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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lalenbuch; Lälĭus; Lalla Rookh; Lallation; L'Allemand; Lally-Tollendal

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Lalenbuch - Lally-Tollendal.

(Par. 1803), ein Werk von 5000 Artikeln; "Des canaux de navigation et spécialement du canal de Languedoc" (das. 1778); "Abrégé de navigation" (das. 1793); "Astronomie des dames" (das. 1785, neue Aufl. 1841) und "Abrégé d'astronomie" (2. Aufl., das. 1795). Noch erwähnen wir seinen "Discours", die "Éloges" und sein "Dictionnaire des athées anciens et modernes" (mit Silvestre Maréchal, Par. 1800). In seinem Testament stiftete er bei der Akademie einen jährlichen Preis für die beste astronomische Abhandlung oder die merkwürdigste Beobachtung. Der unter seinem Namen als "Histoire céleste française" erschienene große Sternkatalog gründet sich auf die 1789-1800 ausgeführten Beobachtungen seines Neffen Michel Jean Jérôme Le Français und Burckhards und enthält 47,390 Sterne. Der erwähnte Neffe (geb. 21. April 1766 zu Courcy, gest. 7. April 1839 als Akademiker und Direktor der Sternwarte der École militaire in Paris) unterstützte überhaupt mit seiner Frau Marie Jeanne Amélie, geborne Harlay (geb. 1768), L. vielfach in seinen Beobachtungen und Rechnungen.

Lalenbuch (Die Schildbürger), altes deutsches Volksbuch, in welchem allerlei Stichelschwänke und lächerliche Geschichten, mit denen man einzelne Orte Deutschlands (wie Schöppenstedt, Buxtehude, Krähwinkel, Schilda, Polkwitz, Tripstrill etc.) zu necken pflegte, von einem ungenannten Autor geschickt zusammengestellt sind. Das Buch erschien in erster Ausgabe unter dem Titel: "Wunderseltzame Geschichten und Thaten der Schiltbürger in Misnopotamia, zusammengetragen durch M. Aleph Beth Gimel. Misnopotamia (Frankfurt) 1597" (abgedruckt in Hagens "Narrenbuch" sowie in Simrocks "Volksbüchern" und in Einzelausgaben) und wurde später unter dem Titel: "Grillenvertreiber" (Frankf. 1603 u. öfter) fortgesetzt.

Lälĭus, plebejisches röm. Geschlecht. Die namhaftesten Sprößlinge desselben waren:

1) Gajus, ein Freund des ältern Scipio Africanus, an dessen Feldzügen er von Jugend an teilnahm. Er begleitete ihn 211 v. Chr. nach Spanien und nahm dort an allen seinen kriegerischen Unternehmungen bis 206 wesentlichen Anteil. 205 wurde er mit einem Teil der Flotte nach Afrika vorausgesandt, wo er, in der Gegend von Hippo Regius landend, reiche Beute machte. 203 führte er selbständig Krieg gegen Syphax, den König der Masäsylier und Verbündeten der Karthager, den er besiegte und gefangen nahm. Er brachte diesen selbst nach Rom, kehrte aber 202 als Quästor nach Afrika zurück und trug namentlich in der Schlacht bei Zama als Befehlshaber der italischen Reiterei wesentlich zum Sieg bei. 197 war er plebejischer Ädil, 196 Prätor und 190 zugleich mit Lucius Scipio Konsul, konnte aber als solcher den gewünschten Oberbefehl gegen den König Antiochos nicht erlangen, da ihm sein Kollege vom Senat vorgezogen wurde.

2) Gajus, mit dem Beinamen Sapiens ("der Weise"), Sohn des vorigen, Freund des Scipio Ämilianus, war im dritten Punischen Krieg 147 und 146 v. Chr. Legat des Scipio und leistete demselben bei der Eroberung von Karthago wesentliche Dienste. 145 war er Prätor und führte mit Glück den Krieg gegen Viriathus; 140 war er Konsul. In den Gracchischen Unruhen stand er auf der Seite der Optimaten, obgleich er früh er selbst ein Ackergesetz im Sinn der Gracchen im Senat vorgeschlagen hatte. In Ciceros nach seinem Namen bezeichneten Gespräch über die Freundschaft ist er der Hauptsprecher. Er wird allgemein wegen seiner Weisheit und seiner besonders durch das Studium der griechischen Litteratur gewonnenen Bildung gerühmt. Viele schreiben ihm auch einen wesentlichen Anteil an den Komödien des ihm befreundeten Terenz zu. - Auch seine Tochter Lälia, Gemahlin des Augurs Quintus Mucius Scävola, zeichnete sich durch hohe Bildung aus.

