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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Königskanal; Königskerze; Königskuchen; Königslutter; Königsmark; Königspalme; Königsrinde

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Königskanal - Königsrinde.

eine Glashütte, eine Dampfschneidemühle, bedeutenden Kohlen- und Holzhandel, Ziegeleien etc.

Königskanal (Dnjepr-Bug- oder Brest-Litowskischer Kanal), Kanal in Rußland, verbindet den Dnjepr mit der Weichsel. Die Fahrt geht: Weichsel, Narew, Bug, Muchawez, Dnjepro-Bugscher Kanal, Pina, Jassolda, Pripet und Dnjepr. Der K. selbst ist 80 km lang. Auf dem K. findet ein reger Handel statt, namentlich mit Korn, Holz, Branntwein, Fett, Lichten etc. Er ward von dem König Stanislaus August angelegt, aber erst 1841 vollendet.

Königskerze, Pflanzengattung, s. Verbascum.

Königskuchen, s. Bohnenfest.

Königslutter, Stadt im braunschweig. Kreis Helmstädt, am Elm und an der Lutter sowie an der Linie Braunschweig-Helmstädt der Braunschweigischen Staatsbahn, 141 m ü. M., hat ein Amtsgericht, eine große Irrenheil- und Pfleganstalt, 2 Zuckerfabriken, Kalkbrennerei, Maschinen-, Tuch- und Farbenfabrikation, eine Papier- und 6 andre Mühlen, Bierbrauerei (ehemals berühmtes Ducksteinbier), Branntweinbrennerei, große Steinbrüche, Spargelkulturen und (1885) 2861, mit den angrenzenden Oberlutter und Stift-K. 4960 evang. Einwohner. Vor der Stadt auf einer Höhe am Elm, in Stift-K. liegt die ehemalige Benediktinerabtei (1010 als Nonnenkloster gegründet, 1135 in ein Mönchskloster umgewandelt), in deren romanischer Kirche (mit reich entwickelter Chorpartie und zweischiffigem Kreuzgang) das Mausoleum des Kaisers Lothar II. und seiner Gemahlin Richenza und das Grab des Herzogs Heinrich des Stolzen von Bayern sich befinden. K. wurde 1433 von den Braunschweigern zerstört und im Dreißigjährigen Krieg öfters verwüstet (besonders 1640 von den Kaiserlichen).

Königsmark, 1) Hans Christoph, Graf von, schwed. Feldmarschall, geb. 4. März 1600 zu Kötzlin in der Altmark aus einem alten brandenburgischen Geschlecht, ward am Hof des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg erzogen, trat aber beim Beginn des Dreißigjährigen Kriegs in das kaiserliche Regiment Sachsen-Lauenburg ein, wo er bald zum Rittmeister befördert ward. Bei dem Erscheinen Gustav Adolfs in Deutschland (1630) ging er in schwedische Dienste über und wurde 1635 Oberst eines Regiments. 1636 schlug er die Kaiserlichen bei Rodkirchen und war dann längere Zeit schwedischer Befehlshaber in Westfalen, von wo aus er auf tollen Raubzügen unter schonungslosen, wilden Verheerungen halb Deutschland durchstreifte. 1642 begleitete er den General Torstensson nach Schlesien, leitete im Treffen bei Schweidnitz den ersten Angriff, durchzog hierauf Sachsen, befehligte in der zweiten Schlacht bei Leipzig 2. Nov. den linken Flügel und nahm dann teil an der Belagerung dieses Ortes sowie an der von Freiberg. Als Torstensson nach Böhmen ging, blieb K. in Mitteldeutschland zurück und eroberte Mellrichstadt, Aschersleben, Halberstadt und Osterwiek, blockierte dann Magdeburg, vertrieb die Kaiserlichen aus Pommern und rückte in die Herzogtümer Bremen und Verden ein. 1644 stand er abermals in Sachsen, schlug den General Rekowitz bei Zeitz und zwang den Kurfürsten zum Waffenstillstand und zur Räumung von Leipzig und Torgau. Nach mehreren Zügen durch Sachsen, die Pfalz, Niedersachsen und Westfalen vereinigte er sich 1648 in Franken mit Wrangel, entschied den Sieg von Zusmarshausen 17. Mai und marschierte gegen Prag, von dem er auch 26. Juli die Kleinseite eroberte und ungeheure Beute (1½ Mill.) machte. Er wurde zum Generalfeldmarschall und Generalgouverneur von Bremen und Verden ernannt und erhielt die Herrschaften Westerwyk und Stegholm sowie die erbliche Grafenwürde. Beim Ausbruch des Kriegs mit Polen ging er nach Preußen (1656), ward aber gefangen und saß bis zum Frieden von Oliva (1660) in Weichselmünde. Er starb 8. März 1663 in Schweden.

