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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Katharina (die Heldenmütige, Gräfin von Schwarzburg) – Katheter

Zimmermann, Falconet, die Damen Geoffrin und Bjelke die erste Stelle ein. Ein Denkmal K.s (von Mikeschin) wurde 6. Aug. 1873 in Petersburg enthüllt. – Vgl. Castéra, Histoire de Catherine II (3 Bde., Par. 1800); Brückner, K. II. (Berl. 1883); ders., Neue Beiträge zur Geschichte der Regierung K.s II. (in der «Histor. Zeitschrift», 1887); Bilbassoff, Geschichte K.s II. (aus dem Russischen, Bd. 1 u. 2, Verl. 1891–93); Kleinschmidt, K. II. als Civilisatorin (Hamb. 1891).

Katharina die Heldenmütige, Tochter eines Grafen von Henneberg und seit 1524 Gemahlin Graf Heinrichs XXXVII. von Schwarzburg (gest. 1538), eine eifrige Anhängerin der Reformation, soll nach dem Bericht in Spangenbergs «Adelsspiegel», den Schiller einer abgeleiteten Quelle im «Deutschen Merkur» von 1788 nacherzählt hat, Alba, den Herzog Heinrich von Braunschweig und andere vornehme Gäste, als diese 1547 auf Schloß Rudolstadt weilten und die Bitte der Gräfin um Schutz ihrer Unterthanen gegen das räuberische Kriegsvolk lächelnd ablehnten, mit augenblicklichem Tod bedroht haben, falls sie nicht den Räubereien Einhalt thun würden (»Fürstenblut für Ochsenblut»). K. starb 7. Nov. 1567. – Vgl. Hesse in den «Neuen Mitteilungen aus dem Gebiet histor.-antiquarischer Forschungen», Bd. 10 (Halle 1864).

Katharinenberg, Berg des Kaiserstuhls (s. d.) bei Endingen, 492 m hoch.

Katharinenburg, s. Jekaterinburg.

Katharinenfeld, deutsche Kolonie, s. Bortschalinscher Kreis.

Katharinenkloster, s. Sinai.

Katharinenorden, in Rußland vom Kaiser Peter d. Gr. 24. Nov. (5. Dez.) 1714 zu Ehren der heil. Katharina gestifteter Damenorden, zerfällt in Groß- und Kleinkreuze, an deren Spitze die Kaiserin als Großmeisterin steht. Das Großkreuz können neben den Prinzessinnen der kaiserl. Familie nur 12 Damen vom höchsten Adel erhalten, für die zweite Klasse sind 94 Edeldamen aufnahmefähig. Das Großkreuz, am roten Band mit silbernem Rand getragen, ist ein breitflügeliges Kreuz von Diamanten, im ovalen Mittelavers die heil. Katharina mit einem Kreuz, worauf die Buchstaben D. S. F. R. (Domine, salvum fac regem), auf dem Revers ein Nest junger Adler auf einem Turm, an dessen Fuß zwei alte Adler mit der Inschrift «Aequant munia comparis». Das Ordenszeichen der zweiten Klasse ist kleiner und hat in Gold und Brillanten abwechselnde Flügel.

Katharinenrad, das Attribut der heil. Katharina (s. d.) von Alexandria; in der frühgot. Baukunst soviel wie Radfenster (s. d.).

Katharinenstadt, s. Jekaterinenstadt.

Katharsis (grch., d. h. Reinigung), eigentlich die Entfernung des Ungehörigen. Aristoteles («Poetik», Kap. 6) übertrug das Wort auf das Ästhetische und schrieb besonders der Musik und der Tragödie eine reinigende Macht zu; durch Furcht und Mitleid vollbringe diese eine Reinigung der Gemütsstimmungen; d. h. durch die erschütternde Darstellung soll die Seele von selbstischer Leidenschaft befreit werden. – Vgl. J. Bernays, Grundzüge der Verlornen Abhandlung des Aristoteles über die Tragödie (Bresl. 1857); Geyer, Die aristotelische K., erklärt (Lpz. 1860); Baumgart, Aristoteles, Lessing und Goethe (ebd. 1877); Manns, Die Lehre des Aristoteles von der tragischen K. (Karlsr. 1883).

