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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Labiatifloren; Labiau; Labiche; Labien; Labienus; Labil; Labill.; Labillardière; Labisation; Labischin

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Labiatifloren - Labischin.

wöhnlich die beiden vordern, seltener die beiden seitlichen länger sind; bisweilen sind auch die letztern steril oder fehlgeschlagen. Die Filamente sind in der Röhre der Korolle inseriert, lang fadenförmig und liegen entweder einander parallel unter dem Helm, oder ragen abstehend aus der Blume hervor. Der Fruchtknoten ist oberständig, aus zwei Fruchtblättern gebildet und wird durch Einschnürung vom Rücken her in vier einsamige Klausen zerlegt; zwischen den Klausen erhebt sich ein einfacher, die Basen derselben verbindender Griffel, welcher an der Spitze in zwei mit den Narben versehene, spitzige Schenkel gespalten ist. Jede Klause enthält eine einzige aufrechte, anatrope Samenknospe. Die Frucht besteht aus vier von dem stehen bleibenden Kelch umgebenen, einsamigen Nüßchen. Der Same enthält innerhalb eines spärlichen fleischigen Endosperms einen geraden Embryo mit sehr kurzem, nach abwärts gerichtetem Würzelchen. Die Familie zählt an 2600 Arten; sie sind fast über die ganze Erde verbreitet, am häufigsten jedoch auf der nördlichen Halbkugel, besonders der Alten Welt, zumal in den Ländern, welche das Mittelländische Meer umgeben; von den kalten Klimaten sind sie fast gänzlich ausgeschlossen. Es sind meist aromatisch riechende Pflanzen mit ätherischem Öl, daher bald aromatische, reizende, bald tonische Arzneimittel oder Küchenpflanzen (Minze [Mentha L.], Quendel [Thymus L.], Ocimum L., Melissa Benth., Salvia L., Teucrium L., Majorana Mönch, Satureja L., Lavandula L.). Giftpflanzen kommen unter ihnen nicht vor. Vgl. G. Bentham, Labiatarum genera et species (Lond. 1832-36).

Labiatifloren, Ordnung im natürlichen Pflanzensystem unter den Dikotyledonen und Sympetalen, charakterisiert durch meist zweilippige Blüten, vier meist zweimächtige Staubgefäße, indem das fünfte hintere Staubgefäß fehlschlägt, in einigen Fällen nur zwei Staubgefäße, seltener regelmäßige, viergliederige Blüten mit vier gleichlangen Staubgefäßen und oberständigen, aus einem vordern und einem hintern Karpell gebildeten Fruchtknoten mit ungeteiltem Griffel, umfaßt die Familien der Labiaten, Verbenaceen, Skrofularineen, Lentibularieen, Gesneraceen, Orobancheen, Selagineen, Globularieen, Plantagineen, Bignoniaceen und Akanthaceen. L. heißt auch eine Unterabteilung der Kompositen.

Labiau, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, an der Deime, unweit des Kurischen Haffs, hat ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Reichsbanknebenstelle, eine Dampfbrauerei, Dampfsägemühlen, Fischhandel und (1885) 4744 fast nur evang. Einwohner. Hier am 20. Nov. 1656 Vertrag zwischen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm und dem König Karl X. Gustav von Schweden, durch welchen dieser die früher polnische, zuletzt schwedische Lehnshoheit über das Herzogtum Preußen und Ermeland aufhob. In dem zu erwartenden Frieden sollte Schweden das noch polnische Westpreußen und Pommerellen, ferner Kurland, Semgallen, Samogitien und Livland erhalten. Dagegen verzichtete der Kurfürst auf die Entschädigung durch polnisches Gebiet, welche ihm Schweden im Vertrag zu Marienburg (s. d.) in Aussicht gestellt hatte.