Lalla Rookh (spr. ruk), Titel einer berühmten Dichtung von Thomas Moore (s. d.).

Lallation, s. Lambda.

L'Allemand (spr. lallmāng), 1) Fritz, Maler, geb. 1812 zu Hanau, bildete sich in Wien und trat zuerst 1835 als Künstler öffentlich auf. Er wählte zum Gegenstand seiner Darstellungen meist Szenen aus Österreichs Kämpfen seit 1848 und verstand es, bei aller Naturtreue den Stoff künstlerisch aufzufassen und geschickt zu gestalten. Seine Schlachtenbilder fanden an dem Kaiser einen besondern Gönner. L. starb 20. Sept. 1866 in Wien.

2) Siegmund, Maler, Neffe des vorigen, geb. 8. März 1840 zu Wien, entschied sich schon früh für die Malerei und empfing den ersten Unterricht von seinem Oheim und später von Chr. Ruben. Unter seinen ersten Bildern, die Episoden aus dem Krieg von 1859 in Oberitalien behandelten, gefielen besonders die französischen Offiziere auf dem Schlachtfeld von Magenta, gefallenen österreichischen Jägern Ehre bezeigend. Dann beteiligte er sich an den Illustrationen zu den von Quirin v. Leitner herausgegebenen "Gedenkblättern aus der Geschichte des österreichischen Heers". 1864 malte er eine Episode aus der Schlacht bei Kolin, eine ebenso klar geordnete wie lebendige Komposition, die auch in koloristischer Beziehung von tüchtigem Studium zeugt (im Besitz des Kaisers von Österreich). Von seinen spätern Bildern sind zu nennen: das Gefecht bei Översee, die Erstürmung des Königsbergs, der Siegestag von Custozza, die Schlacht bei Caldiero (für den Erzherzog Albrecht), Einzug der Dampierre-Kürassiere in die Hofburg und das Pendant: Ankunft des Dragonerregiments Graf Sternberg in Wien. Er hat auch kleine Stimmungsbilder aus dem Kriegsleben und Bildnisse gemalt (Reiterporträt des Generals Laudon, Kaiser von Österreich).

Lally-Tollendal (spr. -tollangdall), 1) Thomas Arthur, Graf von Lally, Baron von Tollendal, geb. 1702 zu Romans (Dauphiné) aus einer irischen, mit Jakob II. in Frankreich eingewanderten Familie, diente seit 1720 in einem irischen Regiment, das sein Vater Sir Gérard L. befehligte, focht seit 1741 in Flandern, Schottland und den Niederlanden, zeichnete sich bei Fontenoy 1745 aus, wurde zum Brigadier und 1756 zum Generalleutnant und Gouverneur aller französisch-ostindischen Niederlassungen ernannt. Er eröffnete dort sofort nach seiner Ankunft den Kampf gegen die britischen Besitzungen, eroberte eine Menge Plätze und Städte und belagerte selbst Madras, mußte sich aber nach einer schweren Niederlage unter den Mauern von Vandarachi auf das bedrohte Ponditscherri zurückziehen, wo er, im März 1760 von einer weit überlegenen englischen Armee und einer Flotte von 14 Linienschiffen eingeschlossen, sich nach tapferer Verteidigung 16. März 1761 auf Gnade und Ungnade ergeben mußte, worauf er als Kriegsgefangener nach England gebracht ward. Auf die Kunde, daß man ihn in Frankreich der Feigheit und Verräterei beschuldige, erwirkte er sich seine Befreiung, begab sich 1764 nach Paris, ward hier in die Bastille geworfen und 6. Mai 1766 zum Tode durch das Schwert verurteilt, weil er die Interessen des