2) Philipp Christoph von, schwed. Oberst, bekannt geworden durch sein geheimnisvolles Ende, Enkel des vorigen, geboren um 1662, ging früh auf Reisen und fand in Venedig für seine Liebesabenteuer einen Genossen an dem damaligen Kurprinzen August von Sachsen. Mit ihm heimgekehrt, lebte er einige Zeit in Dresden und trat darauf in die Dienste des Kurfürsten von Hannover. Hier wurde er von der Kurfürstin Sophie eines Liebesverhältnisses mit Sophia Dorothea von Celle (s. d.), der Gemahlin des Kurprinzen Georg (spätern Königs Georg I.), bezichtigt und verschwand, wahrscheinlich ermordet, 1. Juli 1694, während die Prinzessin auf Schloß Ahlden gebracht wurde, wo sie 1726 starb. Der von Palmblad herausgegebene "Briefwechsel des Grafen K. und der Prinzessin Sophia Dorothea von Celle" (Leipz. 1847) ist wahrscheinlich vom hannöverschen Hof später gefälscht, um der Familie K. Beweismittel der Schuld geben zu können. Vgl. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 3 (2. Aufl., Götting. 1857).

3) Marie Aurora, Gräfin von, bekannt als Geliebte Augusts II. von Sachsen, Schwester des vorigen, Tochter des 1673 bei der Belagerung von Bonn gefallenen Grafen Kurt (Konrad) Christoph und einer Tochter des schwedischen Feldmarschalls Wrangel, geb. 1670 zu Stade, wohin sich ihre Mutter zurückgezogen hatte, besuchte seit ihrem 15. Jahr in deren Begleitung die Höfe Deutschlands und Schwedens, verweilte nach dem Tode der Mutter (1691) längere Zeit in Hamburg bei ihrer ältern Schwester, der Gemahlin des Grafen Löwenhaupt, und ging 1694 nach Dresden, um durch die Verwendung des Kurfürsten August II. die Rettung ihres verschwundenen Bruders oder Gewißheit über seinen Tod und den Besitz seiner Erbschaft zu erlangen. Ihre Schönheit gewann den Kurfürsten, und sie ward bald seine erklärte Geliebte und von ihm 28. Okt. 1696 zu Goslar Mutter des nachmals berühmten Marschalls Moritz, Grafen zu Sachsen. Schon nach Jahresfrist erkaltete aber Augusts II. Zuneigung zu ihr, und Aurora zog sich in die Abtei zu Quedlinburg zurück; wo sie im Januar 1698 zur abteilichen Koadjutorin und zwei Jahre später zur Pröpstin ernannt wurde. Doch lebte sie abwechselnd in Berlin, Dresden und Hamburg. 1702 übernahm sie eine diplomatische Mission in das schwedische Lager von Narwa, um Karl XII. günstiger für August II. zu stimmen, machte jedoch keinen Eindruck auf denselben. Nach dem Altranstädter Frieden begab sie sich wieder in ihr Kloster, wo sie 16. Febr. 1728 starb. Sie besaß eine vielseitige Bildung, namentlich seltene Sprachkenntnisse, war Virtuosin auf der Laute und Viola da Gamba und hinterließ mehrere kleine Opernmotive, ein paar Liebeslieder und einige Kantaten. Vgl. Cramer, Denkwürdigkeiten der Gräfin Maria Aurora von K. (Leipz. 1836, 2 Bde.); Corvin-Wiersbitzky, Maria Aurora, Gräfin von K. (das. 1848); Palmblad, Aurora K. und ihre Verwandten (das. 1848, 4 Bde.; unzuverlässig).

Königspalme, s. Cocos; K. von Havana, s. Oreodoxa.

Königsrinde, s. v. w. Königschina, s. Chinarinden.