Labiche (spr. -bihsch), Eugène, bedeutender franz. Lustspieldichter, geb. 5. Mai 1815 zu Paris als der Sohn eines wohlhabenden Industriellen, besuchte das Collège Bourbon, bereiste dann Italien, von wo aus er in einige Pariser Blätter Plaudereien schrieb, die er später unter dem Titel: "La clef des champs" gesammelt herausgab, und brachte 1837 sein erstes Stück: "La cuvette d'eau", 1838 die Posse "Monsieur de Coislin" mit großem Erfolg zur Aufführung. Seitdem lieferte er vier Jahrzehnte hindurch den Pariser Bühnen, hauptsächlich den Genretheatern, einen reichen Schatz von Lustspielen, Possen, Vaudevilles etc., von denen einige für die Gattung mustergültig geblieben sind, und in denen sich fast immer ein kaustischer, menschenkundiger und doch nie verletzender Humor, seltene Schlagfertigkeit des Dialogs und sichere Bühnentechnik die Hand reichen. Wir nennen als die bedeutendsten: "Le chapeau de paille d'Italie" (1851); "Le misanthrope et l'Auvergnat" (1853); "Le voyage de M. Berrichon" (mit Martin, 1860); "La poudre aux yeux" (1861); "Célimare le bien-aimé" (1863); "La Cagnotte" (1864); "Un pied dans le crime" (1866); "Le plus heureux des trois" (mit Gondinet, 1870); "Doit-on le dire?" (1873); "Les trente millions de Gladiator" (mit Gille, 1875); "Le prix Martin" (mit Augier, 1876); "La Clé" (mit Duru, 1877). Eine Sammlung seiner sämtlichen Stücke erschien unter dem Titel: "Théâtre de L." (1879, 10 Bde.), mit Vorwort von Augier, und hatte einen beispiellosen buchhändlerischen Erfolg. Seit November 1880 ist L. an S. de Sacys Stelle Mitglied der französischen Akademie.

Labien (lat., "Lippen"), die unten und oben den Aufschnitt der Labialpfeifen begrenzenden Kanten.

Labienus, Titus Atius, röm. Feldherr, belangte als Volkstribun 63 v. Chr. auf Cäsars Veranlassung den von Cicero verteidigten Gajus Rabirius als Mörder des Saturninus, erwarb sich im gallischen Krieg als Cäsars Legat kriegerischen Ruhm und Reichtümer, ging aber 49, nach Ausbruch des Bürgerkriegs, zu Pompejus über und nahm hierauf an dem Bürgerkrieg sowohl in Griechenland als in Afrika und in Spanien als einer der obern Anführer thätigen Anteil. Er fand in der Schlacht bei Munda (17. März 45) seinen Tod. Sein Sohn Quintus, im Krieg zwischen den Triumvirn und den Mördern Cäsars Anhänger von Brutus und Cassius, ward von diesen 42, vor der Schlacht bei Philippi, an den Partherkönig Orodes I. gesendet, um dessen Hilfe zu erbitten, drang 40 mit Pakoros, dem Sohn des Königs, in Syrien und Vorderasien ein, wurde aber 39 von dem Legaten des Antonius, Publius Ventidius, im Taurus geschlagen und darauf in seinem Zufluchtsort in Kilikien getötet.

Labil (lat., "schwankend"), s. Standfähigkeit.

Labill., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. J. H. ^[Jacques Julien Houton] de Labillardière (s. d.).

Labillardière (spr. labijardjähr), Jacques Julien Houton de, Naturforscher und Reisender, geb. 23. Oktober 1755 zu Alençon, studierte in Montpellier Medizin und Botanik, bereiste das südliche Europa, Syrien und den Libanon sowie die Hauptinseln des Mittelmeers, nahm 1791 an der von d'Entrecasteaux geleiteten Expedition nach dem Kap, nach Australien und Java teil und kehrte erst 1795 nach Frankreich zurück. Seit 1800 Mitglied des Instituts, starb er 8. Jan. 1834 in Paris. Seine Hauptwerke sind: "Icones plantarum Syriae rariorum" (Par. 1791-1812, mit 58 Kupfern); "Novae Hollandiae plantarum specimen" (das. 1804-1806, 2 Bde. mit 265 Kupfern); "Relation du voyage à la recherche de Lapeyrouse etc." (das. 1800, 2 Bde. mit Atlas); "Sertum Austro-Caledonicum" (das. 1824-25, 2 Bde.).

Labisation (Bebisation), s. Solmisation.

Labischin, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Schubin, an der Netze, hat eine evange-^[folgende Seite]