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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: La Hedionda; Lahidschan; La Higuerita; Lahire; Lahitolle; Lähme; Lahmheit; Lähmung

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La Hedionda - Lähmung

Steinen; der alte prachtvolle Großmogulpalast, später Residenz Randschit-Singhs, Saman-Burdsch genannt. Zu den berühmtesten Anlagen gehört der Garten Dschahangirs, Schahlimar oder Schalamar genannt, mit drei Terrassen und 450 Fontänen. Die Stadt besitzt verschiedene staatliche Schulanstalten für Volks- und höhere Bildung, unter andern die Pandschab-Universität, das Orientalische Kolleg, eine Rechtsakademie und mediz. Schulen und Anstalten. Man fertigt Baumwollstoffe, Waffen, Flanell, Seide, Gold- und Silberlitzen; der Handel ist gering.

L. war bis 1008 Residenz alteinheimischer Hindu-Radschas, dann der ersten mohammed. Eroberer Indiens, der Ghasnawiden, bis 1186; hierauf der Ghoriden. Es wurde 1225 von dem Chowaresmier Dschalal-ud-din-Mankbarni, 1397 durch einen Heerführer des Mongolen Timur geplündert, 1525 vom Sultan Babar eingenommen, gehörte seitdem zum Reiche des Großmoguls und rivalisierte als Residenzstadt im 17. und 18. Jahrh. mit Dehli, verfiel aber mit dem Verfall des Kaiserreichs. 1846 wurden Stadt und Citadelle von der brit. Armee besetzt und 9. März daselbst ein "Übereinkommen" mit dem elfjährigen Maharadscha Dalip-Singh (s. d.) abgeschlossen.

La Hedionda (spr. ed-), Schwefelbad, s. Casares.

Lahidschan, einst die Hauptstadt der pers. Provinz Gilan, an der Straße nach Rescht, unweit des Kaspischen Meers, ein wichtiger Handelsplatz mit 8000 E. und Seidenzucht.

La Higuerita (spr. ige-), Ort bei Ayamonte (s. d.) in der span. Provinz Huelva.

Lahire (spr. lăihr), eigentlich Etienne Vignoles, Heerführer Karls VII. von Frankreich, geb. um 1390, hielt sich seit 1418 zur Partei des Dauphin, bekämpfte die Engländer und ihre franz. Parteigänger und entsetzte im Verein mit Jeanne d'Arc April 1429 das bedrängte Orleans. Nach der Schlacht bei Patay (1429) geleitete er Karl nach Reims zur Krönung und zur Belagerung von Paris. Als er 1430 gegen Rouen vordrang, um die Jungfrau zu retten, wurde er von den Engländern gefangen, entkam aber und wirkte 1432 bei der Einnahme von Chartres mit. In der Zeit des nationalen Aufschwungs zeichnete er sich auch ferner durch kühne Streifzüge in dem von den Engländern besetzten Gebiete nordöstlich von Paris aus; er nahm Soissons und drang wieder gegen Rouen vor. 1442 begleitete er den König nach Montauban, wo er 11. Jan. 1443 starb.

Lahitolle (spr. laïtóll), Périer de, franz. Artillerietechniker, geb. 31. März 1832 zu Gaillon (Eure), wurde im Feldzuge 1870 bei Wörth schwer verwundet, war an den in Frankreich nach 1871 angestellten Versuchen behufs Schaffung eines Feldgeschützes aus Stahl wesentlich beteiligt; das von ihm konstruierte und häufig nach ihm benannte 95 mm-Geschütz (s. Geschütz, Bd. 7, S. 917 b) gehörte nur vorübergehend der Feldartillerie an. L. war zuletzt Direktor der Geschützgießerei zu Bourges und starb 19. Aug. 1879 als Oberstlieutenant zu Poitiers.

Lähme, eine Krankheit der Haustiere, die in den ersten Tagen oder Wochen nach der Geburt auftritt und durch Fieber und Gelenkanschwellungen charakterisiert ist, die Lahmheit herbeiführen. Die Krankheit dauert 2-3 Wochen und führt in etwa 75 Proz. der Fälle zum Tode. Die L. beruht auf einer vom Nabel ausgehenden Blutvergiftung. Deshalb ist die Behandlung hauptsächlich eine vorbeugende und besteht in sorgfältiger Nabelpflege.

