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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kontrast - Kontrollapparate.

nicht schon durch Kauf bestimmt, so erklärt man sich der Reihe nach, ob man in der aufgeschlagenen Farbe spielen will oder paßt. Die Vorhand darf hierbei "lauern", indem sie sich erst nach den 3 andern definitiv erklärt. Will niemand in der Wahlfarbe spielen, so darf ein Spiel in andrer Farbe angesagt werden. Man gewinnt ein Spiel entweder 1) mit 3 Stichen oder 2) mit 2 Stichen, wenn man sie bekommt, ehe ein andrer auch 2 hat, und wenn 3 Stiche nicht in einer Hand vereinigt sind. Trifft eine dieser Bedingungen nicht zu, so ist das Spiel verloren. Ist ein Spiel gemeldet, und glaubt man dem Spieler die Spitze bieten zu können, so ruft man, ehe ausgespielt ist, Kontra! und kauft das Wahlblatt. War dieses aber schon gekauft, oder wird nicht in Wahlfarbe gespielt, so darf man den 1. Stich abwarten und dann immer noch Kontra! rufen. Ist Kontra gesagt, so darf nach Ablauf des 2. Stiches, vor Ausspielen des 9. Blattes, ein Dritter "Rekontra" melden und event. beide Konkurrenten Bete machen. Für jedes gewonnene oder verlorne Spiel wird der volle Inhalt des Tellers gezogen, bez. Bete gesetzt, sofern er nicht den Betrag von 4 Stämmen überschreitet. Etwaniger Überschuß wird nicht gezogen und nicht gesetzt. Wer revoltiert wird, muß nicht nur Bete setzen, sondern auch, je nachdem in Wahlfarbe gespielt wurde oder nicht, jedem Mitspieler 2 oder einen Stamm auszahlen.

Kontrást (franz. contraste), s. v. w. Gegensatz, Abstich; in der Ästhetik die Aufmerksamkeit erregende Nebeneinanderstellung einander widerstreitender Sinnesvorstellungen unter einem und demselben Begriff, wodurch das Eigentümliche einer jeden um so stärker hervortritt. Der K. regt die Lebenskraft an, entfernt das Einförmige und erhöht die Klarheit und Lebendigkeit der Vorstellungen. Verschieden davon ist die Antithese ("Gegensatz"), wo das Entgegengesetzte vereinigt ist, um desto mehr voneinander geschieden zu werden, während im K. verschiedenartige Gegenstände miteinander verglichen werden. Der K. in der bildenden Kunst, dem rein Symmetrischen entgegengesetzt, wird häufig bloß für Mannigfaltigkeit genommen; so spricht man vom K. der Schatten und Lichter, des Alters, Geschlechts und der Leidenschaft, in den Gruppen, in den Stellungen der Figuren etc. - Kontrastieren, abstechen, einen K. bilden.

Kontrasubjekt, in der Fuge der Kontrapunkt, welchen die erste Stimme ausführt, während die zweite den Gefährten vorträgt; das K. wird nämlich vielfach im weitern Verlauf der Fuge verwertet und wie ein zweites Thema behandelt, was es in der Doppelfuge wirklich ist.

Kontravallationslinien (lat.), zusammenhängende Erdumwallung zur Einschließung von Festungen, s. Zirkumvallationslinien und Festungskrieg.

Kontravention (lat.), Übertretung eines Gesetzes oder einer Übereinkunft, auch Bezeichnung für strafbare Handlungen leichtesten Grades (contraventions) im Gegensatz zu den Verbrechen (crimes) und Vergehen (délits). Kontravenieren, zuwiderhandeln; Kontravenient, Zuwiderhandelnder; Kontravenienz, Zuwiderhandeln, Übertretungsfall.

Kontraviolon, s. v. w. Kontrabaß.

Kontrayérvenwurzel, s. Dorstenia.

Kontrazettel, im Handelswesen der Zettel, den man in die Kasse legt, und worauf alle herausgenommenen Posten stehen, um bei Monatsschluß danach abschließen zu können.

Kontreskarpe (franz. Contre-escarpe, spr. kontr-eskarp), bei Befestigungen die äußere Grabenböschung (vgl. Festung).

Kontribuieren (lat.), beisteuern, beitragen; Kontribuent, Beisteuernder, Steuerpflichtiger.

Kontribution (lat.), gemeinschaftlicher Beitrag, namentlich alle Lieferungen an Geld und Naturalien, welche das Oberkommando einer Armee in Feindesland zur Versorgung seiner Truppen ausschreibt. Sie unterscheidet sich dadurch von der Requisition (s. d.), welche von einzelnen Truppenkommandos angeordnet und von den Truppen selbst gegen Erteilung amtlich ausgefertigter Empfangsbescheinigungen ausgeführt wird. K. nennt man ferner die Summen, welche dem besiegten Feind vom Sieger beim Friedensschluß, insbesondere unter dem Titel der Kriegskostendeckung, auferlegt werden. In einigen Staaten hieß so auch früher die ursprünglich wohl als Kriegssteuer eingeführte Grundsteuer.

Kontrition (lat.), Zerknirschung, besonders der zur Buße (s. d.) gehörige Schmerz. Die katholische Dogmatik stellt ihr gegenüber die Attrition (s. d.).

Kontrollapparate, mechanische Vorrichtungen zur Überwachung verschiedener Leistungen, namentlich auf dem Gebiet der mechanischen Technik und des Maschinenwesens, vielfach aber auch in der chemischen Industrie, bei Destillationen etc. angewandt. Von besonderm Interesse sind die K. für Eisenbahnzüge, Instrumente, durch welche während der Fahrt eines Eisenbahnzugs Kurven aus einen Papierstreifen gezeichnet werden, aus denen man entweder auf die Kraft oder auf die Geschwindigkeit der Lokomotive während der einzelnen Momente der Fahrt schließen kann. Im erstern Fall gehört der Kontrollapparat zu den Kraftmessern, im letztere zu den Geschwindigkeitsmessern. Als Kraftmesser ist bei vielen Bahnen der Kontrollapparat von Holzt eingeführt. Derselbe wird zwischen Lokomotive und Tender an Stelle der Kuppelung eingeschaltet und muß somit die ganze Zugkraft der erstern übertragen. Seine Wirkungsweise ist aus nebenstehender Figur zu ersehen. In derselben bedeutet a eine Zugstange, welche von der Lokomotive herkommt; dieselbe wirkt an dem kürzern Arm des Hebels b, dessen längerer Arm wiederum auf den kurzen Arm des Hebels c wirkt. Am Ende des langen Armes von c schließt sich die Feder d an, welche nur den 40. Teil der Zugkraft auszuhalten hat, sich aber 40mal so stark ausdehnt, als die Zugstange a sich bewegt. Mit dem Hebel c ist nun ein Schreibstift verbunden, welcher auf einem durch Uhrwerk langsam bewegten Papierstreifen eine Kurve zeichnet, deren Abscissen der Zeit, deren Ordinaten der Zugkraft proportional werden, und aus welcher man ein deutliches Bild von der Größe des Zugwiderstandes während der ganzen Fahrt erhält.

Für die Messung und Registrierung von Zuggeschwindigkeiten und Haltezeiten sind verschiedene Prinzipien in Anwendung. Der Kontrollapparat von Preuß bezweckt nur die Registrierung der Fahr- und Haltezeiten überhaupt, um die Pünktlichkeit der Lokomotivführer kontrollieren zu können, und bedient sich hierzu des elektrischen Stroms, welcher durch die Er-^[folgende Seite]

^[Abb.: Kontrollapparat von Holzt.]