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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kindergottesdienst - Kinderkrankheiten

nister Stremayr empfahl sie in einem besondern Erlasse vom 22. Juni 1872, in welchem er zugleich ihre Einrichtung und die Heranbildung von Kindergärtnerinnen regelte. In Preußen wurden sie 1851 unter dem Kultusminister von Raumer verboten, weil man sie auf Grund eines Programms des Demokraten Karl Fröbel in Hamburg, den man wahrscheinlich mit Fr. Fröbel verwechselte, für eine socialistische Einrichtung hielt, die darauf berechnet sei, die Jugend zum Atheismus heranzubilden. Das Verbot wurde zwar 1860 wieder zurückgenommen, aber selbst der Minister Falk lehnte es ab, Fr. Fröbels System vorzugsweise zu empfehlen, und der Kultusminister von Goßler bekundete zwar sein Interesse für die K. in einem Erlasse vom 13. Nov. 1885, weigerte sich aber für Kindergärtnerinnen u. s. w. staatliche Prüfungen ins Leben zu rufen.

Vgl. außer den Schriften von Fr. Fröbel: Gruber, Die Pädagogik des K. (neue Ausg., Lpz. 1873); E. Barth, Bilder aus dem K. (ebd. 1873); A. Köhler, Der K. in seinem Wesen dargestellt (2. Aufl., Weim. 1874); Fellner, Die Formenarbeiten (7 Hefte, Wien 1874-79); Goldammer, Der K. (4 Tle., Berl. 1874 -79; Tl. 1 u. 2 in 4. Aufl. 1885); Hanschmann, Fr. Fröbel (Bielef. 1875); Bertha von Marenholtz-Bülow, Die Arbeit und die neue Erziehung nach Fröbels Methode (2. Aufl., Cass. 1875); Hirt, Vorlagen zu Fröbelschen Beschäftigungen (15 Hefte, Lpz. 1875-78); Lina Morgenstern, Das Paradies der Kindheit (4. Aufl., ebd. 1878); Bertha von Marenholtz-Bülow, Das Kind und sein Wesen (2. Aufl., Cass. 1878); Köhler, Die Praxis des K. (3. Aufl., 3 Bde., Weim. 1878-87); Seidel und F. Schmidt, Arbeitsschule (16 Hefte, Weim. 1882); Cassau, Fr. Fröbel und die Pädagogik des K. (Wien 1882); Fr. Seidel, Katechismus der praktischen Kindergärtnerei (3. Aufl., Lpz. 1887).

Kindergottesdienst, s. Sonntagsschulen.

Kinderheilanstalten, s. Kinderheilkunde.

Kinderheilkunde oder Pädiatrik, derjenige Zweig der praktischen Medizin, welcher sich mit der Behandlung und Heilung der Kinderkrankheiten (s. d.) beschäftigt. An und für sich sind zwar die pathol. Vorgänge im Körper des kranken Kindes von denen im Körper des kranken Erwachsenen nicht wesentlich verschieden; aber da der kindliche Organismus sich gegen die verschiedenen Krankheitsursachen und Schädlichkeiten in mancher Beziehung abweichend verhält, viele Krankheiten auch beim Kind einen eigenartigen Verlauf nehmen, überdies auch die Untersuchung des kranken Kindes mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen hat und viele Heilmittel auf den kindlichen Körper anders einwirken als auf den erwachsenen, so stellte es sich schon frühzeitig als notwendig heraus, die jungen Ärzte in besondern Kinderheilanstalten und Kinderkliniken mit diesen Eigentümlichkeiten im Verlauf und in den Behandlungsmethoden der Kinderkrankheiten genügend vertraut zu machen. Seit 1879 treten alljährlich die deutschen Kinderärzte zu einem deutschen Kongreß für K. zusammen, um ihre pädiatrischen Erfahrungen gegenseitig auszutauschen und über alle Neuerungen und Fortschritte auf diesem Gebiete zu beraten. Über die Litteratur der K. s. Kinderkrankheiten.