Lahmheit, Lahmen, Lahmgehen, Hinken (nicht zu verwechseln mit Lähmung), bei Pferden eine Bewegungsstörung, die, durch Schmerzhaftigkeit irgend einer Stelle eines Fußes verursacht, darin besteht, daß das Tier den betreffenden Fuß gar nicht oder unvollkommen belastet. Die Zahl der Zustände, die L. hervorrufen können, ist groß und die Erkennung des Sitzes der L. nicht immer leicht. Man unterscheidet je nach dem Sitze des Leidens Huf-, Fessel-, Sehnen-, Schulter-, Sprunggelenk-, Kniegelenk- und Hüftlahmheiten; auch durch Überbeine (s. d.) werden L. hervorgerufen. Diesen verschiedenen Arten von L. liegen entweder Quetschungen, Zerrungen mit Bluterguß oder Entzündungen zu Grunde, welche selbst durch Fehltritte, Verletzungen oder auch durch Erkältung (Schulterlahmheit, Rehe) hervorgerufen werden können.

Lähmung (Akinesis, Paralysis), in der Medizin derjenige Zustand, bei dem die Muskelthätigkeit durch Erkrankung der Muskeln selbst (sog. myopathische L.) oder der sie beherrschenden Nerven (sog. neuropathische L.) geschwächt oder vernichtet ist. Die L. kommt zu stande, indem entweder die Nervencentralorgane (Gehirn und Rückenmark) einen Teil ihrer Thätigkeit eingestellt haben (centrale L.), oder indem die Nervenleitung zu dem Muskel unterbrochen oder die Muskeln selbst erkrankt sind (peripherische L.). Die centrale L. kann verschiedener Art sein. Dieselbe kann schon dadurch gegeben sein, daß der Willensimpuls zu den Bewegungen fehlt (so bei Geisteskranken, Hysterischen), oder daß das Centralorgan für die Reflexbewegungen vernichtet ist, ohne daß die betreffenden Krankheitsherde selbst eine sichtbare Veränderung darböten; oder es können anatomisch nachweisbare Zerstörungen im Gehirn oder Rückenmark die Ursache der centralen L. sein, so mangelhafte Ernährung, Blutungen im Gehirn (Hirnschlag), Entzündungen u. dgl. Die centrale L. ist entweder eine cerebrale, wenn der Sitz der lähmenden Ursache im Gehirn ist, oder eine spinale, wenn die L. ihren Ausgangspunkt im Rückenmark hat. Bei den peripherischen L. ist, sofern sie nicht auf Erkrankung der Muskeln beruhen, entweder der Nerv in seinem Verlauf unterbrochen (zerschnitten, gequetscht, durch Neubildungen oder Entzündungen zerstört u. s. w.) oder in seiner molekularen Zusammensetzung durch fettige Entartung, Atrophie, Erweichung u. s. w. verändert.

Die L. ist entweder vollständig (Paralysis) oder unvollständig (Parese), in welch letzterm Falle nur eine Schwäche oder Funktionsstörung des befallenen Organs vorhanden ist. Die L. betrifft entweder den ganzen Körper mit Einschluß selbst des Gehirns (allgemeine Paralyse), oder nur einen Teil (partielle Paralyse), und wird dann, je nachdem sie einzelne Körperteile befällt, verschieden benannt: Hemiplegie (halbseitige L.), bei L. einer Körperseite, Paraplegie (Querlähmung), bei L. der untern Körperhälfte, Paralysis cruciata (gekreuzte L.), wenn einzelne Teile beider Körperhälften abwechselnd (z. B. rechte Gesichtshälfte, linker Arm und linkes Bein) betroffen sind. Bisweilen geht die L. mit einem unaufhörlichen unwillkürlichen Bewegen des kranken Gliedes einher, d. i. die sog. Zitter- oder Schüttellähmung (Paralysis agitans), welche namentlich alte Leute befällt. Die L., welche häufig mit Anästhesie (s. d.) verbunden vorkommen, sind um so ausgedehnter, je näher sich der verletzte Nerv den Centren befindet, je mehr ein-^[folgende Seite]