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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Juli - Julianus.

sammlung", mongolisch und deutsch (Innsbr. 1868); "Über Wesen und Aufgabe der Sprachwissenschaft" (das. 1868); "Die griechische Heldensage im Widerschein bei den Mongolen" (Leipz. 1869); "On the present state of Mongolian researches" (Lond. 1882).

Juli (Julius), der siebente Monat unsers Jahrs, war ursprünglich bei den Römern, die ihr Jahr mit dem März anfingen, der fünfte Monat und hieß daher Quintilis, bis er im Jahr 45 v. Chr. zu Ehren Julius Cäsars, der in diesem Monat geboren war, seinen jetzigen Namen erhielt. In den germanischen Sprachen heißt der J. Heumonat, als die Zeit der Heuernte; im Altfranzösischen Juignet ("kleiner Juni"). Die Sonne tritt im J. aus dem Zeichen des Krebses in das des Löwen. Nach Dove beträgt die Durchschnittswärme des J. in

^[Liste]

Archangel +15,9° C.

Petersburg +17,0 "

Berlin +18,8 "

Prag +20,9 "

Wien +21,5 "

München +18,2 "

Karlsruhe +19,8 "

Dublin +16,0 "

London +17,5 "

Amsterdam +18,5 "

Brüssel +18,0 "

Paris +18,7 "

Bordeaux +22,9 "

Basel +18,9 "

Mailand +23,8 "

Rom +24,4 "

Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, weicht nicht viel von der des Juni und Augusts ab und beträgt im nordöstlichen Europa 1,5, in den baltischen Ländern 1,3, in Deutschland 1,3, in Westeuropa 1,1, in England 1,0, in Italien 1,0° C.

Julia, 1) einzige Tochter des Kaisers Augustus von seiner zweiten Gemahlin, Scribonia, geb. 39 v. Chr., ausgezeichnet durch Schönheit, Geist, Bildung und Leutseligkeit, aber wegen ihrer Sittenlosigkeit berüchtigt, ward 25 mit des Augustus Schwestersohn M. Claudius Marcellus, nach dessen Tod 22 mit M. Vipsanius Agrippa, dem sie drei Söhne und zwei Töchter gebar, und nach Agrippas Tod auf Anstiften ihrer Stiefmutter Livia 11 mit Tiberius vermählt, um diesem die Hoffnung auf Nachfolge in der Herrschaft zu sichern. Im J. 2 v. Chr. ward sie wegen Ausschweifungen nach der Insel Pandataria bei Neapel verbannt. Später ward sie nach Rhegium geführt, wo sie 14 n. Chr. auf Befehl des Tiberius durch Hunger getötet wurde, nachdem vorher, wahrscheinlich ebenfalls auf Befehl des Tiberius, ihr einziger noch lebender Sohn, Agrippa, ermordet worden war. Von ihren sie überlebenden Töchtern ward die ältere, Julia, Gemahlin des L. Ämilius Paulus, ebenfalls wegen Ausschweifungen von Augustus nach der Insel Trimetus an der apulischen Küste verbannt, wo sie 28 starb.

2) Domna, zweite Gemahlin des Kaisers Septimius Severus, Mutter des Caracalla, nach dessen Sturz sie sich selbst den Tod gab (217 n. Chr.); sie war fein gebildet, begünstigte die Gelehrten und veranlaßte Philostratos zu einer Lebensbeschreibung des Apollonios von Tyana.

Julianehaab, dän. Niederlassung an der südwestlichen Küste Grönlands, unter 60° 43' nördl. Br., auf der Halbinsel zwischen den Fjorden Igalliko und Tunudliorbik, ist die bestbevölkerte aller dänisch-grönländischen Kolonien, mit (1874) 2370 Einw., worunter 39 Europäer.

Julianische Periode, ein Zeitraum von 7980 Jahren, nach dessen Ablauf im julianischen Kalender Sonntagsbuchstabe, Epakte und Römerzinszahl in der frühern Ordnung wiederkehren; vgl. Ära, S. 718.

Julianischer Kalender, s. Kalender.

