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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kunstheilung - Kunstschrank.

Gärungserreger benutzt wird. Man kann in der Brauerei zur Erregung der Gärung in der Maische Preßhefe oder aus benachbarten Brauereien oder Brennereien bezogene frische Hefe verwenden; wo aber beides nicht vorteilhaft ist, bedient man sich, wie in den meisten deutschen Brauereien, der selbstbereiteten K. Dies ist besonders da angezeigt, wo man Maischen verarbeitet, welche selbst keine Hefe bilden (wie die Melassenmaische), und wo man also die ganze Menge des zur Gärungserregung nötigen Ferments der Maische zusetzen muß. Zur Bereitung der K. behandelt man eine bestimmte Menge Malz mit oder ohne Getreidezusatz in kleinern Gefäßen derart, daß eine gärungsfähige Maische entsteht, läßt diese milchsauer werden, setzt eine geringe Menge Hefe hinzu und sorgt für die Erfüllung der Bedingungen, welche die Vermehrung der Hefe möglichst begünstigen. Sobald letztere ihren höchsten Grad erreicht hat, ist die K. zur Verwendung bereit; ein Teil derselben aber (Mutterhefe) wird stets zur Bereitung neuer K. reserviert, damit man der Benutzung fremder Hefe vollständig überhoben ist. Die Darstellung der K. erfordert ganz besondere Sorgfalt; die Bildung einer gewissen Menge von Milchsäure wird begünstigt, weil sie den Kleber des Malzes, den Hauptnährstoff des Hefenpilzes, in Lösung bringt, dagegen wird die Bildung von Essigsäure sorgfältig vermieden. Mit den speziellen Vorschriften zu den Kunsthefen wird viel Geheimniskrämerei getrieben. Vgl. Stammer, Die Branntweinbrennerei u. deren Nebenzweige (Braunschweig 1876.)

Kunstheilung, die durch ärztliche Behandlung herbeigeführte Heilung im Gegensatz zur Naturheilung.

Kunstholz, s. Plastische Massen.

Kunstindustrie, s. Kunstgewerbe.

Kunstkabinett, s. Kunstkammer.

Kunstkammer (Kunstkabinett), zum Unterschied von den Museen, in denen die verschiedenen Kunstsammlungen systematisch geordnet sind, eine Sammlung von historischen, kunstgewerblichen und naturgeschichtlichen Kuriositäten, bei deren Erwerbung nicht immer der Kunstwert, sondern ebensosehr die Seltenheit oder die Beziehung auf ein denkwürdiges Ereignis maßgebend war. Dergleichen Kunstkammern zu besitzen, gehörte im 16. und 17. Jahrh. zur Würde eines Fürstenhofs. Die Berliner K., welche früher einen Bestandteil der Museen ausmachte, 1875 aber teils dem Kunstgewerbemuseum, teils dem Hohenzollernmuseum einverleibt wurde, enthielt außer historischen Erinnerungen eine reiche Sammlung von Elfenbeinschnitzereien, Bernsteingegenständen, Emails, Gläsern, Majoliken, Waffen, musikalischen Instrumenten, alten Möbeln, architektonischen Modellen etc. Sie war im 16. Jahrh. von Joachim II. gegründet und von dem Großen Kurfürsten bedeutend vermehrt worden. Aus andern Staaten sind das "Kunst- und Raritätenkabinett" des als Kunstkenners und Sammlers berühmten Cosmus von Medici (1526-86), die von dem Erzherzog Ferdinand von Österreich (1529-95) gegründete "Ambraser Sammlung", welche 1806 von dem Schloß Ambras in Tirol nach Wien geschafft wurde, endlich das "grüne Gewölbe" in Dresden, welches 1721-24 vom Kurfürsten August II., dem Starken, angelegt wurde, zu nennen. Der Ausdruck K. ist heute ganz abgekommen, da die alten Kunstkammern entweder ganz aufgelöst, oder kunstgewerblichen Zwecken dienstbar gemacht worden sind.

Kunstkreuz, s. Kunst, S. 305.

Künstlerdruck (Épreuve d'artiste), s. Épreuve.

