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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kulierwaren; Kulik; Kulilabanrinde; Kulinarisch; Kulisse; Kulisz; Kullak

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Kulierwaren - Kullak.

Britisch-Amerika, dort zählte man 1881: 4383 chinesische Kulis. In Australien und Neuseeland war die Zahl chinesischer Kulis früher eine weit größere; 1881 zählte man aber nur 43,706, so viel wie Victoria früher allein beherbergte. Hier hat das Fallen der Erträge der Goldfelder und die Einwanderung erschwerende Bedingungen (Kopfsteuer etc.) eine solche Verminderung bewirkt. Während diese Auswanderung eine durchaus freiwillige war, nahm dieselbe mit Eröffnung der chinesischen Häfen durch den Frieden von Peking (1860) einen ganz andern Charakter an. Macao wurde der Mittelpunkt für die Auswanderung nach solchen Ländern, welche Arbeiter für ihre Baumwoll- und Zuckerplantagen bedürfen, und der Sammelplatz für die mit den verwerflichsten Mitteln, selbst durch Menschenraub Zusammengebrachten. Indes schritten die englischen Behörden in Hongkong seit 1872 gegen die Schiffe, welche mit geraubten Kulis Macao zusteuerten, sehr energisch ein, und auch China erhob Beschwerde bei der portugiesischen Regierung, so daß die letztere 30. Nov. 1873 sich genötigt sah, den Kulihandel in Macao gänzlich abzuschaffen. Diese Auswanderer erfuhren in Peru, wo 1876 sich 50,032 Kulis befanden, und in Cuba (1882: 48,811) sowie in Kolumbien, wo bei den Eisenbahnarbeiten auf der Landenge von Panama chinesische Kulis in Massen hinstarben, die schmählichste Behandlung; eine menschenwürdige wurde ihnen in Peru und in den spanisch-amerikanischen Besitzungen erst durch die seitens Chinas 26. Juni 1874 mit Peru und 6. Juni 1879 mit Spanien abgeschlossenen Verträge gesichert. In jüngster Zeit hat auch eine zunehmende Auswanderung nach Hawai stattgefunden, wo 1884 sich 17,939 chinesische Kulis befanden. Vgl. Beta, Der Kulihandel (in "Unsere Zeit" 1871); Ratzel, Die chinesische Auswanderung (Berl. 1876).

Kulierwaren, s. Wirkerei.

Kulik (poln. Kulig), eine poln. Fastnachtsbelustigung, welche bis zum Donnerstag vor dem Palmsonntag fortgesetzt wird und darin besteht, daß ein Gutsbesitzer mit seiner Familie den Nachbar für einige Tage besucht, dann mit diesem sich auf den nächsten Gutshof begibt und so fort, bis die Runde beim ganzen Kulik-Klub gemacht ist, wobei die Zahl der Gäste zuweilen auf 100 Personen steigt.

Kulilabanrinde, s. Cinnamomum.

Kulinarisch (lat.), auf die Küche bezüglich.

Kulisse (franz. coulisse), eigentlich Nute oder Falz, worin sich etwas auf- und abschiebt, daher Kulissentisch, s. v. w. Ausziehtisch; dann besonders die die Seitenwände oder Flügel einer Bühnendekoration bildenden beweglichen Teile (s. Theater). Ferner eine Vorrichtung an Dampfmaschinen, durch welche der Expansionsgrad des Dampfes mit Hilfe von Exzentrik und Schieber verändert wird; auch eine rinnenförmige Führung für die geradlinige Bewegung eines Maschinenteils; bei Wasserrädern eine Vorrichtung zur Regelung des Wasserzuflusses.

In der Börsensprache bezeichnet man mit K. die Gesamtheit der Kulissiers (franz. coulissiers), d. h. der Börsenspekulanten, welche ohne Vermittelung der beeidigten Makler hauptsächlich Differenzgeschäfte machen. Den Gegensatz zur K. bildet das Parkett, das Geschäft durch die offiziell bestellten Makler. An der Pariser Börse darf die K. nicht im Innern des Börsengebäudes, sondern nur an den Eingängen ihr Geschäft betreiben. Auch beschränkt die K. ihre Thätigkeit auf eine kleine Anzahl von Papieren, namentlich solche, die starken Wertschwankungen unterliegen. Die Kulissiers machen die Abschlüsse zum großen Teil nicht für eigne Rechnung, sondern als Kommissionäre, d. h. in eignem Namen, aber fremdem Auftrag. Vgl. Agiotage.