Kathartikum (grch.), abführendes Mittel.

Kathartinsäure, wahrscheinlich ein saures Glykosid, bildet, teilweise an Kalk und Magnesia gebunden, den wirksamen Bestandteil der Sennesblätter.

Kathe, Bauernhaus, s. Kate.

Katheder (grch., d. i. Sessel), Lehrstuhl in den Schulen der Philosophen und Rhetoren, jetzt gewöhnlich in Lehrzimmern und Auditorien der erhöhte, mit einer Brustlehne versehene Platz, von dem herab die Vorträge gehalten werden. (S. Cathedra.)

Kathedersocialismus, ursprünglich Spottname, den zuerst H. B. Oppenheim in einem Artikel der «National-Zeitung» (vom 17. Dez. 1871) gegen die Bestrebungen derjenigen akademischen Vertreter der nationalökonomischen Wissenschaft angewendet hatte, die sich für ein weitgehendes Eingreifen des Staates auf dem Gebiete der Wirtschaftspolitik aussprachen. Von Socialismus konnte bei ihnen keine Rede sein, da sie durchaus nicht die socialistischen Forderungen zu den ihrigen machten, sondern nur für maßvolle positive staatliche Socialpolitik eintraten. Trotzdem ging die Bezeichnung in den allgemeinern Sprachgebrauch über. Zahlreiche Kathedersocialisten, sowohl Männer der Wissenschaft als des praktischen Lebens, darunter die Professoren Schmoller, von Scheel, Schönberg, Held, Nasse u. a., vereinigten sich 1872 zu dem «Verein für Socialpolitik», um außerhalb des Kampfes der polit. Parteien für sociale Reformen zu wirken. Heute werden die Anschauungen des K. von der großen Mehrzahl der deutschen wissenschaftlichen Nationalökonomen vertreten. Der K. ist wohl zu unterscheiden vom Staatssocialismus (s. Socialpolitik). – Vgl. Verhandlungen der Eisenacher Versammlung (1872) zur Besprechung der socialen Frage; Ad. Wagner, Offener Brief an Herrn H. B. Oppenheim (Berl. 1872); ders., Rede über die sociale Frage (ebd. 1872); H. B. Oppenheim, Der K. (2. Aufl., ebd. 1873); Laspeyres, Die Kathedersocialisten und die statist. Kongresse (ebd. 1875); Held, Socialismus, Socialdemokratie und Socialpolitik (Lpz. 1877); Schönberg, Handbuch der polit. Ökonomie, 2. Bd. (3. Aufl., Tüb. 1891), S. 646 fg.; Ad. Wagner, Grundlegung der polit. Ökonomie, Bd. 1 (3. Aufl., Lpz. 1892).

Kathedrale (von Cathedra, s. d.), eine jede Hauptkirche, an der ein Bischof oder Erzbischof seinen Sitz hat. Oft wird auch das Wort gleichbedeutend mit Dom oder Münster gebraucht.

Kathedralglas, s. Glas (Bd. 8, S. 42 b).

Kathedralschulen, soviel wie Domschulen.

Kathenotheïsmus, s. Henotheïsmus.

Katheten (grch.), diejenigen beiden Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks, die den rechten Winkel einschließen. (S. Pythagoreischer Lehrsatz.)

Katheter (grch.), ein chirurg. Instrument, welches in Kanäle und Höhlen des Körpers eingeführt wird, hauptsächlich um Flüssigkeit aus denselben abzulassen. Die K. sind Röhren, die gewöhnlich an dem Ende, welches eingeführt wird, abgerundet und mit seitlichen Öffnungen (Augen) versehen, an dem äußern Ende aber trichterförmig erweitert sind. Man gebraucht K. aus Metall (Silber, Neusilber, Zinn), welche eine dem Kanal, in den sie eingeführt werden sollen, entsprechende Krümmung haben, bedient sich aber auch biegsamer, aus einer Harz- oder Kautschukmasse gefertigter K., welche durch einen in sie gesteckten gebogenen Draht (Leitsonde, Mandrin) ihre Form und Festigkeit erlangen. Man katheterisiert besonders die Blase, den Magen, die

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