Julianisches Jahr, das von Julius Cäsar 45 v. Chr. eingeführte bürgerliche Jahr von durchschnittlich 365¼ Tagen (vgl. Kalender).

Julianisten, s. Monophysiten.

Julianus, 1) Flavius Claudius, mit dem Beinamen Apostata ("der Abtrünnige", weil er vom Christentum abfiel), römischer Kaiser, Sohn des Julius Constantius, Bruders Konstantins d. Gr., war 331 n. Chr. geboren. Er und sein Bruder Gallus waren die einzigen von den Verwandten des kaiserlichen Hauses, die nach dem Tod Konstantins d. Gr. (337) der Grausamkeit der Söhne desselben entgingen. Er lebte zunächst teils auf den Besitzungen seiner Mutter, teils in Konstantinopel und wurde hierauf nebst seinem Bruder nach Macellum in Kappadokien verwiesen, wo er sechs Jahre (345-351) auf einem einsamen Schloß unter strenger Zucht zubrachte; nachdem aber Gallus 351 von Constantius, der seit 350 das Reich allein beherrschte, zum Cäsar erhoben worden war, wurde ihm eine freiere Bewegung gestattet; er brachte nun einige Jahre in Nikomedia zu, wo er sich besonders mit dem Studium der neuplatonischen Philosophie beschäftigte; nach der Ermordung des Gallus (354) war er neuen Verfolgungen und Einschränkungen ausgesetzt, erhielt sodann besonders durch die Fürsprache der Kaiserin Eusebia die Erlaubnis, sich nach Athen zu begeben, wo er seine Studien fortsetzte, wurde aber bald von da abberufen, um zum Cäsar ernannt zu werden und den Oberbefehl über die Legionen am Rhein zu übernehmen, wohin er gegen Ende des Jahrs 355 abging. Hier machte er sich durch die große Einfachheit seines Lebens, durch Teilnahme an allen Strapazen sowie durch liebevolle Fürsorge für das Wohl der Soldaten und durch Milde in kurzem bei dem Heer und bei den Landesbewohnern ebenso beliebt wie durch seinen sittlichen Ernst, seine Gerechtigkeit und strenge Disziplin geachtet und bei den Feinden durch Mut und Feldherrngeschicklichkeit gefürchtet. Zu den glänzendsten seiner Kriegsthaten gehören seine wiederholten Rheinübergänge und die Schlacht bei Straßburg (357) gegen die Alemannen. Nachdem er aber hier vier Jahre lang den Krieg mit glücklichem Erfolg geführt, erhielt er im Winter 360-361 vom Kaiser Constantius, wahrscheinlich aus Neid und Argwohn, den Befehl, den tüchtigsten Teil seines Heers ihm zur Hilfe nach dem Orient zu schicken. Dies gab den Anlaß, daß seine hierüber erbitterten Truppen einen Aufstand machten und ihn zum Augustus ausriefen. Er selbst weigerte sich erst einige Zeit, diesen Titel anzunehmen, und nachdem er sich endlich dazu bereit erklärt hat, richtete er an Constantius die Bitte, seine Erhebung anzuerkennen. Als aber Constantius nicht nur dies verweigerte, sondern auch mit seinem Heer gegen ihn aufbrach, so setzte auch er sich in Bewegung, erhielt aber auf seinem Zug in Dacien die Nachricht, daß Constantius zu Mopsukrene in Kilikien gestorben sei (3. Nov. 361), worauf J. allgemein als Kaiser anerkannt wurde. Hiermit beginnt seine kurze, aber in mehrfacher Beziehung merkwürdige Regierung. Der Hinblick auf die von den christlichen Kaisern verübten Verbrechen, die Streitigkeiten innerhalb der christlichen Kirche, der Zwang, in dem er in seiner Jugend gehalten worden war, und das eifrige Studium der griechischen Philosophie, insbesondere der neuplatonischen, hatten zusammengewirkt, um ihn gegen das Christentum feindselig zu stimmen. Sein Hauptbestreben war daher während seiner ganzen Regierung darauf gerichtet, das Heidentum wiederherzustellen; er meinte, daß da-^[folgende Seite]