inspektor zu Bunzlau und 1796 Rektor des Lyceums in Lauban. Seit 1825 in Ruhestand versetzt, starb er 6. Dez. 1835. Sein "Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten" (Leipz. 1806-11, 6 Bde.) ist besonders in Bezug auf die bibliographischen Notizen schätzbar.

Joret (spr. schoräh), Charles, franz. Philolog und Litterarhistoriker, geb. 1839 zu Formigny (Calvados), Professor der ausländischen Litteraturen an der Faculté des lettres zu Aix, begann seine Studien auf der Sorbonne und setzte sie in Heidelberg und Bonn fort, indem er sich besonders mit deutscher Litteratur und Sprachkunde beschäftigte. Das Interesse an den letztern bethätigte er in der Folge durch vortreffliche Arbeiten, von denen wir nennen: "Herder et la renaissance littéraire en Allemagne au XVIII. siècle" (1875); "La littérature allemande au XVIII. siècle dans ses rapports avec la littérature française et avec la littérature anglaise" (1876). J. ist Mitglied der Sociéte linguistique von Paris, in deren Memoiren er eine Abhandlung über den normännischen Dialekt der Landschaft Bessin und ein etymologisches Wörterbuch desselben herausgab (1877-1879).