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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kurfürsten, die sieben - Kurilen.

Stiftung des Rheinbundes. Nur der Kurfürst von Hessen behielt nach seiner Wiedereinsetzung den Titel eines Kurfürsten bei; das Kurfürstentum Hessen endigte 1866 infolge der Annexion durch Preußen. Am 6. Jan. 1875 starb der letzte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen. Die besondere Tracht der K. bestand aus einem bis auf den Boden herabgehenden Rock (Kurmantel), bei den geistlichen K. aus scharlachrotem Tuch, bei den weltlichen von rotem Samt, mit einem Kragen von Hermelin und Hermelinbesatz an den weiten Ärmeln und vorn herunter, und aus dem Kurhut. Der Erbprinz eines Kurfürsten hieß Kurprinz. Vgl. Wilmanns, Die Reorganisation des Kurfürstenkollegiums (Berl. 1873); Schirrmacher, Die Entstehung des Kurfürstenkollegiums (das. 1874); O. Harnack, Das Kurfürstenkollegium bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (Gießen 1883); Quidde, Die Entstehung des Kurfürstenkollegiums (Frankf. a. M. 1884).

Kurfürsten, die sieben, s. Churfirsten.

Kurfürstengläser, altdeutsche Gläser in cylindrischer Form, aus der zweiten Hälfte des 16., meist aber aus dem 17. Jahrhundert, deren Außenseiten in zwei Zonen die kaiserliche Majestät, umgeben von den sieben Kurfürsten, in Emailmalerei zeigen (s. die Abbildung).

^[Abb.: Kurfürstenglas.]

Kurfürstenkrüge, rheinische u. Kreußener Steinzeugkrüge des 16. und 17. Jahrh., welche am Bauch mit den Relieffiguren, Büsten oder Wappen der sieben Kurfürsten geschmückt sind.

Kurgane (poln.), fast kreisrunde, mehr oder weniger hohe, pyramidenförmige Grabhügel in den Steppen Wolhyniens, der Ukraine und Podoliens, überhaupt in ganz Neurußland und Bessarabien von Krementschug bis zur Donau, enthalten oft in ihrem untern gemauerten Gewölbe die Gebeine alter skythischer Heerführer mit vielen silbernen und goldenen Geräten. Die unversehrten K. nennt man Mogila, die bereits geöffneten Majdan.

Kurhessen, s. Hessen-Kassel.

Kurhut (Kurfürstenhut), s. Fürstenhut und Abbildung bei Krone (Fig. 7).

Kurialien (lat.), die früher bei den Behörden üblichen Förmlichkeiten, Feierlichkeiten (Kurialsystem); auch die Förmlichkeiten der Kanzleischreibart sowie die Anwendung der Titel (vgl. Kanzleistil).

Kurialisten (lat.), eigentlich die in den Tribunalen der römischen Kurie arbeitenden Beamten; im weitern Sinn Anhänger der römischen Kurie, besonders diejenigen, welche für die Erweiterung der päpstlichen Macht eintreten.

Kurĭatstimme, Gesamtstimme, welche mehrere Stimmberechtigte zusammen abzugeben haben. So gab es auf dem frühern deutschen Reichstag im Fürstenrat vier Kuriatstimmen der gräflichen Häuser (die fränkische, schwäbische, westfälische und wetterauische Grafenbank) und zwei der Prälaten, welche nicht als Reichsfürsten eine Virilstimme führten (die rheinische und die schwäbische Prälatenbank). Im sogen. engern Rate des frühern deutschen Bundestags hatten nur die elf Groß- und Mittelstaaten "Virilstimmen". Die Kleinstaaten waren gruppenweise zu Kuriatstimmen vereinigt, z. B. in der 12. Kurie die großherzoglich und herzoglich sächsischen Häuser, in der 13. Braunschweig und Nassau etc., während bei den Beratungen im Plenum jeder Staat mindestens eine Stimme hatte.

Kurĭe (lat. curia), ursprünglich Name der 30 Abteilungen, in welche die drei Stämme der altrömischen Vollbürger oder Patrizier (die Ramnes, Tities und Luceres) sich gliederten. Jede derselben enthielt eine Anzahl (wahrscheinlich zehn) Geschlechter, und sie bildeten die Grundlage der ältesten und bis auf Servius Tullius einzigen Art der Volksversammlungen, der Comitia curiata, in denen nach Kurien abgestimmt wurde. Jede derselben hatte ihren Vorsteher, Curio genannt, und alle zusammen einen Obervorsteher, Curio maximus, und von diesen Kurionen wurden mit Hilfe eines Opferpriesters (Flamen curialis) auch die besondern gottesdienstlichen Handlungen (sacra) verwaltet, die jeder K. oblagen. Außerdem wurden mit dem Namen Curia auch die geweihten Gebäude benannt, in denen der Senat sich versammelte; am bekanntesten ist die Curia Hostilia, die von Tullus Hostilius erbaut war. In den Munizipien und Kolonien hieß K. die dem römischen Senat entsprechende oberste Verwaltungsbehörde. - Der neuere Sprachgebrauch hat das Wort K. in der Bedeutung Amtshaus, dann oberste Behörde, Hof eines Fürsten, angenommen. Daher Lehnskurie (Curia feudalis), s. v. w. Lehnshof. Vorzugsweise wird aber heute unter K. schlechtweg die päpstliche K. (päpstlicher Stuhl) verstanden, d. h. das päpstliche Kabinett oder der Beamtenkörper, dessen sich der Papst zur Ausübung seiner Primatialrechte bedient. Diese Beamten zerfallen in Kardinäle (s. Kardinal), Kurialprälaten (die höhern geistlichen Beamten Roms) und sogen. Kurialen (das Subalternpersonal der römischen K.). Aus diesen Beamten werden dann verschiedene Kollegien gebildet, namentlich das sogen. Konsistorium, welches über besonders wichtige Regierungshandlungen beschließt und aus den Kardinälen unter dem Vorsitz des Papstes besteht, und die Kongregationen (s. Kongregation) sowie das päpstliche Sekretariat, namentlich das Staatssekretariat, ferner die Cancellaria apostolica zur Ausfertigung der Bullen (s. Bulle), die Secretaria brevium zur Ausfertigung der Breven (s. Breve), das Sekretariat der Bittschriften und das des lateinischen Briefwechsels. K. nannte man auch die auf dem frühern deutschen Reichstag und in dem engern Rate der deutschen Bundesversammlung zu einer Gesamtstimme (Kuriatstimme) vereinigten Stimmberechtigten.

Kurīer (franz. courrier), Eilbote, besonders ein von einem Hof oder Kabinett oder einem Gesandten mit wichtigen Nachrichten abgeschickter.

Kurieren (lat.), heilen, herstellen.

Kurīlen (von den Japanern Tsisima, d. h. tausend Inseln, genannt), eine seit 1875 zu Japan gehörige, aus zehn größern und vielen kleinen Inseln bestehende Inselkette zwischen 51 und 43° 30' nördl. Br., von der Nordküste Jesos bis zur Südspitze Kamtschatkas, dem Ochotskischen Meer im W., dem Stillen Ozean im O., mit einem Gesamtareal von 14,826 qkm (269 QM.), aber nur mit (1880) 497 Einw. Die bedeutendste ist Etorofu oder Itorup, 6725 qkm (122 QM.) groß, mit dem Hauptort Tomari, nächstdem Kunaschiri, 1518 qkm (27 QM.) groß, die beide schon vor 1875 zu Japan gehörten. Die K. ragen aus großen