Künstliche Blumen und andre Zusammensetzungen, s. unter dem betreffenden Hauptwort.

Kunstmann, Friedrich, historischer und geographischer Schriftsteller, geb. 4. Jan. 1811 zu Nürnberg, ward nach beendeten philosophischen und katholisch-theologischen Studien Kaplan zu Bamberg, 1837 Religionslehrer an der Gewerbeschule und auch am Kadettenkorps zu München, war 1841-46 Lehrer der Prinzessin Dona Amalia von Brasilien in Lissabon und kehrte 1847 als Professor an die Universität nach München zurück. Er starb 15. Aug. 1867 daselbst. Außer vielen kleinern, teils in den Abhandlungen der Münchener Akademie, teils in den "Historisch-politischen Blättern" niedergelegten Arbeiten kirchenrechtlichen und historisch-geographischen Inhalts veröffentlichte er: "Hrabanus Magnentius Maurus" (Mainz 1841); "Die lateinischen Pönitentialbücher der Angelsachsen" (das. 1844); "Afrika vor den Entdeckungen der Portugiesen" (Münch. 1853) und "Die Entdeckung Amerikas nach den ältesten Quellen" (das. 1859, mit Atlas).

Kunstpfeifer, Name der zunftmäßig geschulten Musiker früherer Zeiten (s. Musikantenzünfte).

Kunstprodukte, gegenüber den Naturprodukten die aus letztern Rohprodukten auf mechanischem Weg mit Hilfe von Hand- oder Maschinenarbeit oder durch chemische Prozesse gewonnenen Produkte.

Kunstrad, Wasserrad zum Betrieb von Pumpwerken.

Kunstreiter, zur Schaudarstellung herumreisende Reitkünstler, welche durch kühne, groteske, graziöse Stellungen und Sprünge auf einem oder auf mehreren Pferden, entweder einzeln oder in Gruppen, durch Darstellungen von Scheingefechten oder Wettrennen und Wettfahrten, bisweilen auch durch komische Szenen die Zuschauer unterhalten und ergötzen. Ihre Pferde sind eigens für diesen Zweck zugeritten und zeigen oft als Schulpferde die feinste Dressur; viele lernen sogar verschiedene Kunststücke, wie z. B. auf den Hinterbeinen gehen, tanzen, am servierten Tisch fressen etc. Die Kunstreiterei wurde eine Zeitlang besonders von den Engländern betrieben, weshalb man auch früher die K. öfters englische Bereiter nannte. Unter den deutschen Kunstreitern hat bisher Ernst Renz, geb. 18. Mai 1814 zu Bruchsal, den größten Erfolg gehabt und auch die Pferdedressur zu großer Vollendung gebracht. Andre bekannte Kunstreiterfamilien sind: Loisset, Carré, Salamonsky. Als Erfinder eines besondern Abrichtungssystems hat Baucher (s. d.) Ruf erlangt.

Kunstsammlungen, Sammlungen von Kunstwerken. Sie sind entweder öffentliche Museen oder Privatsammlungen und gehören entweder Einem Fach der Kunst an, oder vereinigen mehrere derselben. Gemäldesammlungen nennt man auch Gemäldegalerien. Außerdem gibt es Sammlungen der graphischen Künste (Kupferstichkabinette), der Medailloplastik (Münzsammlungen), der Keramik (Vasen- und Porzellansammlungen), archäologische und historische Sammlungen, ethnographische Sammlungen, Was Ansammlungen etc., die meist mit andern Kunstschätzen in den großen Museen vereinigt, jedoch als besondere Abteilungen geordnet sind. Vgl. auch Kunstkammer. S. Museum, wo die einzelnen öffentlichen K. von Bedeutung aufgezählt sind.

Kunstschacht, s. Kunst, S. 305.

Kunstschrank, Bezeichnung für Schränke und Kabinette, die im Auftrag fürstlicher Sammler im 16. und 17. Jahrh. verfertigt wurden und eine große Anzahl von offenen und geheimen Fächern enthielten, in denen allerlei Kostbarkeiten, Raritäten, Geräte etc.