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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Korrepetieren - Korrobori.

oder Korreferat s. v. w. Korreferenz, der Bericht des Korreferenten. Über K. der Organe s. Darwinismus, S. 565.

Korrepetieren (neulat.), wiederholen lassen, mit jemand wiederholend einüben; Korrepetitor, an den Theatern derjenige Musiker, welcher teils den Sängern und Choristen die Opernstimmen einstudiert und jeden einzelnen zur Probe vorbereitet, teils auch die Ballette mit den Tänzern besonders probiert.

Korrespondent (neulat.), jemand, mit dem man in Briefwechsel steht, korrespondiert; ein Kaufmann, der mit einem andern in Waren- und Wechselgeschäften steht; Kommis, der auf einem Kontor die Korrespondenz führt; auch s. v. w. Berichterstatter für Zeitungen; daher Spezialkorrespondent, ein von einer Zeitung angestellter K., welcher für diese allein Briefe und Telegramme zu liefern hat (in England Our own, "unser eigner", genannt).

Korrespondentreeder (franz. Armateur, engl. Husband of ship), der von einer Mehrheit von Schiffsbesitzern (Reedern) für den Reedereibetrieb aufgestellte Schiffsdirektor oder Schiffsdisponent.

Korrespondénz (neulat., franz. correspondance), Briefwechsel, brieflicher Verkehr, geschäftlicher wie privater. Das Wort K. wird auch einseitig gebraucht, namentlich bei Veröffentlichung von Briefsammlungen bedeutender Personen, bei Berichten auswärtiger Mitglieder von Akademien (korrespondierendes Mitglied) und bei gelegentlichen oder regelmäßigen Mitteilungen von Korrespondenten oder Korrespondenzbüreaus an Zeitungen. Diese den täglichen Bedarf der letztern zum Teil deckenden Korrespondenzen, welche gedruckt oder autographisch vervielfältigt werden, sind um 1830 entstanden. Zu Anfang der 30er Jahre soll nach Wuttke ("Die deutschen Zeitschriften", Leipz. 1866) ein Dr. Singer in Baden die erste bekannt gewordene autographierte K. im publizistischen Sinn herausgegeben haben, und bald darauf (1832) erschien in Paris die "Correspondance Garnier", welche unter dem Einfluß der Regierung Ludwig Philipps stand und von fast allen französischen Zeitungen benutzt wurde. Ihre Fortsetzung ist die noch jetzt bestehende, täglich in Paris erscheinende "Correspondance Havas" (s. Havas), welche ebenfalls die Ansichten der jeweiligen Regierung widerspiegelt. Mitte der 40er Jahre wurde mit ihr ein für Deutschland bestimmter, von S. Seiler redigierter Teil in deutscher Sprache verbunden, nachdem vorher schon (1844) H. Börnstein eine K. von der gleichen Art, jedoch unabhängig, begründet hatte. Die 40er Jahre riefen besonders noch in Brüssel und London ähnliche Anstalten ins Leben. Gegenwärtig wird von Paris aus an deutsche Zeitungen die "Französische K." (herausgegeben von Stuht) verschickt, welche Informationen von der deutschen Botschaft bezieht. Von London aus wird die "Englische K." an deutsche Zeitungen versendet. Daneben hat nur noch die in Wien erscheinende "Politische K." eine Bedeutung, welche aus offiziösen Quellen in Berlin und Wien bedient wird. In Deutschland gibt es zwei Gattungen von Korrespondenzen, politische, die von den Hauptstädten, namentlich von der Reichshauptstadt, ausgehen und meist im Dienste der einzelnen Parteien stehen, deshalb auch Parlamentsberichte und parlamentarische Nachrichten bringen, und lokale, welche die Zeitungen der betreffenden Orte mit Berichten über Tagesvorgänge (Versammlungen, Feierlichkeiten, Unglücksfälle, Verbrechen etc.) versorgen. Diese Lokalkorrespondenzen sind ephemere Erscheinungen, die schnell Titel und Herausgeber wechseln. Auch die politischen Korrespondenzen sind schnellem Wechsel unterworfen, selbst die von den Regierungen unterstützten. Nach dem Eingehen der preußischen "Provinzialkorrespondenz" (s. d.) erscheint gegenwärtig eine anonym (von Dr. Klee) herausgegebene K., welche an der Regierung ergebene Provinzialblätter (Kreis-, Amtsblätter u. dgl.) versandt wird, um über die Absichten der Regierung zu orientieren. Ein gleiches System wird von den verschiedenen parlamentarischen und wirtschaftlichen Parteien befolgt. Es gibt eine "Konservative K.", eine "Nationalliberale K.", eine "Liberale K.", eine "Freihandelskorrespondenz", eine "Kolonialpolitische K.", ferner die "Deutschen Nachrichten" mit der "Freikonservativen Wochenkorrespondenz", die von der Regierung beeinflußten "Berliner politischen Nachrichten", Oldenbergs "Kammerkorrespondenz" u. a. Daneben betreiben einzelne Parteiführer (wie E. Richter) und Journalisten ein ausgedehntes Korrespondenzgeschäft, mit welchem sie kleinere Parteiblätter bedienen. Von Korrespondenzen, die außerhalb Berlins erscheinen, sind noch die "K. Hoffmann" (München) und die "Thüringische K." (Weimar) zu erwähnen. Die politischen Korrespondenzen haben an Bedeutung verloren, seitdem die größern Zeitungen im Ausland Spezialkorrespondenten unterhalten, und seitdem sie sich mit den hervorragenden Parteiführern des Inlandes direkt in Verbindung gesetzt haben. Für die gesamte Presse von Wichtigkeit sind nur noch diejenigen Korrespondenzen, welche über die Absichten der Regierung und der maßgebenden politischen Kreise in offiziöser Form orientieren. Nach dem deutschen Reichsgesetz über die Presse vom 9. Mai 1874 sind die auf mechanischem oder chemischem Weg vervielfältigten periodischen Mitteilungen, sofern sie ausschließlich an Redaktionen versandt werden, von den Bestimmungen des Preßgesetzes ausgenommen.