Kulisz (spr. -isch), Pantjeléimon Alexandrowitsch, kleinrussischer Dichter und Schriftsteller, geb. 27. Juli 1819 zu Woronesh, studierte in Kiew, war dann Lehrer an der Adelsschule von Luzk in Wolhynien, später in Kiew und bereiste 1844-45 das kiewsche Gouvernement, wo er Materialien für sein berühmtes Werk "Notizen über Südrußland" (Petersb. 1856-57, 2 Bde.) sammelte. Im J. 1843 wurde er nach Rowno in Wolhynien versetzt, nach wenigen Jahren aber als Gymnasiallehrer nach Petersburg berufen und zugleich zum Lektor der russischen Sprache an der dortigen Universität ernannt. Als er auf Anlaß der Akademie der Wissenschaften sich nach Prag begeben wollte, um sich dort für die ihm zugedachte Professur der slawischen Litteratur an der Petersburger Universität vorzubereiten, wurde er unterwegs in Warschau wegen angeblicher Verbreitung liberaler Ideen verhaftet und nach Abbüßung einer mehrmonatlichen Festungshaft nach Tula verbannt. Erst mit der Thronbesteigung Alexanders II. erhielt er seine Freiheit und die Erlaubnis zu schriftstellerischen Arbeiten zurück. Um jene Zeit erschien von ihm, außer dem oben genannten Werk, sein historischer Roman "Czorna Rada" (1857), ferner die kleinrussisch geschriebenen "Predigten des Hreczulewicz" (1857) und ein Elementarbuch für den Volksunterricht (1858). Von einer Reise nach Italien zurückgekehrt, veröffentlichte er 1862 seine "Morgenunterhaltungen", eine Sammlung kleinrussischer Gedichte, übersetzte 1869 die fünf Bücher Mosis ins Kleinrussische und war 1871 bei der Wiener Ausgabe der vier Evangelien in kleinrussischer Sprache vorzugsweise beteiligt. Mit besonderer Liebe hat er sich auch mit der vaterländischen Geschichte beschäftigt und bereits 1861 eine populäre Darstellung der Chmelnizkyschen Kriege veröffentlicht, der als sein letztes Werk die "Geschichte der Wiederherstellung der russischen Union" (Petersb. 1874, 3 Bde.) folgte. In weitern Kreisen der Slawenwelt hat sich K. namentlich dadurch bekannt gemacht, daß er die phonetische Orthographie, die sich seit Anfang des 19. Jahrh. in der Ukraine einzubürgern begann, zu fixieren und der Aussprache zweckmäßig anzupassen versuchte.

Kullak, Theodor, Klavierspieler und Musiklehrer, geb. 12. Sept. 1818 zu Krotoschin in der Provinz Posen, erhielt seinen ersten Klavierunterricht auf Veranlassung des Fürsten A. Radziwill in Posen von Albrecht Aghte und zeitweilig in Berlin von Greulich, bildete sich später, nachdem er am Gymnasium in Züllichau und an der Universität Berlin sein wissenschaftliches Studium vollendet hatte, in Wien unter Leitung Czernys (Klavier) und Sechters (Komposition) weiter aus und trat 1842 in letzterer Stadt sowie in verschiedenen andern Städten Österreichs unter großem Beifall als Virtuose und Komponist auf. Im nächsten Jahr kehrte er infolge einer Aufforderung, den Klavierunterricht der Prinzessin Anna von Preußen zu übernehmen, nach Berlin zurück, wo er nach kurzer Zeit zu einer hervorragenden, ja dominierenden Stellung gelangte und 1846 zum Hofpianisten ernannt wurde. Nach dieser Zeit trat bei K., ungeachtet der von ihm errungenen glänzenden Erfolge im Konzertsaal, mehr und mehr die pädagogische Thätigkeit in den Vordergrund und dies besonders entschieden, nachdem er 1850 gemeinschaftlich mit Jul. Stern und A. B. Marx das Konservatorium der Musik ins Leben gerufen hatte, dem er seine ganze