Kinderheilstätten, Heilstätten für arme schwächliche oder skrofulöse, durch ungenügende Ernährung und ungesunde Wohnungsverhältnisse heruntergekommene Kinder, welche durch den allgemeinen Wohlthätigkeitssinn auf dem Wege der Vereinsthätigkeit im Gebirge oder auf dem Lande, in Solbädern oder an den Seeküsten errichtet worden sind. Wie auf fast allen Gebieten der Hygieine, ging England auch in der Gründung von K. allen übrigen Völkern voran, indem es schon Ende des vorigen Jahrhunderts die ersten Anstalten für schwächliche und skrofulöfe Kinder zu Margate an der Küste des Kanals errichtete. Italien folgte 1845 mit der Anstalt für rhachitische und skrofulöse Kinder zu Turin sowie mit dem 1856 von Barellai errichteten Ospizio marino in Viareggio bei Pisa, und seitdem sind auch in Frankreich, Holland, Belgien, Dänemark, Deutschland, Österreich und Nordamerika nach und nach zahlreiche K. errichtet worden. Man unterscheidet ländliche Sanatorien, bei denen die kranken Kinder längere Zeit auf das Land gegeben werden, um gute Luft zu genießen und Milchkuren zu gebrauchen, K. in Solbädern (Frankenhausen, Kosen, Sulza, Nauheim, Elmen, Rothenfelde, Oldesloe, Kreuznach u. a.), in welchen skrofulöse Kinder mehrere Wochen oder Monate gegen ein geringes Verpflegungsgeld aufgenommen und mit Solbädern behandelt werden, sowie Seehospize oder Seestationen, welche rhachitischen, skrofulösen und blutarmen Kindern den monatelangen Genuß des Seeklimas und der Seebäder gewähren sollen. In Berlin besteht erst seit 1880 ein Verein zur Errichtung von K. an den deutschen Seeküsten, welcher bisher derartige Heilstätten in Norderney, Wyk auf Föhr, Westerland auf Sylt, Großmüritz und Zoppot begründete. Ein ähnlicher Verein zur Errichtung von Seehospizen wurde von Montr und Albert in Wien gegründet, welcher bereits in St. Pelagio bei Rovigno das erste Seehospiz für 100 Kinder erbaut und eröffnet hat.

Kinderhorte (Knaben-und Mädchenhorte), Einrichtungen, welche den Zweck haben, solche Schulkinder, die während ihrer schulfreien Zeit ohne Aufsicht und darum in Gefahr sind, der Verwahrlosung anheimzufallen, während dieser Zeit in besondere Obhut zu nehmen. Dieselben sind zuweilen mit der Schule verbunden, wie in Leipzig, öfter aber auch ohne besondern Zusammenhang mit derselben. In manchen wird den Kindern auch Kost gegeben. In Erlangen gab 1871 der Professor Schmidt-Schwarzenberg die Anregung; Augsburg (1878), München (1881), Fürth (1883), Bamberg und Nürnberg (1884) folgten, und die Erfolge waren so günstig, daß 1884 die Regierung in Bayern die Einrichtung von K. allgemein empfahl. In Leipzig hat die städtische Schulbehörde bis jetzt zwei Knabenhorte eingerichtet, einer Vereinigung von Damen ist die Gründung eines Mädchenhorts zu verdanken.

Kinder Israel, s. Israel.

Kinderkliniken, s. Kinderheilkunde.

Kinderkrankheiten, im allgemeinen diejenigen Krankheiten, welche ausschließlich das Kindesalter befallen, wie die Englische Krankheit (s. d.), die Kopfblutgeschwulst und die Nabelkrankheiten der Neugeborenen u. a., oder doch vorzugsweise bei Kindern angetroffen werden, wie der Krupp, die Skrofulose, die tuberkulöse Hirnhautentzündung, die Diphtheritis, der Keuchhusten u. a., im engern Sinne die sog. akuten Exantheme (Masern, Röteln, Scharlach, Wasserpocken), weil diese zu gewissen Zeiten in größern oder geringern Epidemien unter der Kinderwelt auftreten und Erwachsene nur dann befallen, wenn sie in der Kindheit von ihnen ver-^[folgende Seite]

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