Korrespondenzkarte, s. Postkarte.

Korrespondieren (neulat.), entsprechen; in Briefwechsel miteinander stehen; als Korrespondent thätig sein. Über korrespondierende Winkel in der Geometrie vgl. Parallel; korrespondierende Höhen in der Astronomie, s. Höhen, korrespondierende.

Korrianenwein, s. Obstwein.

Korridor (franz.), ein mehr oder minder langer und schmaler Gang längs einer Reihe von Zimmern, nach welchem hin jedes einen Eingang hat.

Korrigénd (lat.), der zu bessernde Züchtling; Korrigenda, zu verbessernde Druckfehler (vgl. Korrektur).

Korrigieren (lat.), verbessern, berichtigen, von Fehlern säubern (vgl. Korrektur).

Korrigierende Mittel (Corrigentia), in der Rezeptierkunst solche Mittel, welche an sich ohne Arzneiwirkung, nur zur Verbesserung des Aussehens, Geruchs und besonders des Geschmacks benutzt werden. Zu letztern gehören z. B. Himbeersaft, Pfefferminz-, Pomeranzen- und andre Siruparten, Ölzucker, ätherische Öle und Tinkturen, die einen beinahe stehenden Bestandteil aller Mixturen bilden.

Korripieren (lat.), ergreifen, haschen; tadelnd strafen; eine Silbe in der Aussprache kürzen.

Korroboration (lat.), Stärkung; Korroborativ (Corroborans), Stärkungsmittel.

Korrobori, Nationaltanz der Eingebornen des Australkontinents, der nur von Männern ausgeführt wird, die sich dazu mit Kohle, Blut, Ocker, weißem Thon bemalen, mit Federn, Haarbüscheln etc. ausputzen und mit Speeren und Schilden bewaffnen,